«Ich danke Ihnen, Herr Koller, für das Färnseh-Züügs»

  05.06.2024 Rathus-Schüür

Donschtig-Träff Alle Menschen haben was zu erzählen, aber bei Prominenten ist das Interesse daran gross. So auch am Vormittag mit Röbi Koller in der Rathaus-Schüür.

FRANZ LUSTENBERGER

Auf der Strasse oder an der Ladenkasse erkannt zu werden, für den TV-Moderator Röbi Koller ist dies Alltag und gehört einfach zum Job: «Früher wollten die Menschen Autogramme, heute Selfies.» Neben Kritik erhalte er oft auch Worte der Dankbarkeit. Bekanntheit habe auch ihre kleinen Vorteile, erzählt Röbi Koller ein Beispiel aus der Zugfahrt. Der Kondukteur zu ihm: «Ich weiss, dass Sie ein 1.-Klass-GA haben, Sie müssen Ihr Billett nicht zeigen.» Diese Episoden sind Geschichten aus einem Buch, das erst im nächsten Jahr erscheinen wird und die Realität hinter den TV-Kulissen aufzeigen soll. Apropos Kulisse – während der Eurovision Song Contest ohne materielle Kulisse auskommt und wesentlich nur mit Lichteffekten die Halle gestaltet, sind bei der Sendung Happy Day viele reale Aufbauten und gebaute Elemente zu sehen. «Unser Studio ist noch richtig möbliert.»

Ein Glückstag für Hans Zumstein und Stéphane Lambiel
Das macht wohl einen Teil des Erfolgs der Sendung aus; man fühlt sich bei Happy Day zu Hause im eigenen Wohnzimmer, wo die ausgewählten Gäste auch von Koller überrascht werden. Dazu passte die erste Überraschung in der ersten Sendung im Jahre 2007; Hauptperson ist der damals 91jährige Hans Zumstein aus einem Altersheim im Kanton Obwalden, der sein Idol, den Eiskunstläufer Stéphane Lambiel trifft. Dieser freut sich und hat unter einer Bedingung zugesagt: Die Begegnung muss im Wallis stattfinden. Also hat das Fernsehteam Hans Zumstein zu früher Stunde in Kerns abgeholt und ist mit ihm ins Wallis gefahren. In einem zweiten Fahrzeug wurde gleich noch der grüne Stuhl aus dem Zimmer mitgenommen. Ein roter Teppich wird auf dem Eisfeld ausgerollt, dazu der grüne Stuhl. Hans Zumstein wird aufs Eis geführt und nimmt auf dem Sessel Platz: «Das ist ja fast das gleiche Grün wie zu Hause», sein lakonischer Kommentar. Und dann läuft Stéphane Lambiel seine Kür zur Musik von Antonio Vivaldi allein nur für den 91jährigen Senior aus dem Altersheim in Kerns. «s’schönschti Geschänk i mim Läbe.»

Ein Highlight in der Fernsehkarriere von Koller ist sicher auch die Sendung Eiger-live, die Reportage zur Erstbesteigung der Nordwand im Berner Oberland vor sechzig Jahren. Diese Wand sei auch deshalb so berühmt, weil sie so nahe an der Zivilisation ist, erläutert er im Gespräch. Das sei wie Fernsehen: «Man kann von der Kleinen Scheidegg die Kletterer mit dem Feldstecher live sehen, den erfolgreichen Durchstieg wie auch die Dramen.»

Ein wandernder Grossvater prägt die Radiowelt
Breiten Raum am Donschtig-Träff in der Rathaus-Schüür nahmen Geschichten aus der Familie ein, festgehalten im Buch «Umwege». Grossvater Fridolin wirkte als Schriftsteller und Pädagoge in Zug. Er war – so Enkel Röbi – in seinen Erinnerungen als Pädagoge fortschrittlich und gleichzeitig auch «altmodisch». Ruhe und Ordnung waren oberste Gebote, ansonsten gab es Hiebe: «Der berüchtigte Stock hatte seinen festen Platz neben der Wandtafel.» Grossvater interessierte sich aber auch sehr für die elektronischen Medien der damaligen Zeit, also für das Radio. Als Wanderfreund wollte er das breite Publikum für die Natur begeistern: So erfand Grossvater Koller gemeinsam mit den beiden Radiolegenden Elisabeth Schnell und Werner Vetterli das Konzept der Radiowanderungen. «Chum Bueb und lueg dis Ländli a» war über Jahrzehnte eine der beliebtesten Radiosendungen; so wie jetzt Happy Day seines Enkels im Fernsehen.

Aber Happy Day könne doch nicht alles sein, werde er etwa gefragt. «Was machst Du sonst noch?» Die Antwort fiel in der Rathaus-Schüür vielfältig aus. So spricht Koller regelmässig mit Gästen über den Songwriter und Nobelpreisträger Bob Dylan. Oder er engagiert sich für die NGO Commundo (ehemals Bethlehem Mission Immensee), welche sich mit Fachkräften für die Entwicklung im globalen Süden einsetzt.

Es gibt also ein Leben neben, wie es auch «ein Leben nach Happy Day» geben wird, ist der Moderator zuversichtlich. Nur eine Frage von einer Frau auf der Strasse habe er nicht beantwortet: «Ist dann Ihr Nachfolger auch so nett wie Sie?» Die Antwort wird Nik Hartmann ab Oktober 2025 geben.


Über eine halbe Million

Röbi Koller ist seit dem Beginn von Happy Day im Jahr 2007 das Gesicht der erfolgreichen Samstagabend-Show, die fünfmal im Jahr ausgestrahlt wird. Im letzten Jahr betrug der Zuschauerdurchschnitt 517’000 Personen (Overnight + 7, live plus zeitversetzte Nutzung bis am siebten Tag nach Erstausstrahlung). Das entspricht einem Marktanteil von 36,3 Prozent. Röbi Koller hat bis zum Abschied im April 2025 die Sendung insgesamt 86mal moderiert: «Die Menschen, die bei Happy Day überrascht werden, sind Vorbilder. Wie sie ihre Schicksalsgeschichten meistern, wie sie trotz Rückschlägen und widrigen Lebensumständen positiv in die Zukunft schauen, das hat mich und mein Team jedes Mal berührt.»


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