Andrea Middel lässt die Konkurrenz stehen
03.07.2024 Natur, KirchlichesDie Katholische Kirchgemeinde Baar wählte Andrea Middel zur neuen Finanzchefin. Sie erreichte im ersten und einzigen Wahlgang das absolute Mehr. 227 Personen gaben im Pfarreiheim Baar ihre Stimme ab.
MARCO MOROSOLI
Der Kirchenrat der Katholischen Kirchgemeinde Baar thront bei Versammlungen im Pfarreisaal über seinem Volk. Diese Szenerie ergibt sich nicht nur sprichwörtlich. Die Leitung der irdischen Geschäfte der Kirchgemeinde ist jeweils auf der Bühne des Pfarreiheim-Saals platziert.
Bei der Rechnungsgemeinde am vorvergangenen Montagabend, 24. Juni spielten die Gläubigen die Hauptrolle. Sie waren aufgerufen, einen neuen Finanzchef oder eine neue Finanzchefin für die Katholische Kirchgemeinde Baar zu wählen. Für dieses Amt bewarben sich mit Andrea Middel, Roger Bürgisser und Urs Langenegger gleich drei Personen. Das Rennen, so viel sei verraten, machte Middel.
Die Stimmenzähler hatten zu Beginn der Versammlung alle Mühe, die genaue Zahl der Anwesenden zu ermitteln. Ständig begehrten weitere Personen Einlass zum Pfarreiheimsaal. Bei Zählschluss begrüsste Kirchenratspräsident Thomas Inglin 227 Gemeindemitglieder. Die Fachstelle für Statistik des Kantons Zug erfasste Ende 2022 für Baar 11’172 Menschen mit katholischem Glauben. In Baar wohnen derzeit rund 25’000 Menschen.
Kandidierende brauchen «Mut und Rückgrat»
Der SVP-Kantonsrat Michael Riboni erwähnte denn auch in seinem Votum für den Kandidaten Bürgisser, dass eine solche Wahl die urdemokratischste Form sei, um eine Person zu wählen. Es brauche auch, so Riboni weiter, «Mut und Rückgrat», um sich dem Kirchenvolk zu stellen.
Die drei Personen, welche sich für das Amt als Finanzchef der Kirchgemeinde Baar zur Verfügung stellten, liessen sich jeweils von einer Person aus ihrem Umkreis vorstellen. Tony Noser, der diese Vorstellungsrunde mit der Kandidatin Middel begann, betonte, dass seine Favoritin die Integration als selbstverständlich erachte. Sie kenne auch viele Bereiche innerhalb der Pfarrei und bringe das Rüstzeug mit, um dieses verantwortungsvolle Amt ausfüllen zu können. Noser betonte auch die Sozialkompetenz Middels.
Der zweite Kandidat, Langenegger, liess durch seinen Sprecher die Versammlung wissen, dass er ein fachkundiger Mensch sei. Langenegger sei aber kein Mann der grossen Worte.
Bürgisser, der dritte der Wählbaren, umschrieb seine Motivation für das Amt des Finanzchefs kurz und bündig: «Baar liegt mir am Herzen.» Es fiel auch das Wort «engagiert». Der in Allenwinden Wohnhafte hatte schon im Dezember 2023 einen Anlauf zum Kirchenrat unternommen. Gewählt wurde aber ein anderer, der nach zwei Monaten das Handtuch warf. Deshalb kam es am 24. Juni zur erneuten Wahl eines Kirchenrates oder einer Kirchenrätin.
Vertreter der FDP und der Partei Die Mitte liessen die Anwesenden wissen, dass sie auf Bürgisser setzen würden. Derweil Middel Support in der Person der ehemaligen Baarer Gemeinderätin Sylvia Binzegger Imbach erhielt. Auch Binzegger sprach vom Mut, den es brauche, um ein solches Amt zu übernehmen. Mit ihrem Support hatte Middel nicht gerechnet.
Geheime Wahl schon von Beginn weg geplant
Nachdem genug gesagt war, begann die entscheidende Phase der Nachwahl: Die Stimmenzähler verteilten rote Zettelchen samt Bleistift, wenn gewünscht. Die Anwesenden, die stimmberechtigt waren, durften jeweils nur einen Namen draufschreiben. Dann verschwand der Kirchenratsschreiber Stefan Doppmann mit seinen helfenden Händen in einem anderen Raum.
Nach einiger Zeit war das Auszählen erledigt. Dem Kirchenratspräsidenten wurde ein Zettel gereicht. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass es nur einen Wahlgang geben würde. Ein Vorgehen, welches mit dem Kanton Zug abgesprochen worden war.
Es hätte ohnehin nur einen Wahlgang gebraucht, denn Middel erreichte 144 Stimmen von 227 eingegangenen. Damit schaffte sie das absolute Mehr. 64 Stimmen gingen an Bürgisser. Den Namen Langenegger schrieben 16 der Anwesenden auf ihren Wahlzettel. Eine klare Sache.
Die gewählte Middel erhielt grossen Applaus. Sie bedankte sich für das ihr entgegengebrachte Vertrauen. Damit war die Kirchgemeindeversammlung beendet. Der Apéro war eröffnet. Bevor die Neugewählte zu diesem kam, durfte sie viele Hände schütteln. Andere herzten sie. Dass Middel darauf hinwies, in der Einarbeitungszeit gegebenenfalls den langjährigen Finanzchef der Kirchgemeinde, Andreas Weber, zurate ziehen zu können, hat ihr sicher geholfen. Bescheiden sagte die neue Finanzchefin der Kirchgemeinde Baar: «Ein so gutes Resultat habe ich weder erhofft noch erwartet.» Sie strahlte übers ganze Gesicht. Sichtbar war die Spannung von ihr gewichen.
Bereits im zweiten Satz denkt die gebürtige Norddeutsche an ihre neue Herausforderung: «Ich sehe der neuen Aufgabe mit Freude entgegen.»