Auch wenige Pilze können glücklich machen

  10.09.2025 Natur/Umwelt

Natur Hauptsaison für Pilze ist der Herbst, wenn die meisten essbaren Pilze zu finden sind. Es ist auch die Zeit, in der die meisten Pilzsammlerinnen und -sammler unterwegs sind.

FRANZ LUSTENBERGER

Treffpunkt bei der Schutzengelkapelle, bereit zur Fahrt in den Wald, auf der Suche nach Pilzen. Peter Hotz ist seit seiner Jugend aktiver Pilzsammler. Er sei schon mit seinem Vater vor Jahren deswegen im Wald unterwegs gewesen. Nach beruflich bedingten Jahren im Ausland, unter anderem in Israel und in Island, ist der pensionierte Gärtner wieder vom Pilzvirus befallen: «Ich gehe ein- bis zweimal in der Woche in den Wald, um Pilze zu suchen und zu sammeln.» Auch heute streifen wir gemeinsam durch den Wald. Den Blick immer nach unten auf den Boden gerichtet. Wir finden Täublinge und kleine Semmel-Stoppelpilze; junge Exemplare sind wohlschmeckend und lange frisch. Letztere hat Hotz gleich am Abend zubereitet.

Die Ausbeute an diesem Nachmittag war nicht riesig, Aber darum geht es dem leidenschaftlichen Pilzsammler auch nicht in erster Linie: «Ich geniesse den Wald, das Umherstreifen in der Natur.» Das allein sei schon Lohn genug. Und er zeigt mir nach der Rückkehr aus dem Wald seine getrockneten Pilze im Glas, die er selber kocht, aber auch verschenkt. «Es geht mir beim Pilzsammeln nicht um die Menge.» Hotz konnte sich bei unserem Streifzug durch den Wald genau so über einen Frosch freuen, der auf einmal unter einem Baumstrunk hervorsprang, wie über gefundene Speisepilze.

Brombeeren und Abfall
Beim Sammeln von Pilzen in den Wäldern sollte man nicht nur auf den Boden blicken, sondern auch seine Nase verwenden, sagt die Pilzkontrolleurin Pamela Roesch, beim Rundgang durch einen Baarer Wald. Viele Anfängerinnen und Anfänger würden alles einpacken, kleinste oder auch alte, überreife Exemplare. Man sollte sich im Wald immer fragen, ob man diesen Pilz auch beim Grossverteiler kaufen würde. Roesch erwähnt auch den Abfall, den achtlose Spaziergängerinnen und Spaziergänger im Wald hinterlassen. Oder sie zeigt auf die grossen Flächen mit wildwachsenden Brombeeren, welche den Boden bedecken, das Vorhandensein und das Wachstum von Pilzen beeinträchtigen und letztlich Zeichen eines überdüngten Bodens sind.

219 Vereinsmitglieder
Orts- und Szenenwechsel, vom Wald in ein Schulzimmer des Landwirtschaftlichen Bildungs- und Beratungszentrums Schluechthof in Cham. Jeweils am Montagabend treffen sich Frauen und Männer des Vereins für Pilzkunde Zug und Umgebung zur Pilzbestimmung. Anfänger werden individuell oder in kleinen Gruppen unter kundiger Anleitung eines Mitglieds der Technischen Kommission in die Pilzbestimmung eingeführt. Etwas fortgeschrittenere Teilnehmer versuchen, in Kleingruppen oder alleine eine ihnen unbekannte Pilzart zu bestimmen. Zur Pilzbestimmung stehen allen Teilnehmern eine umfangreiche Bibliothek mit Fachbüchern und Fachzeitschriften, drei Mikroskope – eines davon mit Kamera und Bildschirm –, eine Stereolupe und Chemikalien zur Verfügung. «Wir wollen das Wissen über die Pilze an unsere Mitglieder weitergeben», sagt Pascal Kehrli, Obmann der Technischen Kommission, und im Beruf Klassenlehrperson im Wiesental in Baar. Derzeit zählt der Verein 219 Mitglieder. «Es kommen immer wieder auch jüngere Personen dazu.»

Bei allem Wissen aus Büchern: Bei Unsicherheit empfiehlt sich der Gang zur Pilzkontrolle. Für alle Gemeinden im Kanton ist die Kontrolle bei der Stadt Zug angesiedelt. In den Monaten August bis Oktober findet diese jeweils montags, mittwochs und samstags statt. Nach Angaben der Stadt Zug kommen pro Saison im Schnitt rund 450 Personen vorbei, mit insgesamt gut 500 Kilogramm Pilzen. Nach Aufhebung der Corona-Massnahmen hätten vor allem mehr unerfahrene Personen eher wahllos gesammelt. Darum der Ratschlag des Pilzvereins: «Sammelt mit gesundem Menschenverstand.»


Wichtige Tipps

Worauf ist beim Pilzesammeln zu achten? Katja Lehmann, Projektleiterin Natur und Lebensraum im Baudepartement der Stadt Zug, gibt ein paar Tipps: Zum Sammeln soll ein Korb verwendet werden. Und man soll nur bekannte Pilze sammeln. Diese sollen vorsichtig aus dem Untergrund ausgedreht werden. Die Stiele dürfen nicht abgeschnitten werden, da sonst wichtige Erkennungsmerkmale für die Bestimmung verloren gehen. Und: «Sammeln Sie nur so viele Pilze, wie sie verwerten können.» Auch wenn der Kanton Zug im Gegensatz zu anderen Kantonen keine Mengenbeschränkung kennt. In Naturschutzgebieten soll nicht gesammelt werden. Ein letzter Tipp: «Unbekannte oder giftige Pilze stehen lassen und auch nicht zertreten.»


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote