Baars Optimismus am Nationalfeiertag gehört belohnt
14.08.2024 NaturDie Wetterprognosen für den 1. August waren durchzogen. Die Organisatoren des Schweizer Geburtstags setzten auf eine Freiluftveranstaltung – und machten alles richtig.
MARCO MOROSOLI
Seit ein paar Jahren beginnt die Gemeinde Baar ihre offizielle 1.-August-Feier am späten Morgen. Um 15 Uhr ist dann bereits wieder Schluss. Die Menschen, welche den Schweizer Geburtstag am Abend noch einmal im kleineren Kreis feiern wollen, haben so in ihrer Agenda Platz für zwei Veranstaltungen.
Von den Anwesenden auf dem Platz vor der Rathus Schüür und dem Schulhaus Marktgasse waren beim Feststart diejenigen froh, welche unter den übergrossen Sonnenschirmen Platz fanden. Ein heftiger Regen zum Festbeginn liess nichts Gutes erahnen. Doch schnell zeigte sich die Sonne wieder und die rund 500 Anwesenden brauchten sich ums Wetter nicht mehr zu kümmern. Einzig mehrere bedruckte rote Papiere rettete niemand vor dem Regenguss. Sie waren mit dem Text und den Noten der Schweizer Nationalhymne bedruckt.
Dies war hilfreich, denn die Baarer Feldmusik begleitete die singende Festgemeinde über alle vier Strophen. Dies gab dem zentralen Punkt dieser Geburtstagsfeier der Schweiz einen würdigen Rahmen. Genauso muss es sein.
Erfrischend war auch, dass kein Politiker die Schweizer Geburtstagsrede hielt. Es war in diesem Jahr ein Touristiker. Sein Name: Dominic Keller. Seit Kurzem ist er Präsident von Zug Tourismus. In dieser Position ist er verantwortlich für die Vermarktung des Tourismus im Kanton Zug. Innerhalb kurzer Zeit bewegte Keller schon viel. Vor einem Jahr zum Beispiel mit einer App, die Zugern und Gästen viele interessante Orte empfiehlt, an denen Einheimische oftmals mit Scheuklappen vorbeilaufen.
Eine sehr persönliche Rede
Ob Baar ein weiterer Kandidat für eine solche virtuelle Schnitzeljagd sein könnte, vermochte der Zuger Tourismusdirektor nicht zu sagen. Seine Rede zum Nationalfeiertag war jedoch erfrischend, weil er viel gehörte Klischees nicht bemühte.
Vielmehr erzählte der 1.-August-Redner, dass er, wenn er am Morgen erwacht, beide Beine auf Baarer Boden hat. Schon früh erwähnte Dominic Keller: «Wir besinnen uns heute auf das, was uns eint, und nicht auf das, was uns trennt. Sei dies politisch, beruflich oder aber die Art und Weise, wie wir unser Leben gestalten.» Die Zahl 1291 lässt Keller aus, doch erinnert er daran, dass der letzte Krieg auf Schweizer Boden 1847 stattfand. Ein Bürgerkrieg. Erwähnenswert findet der Zuger Tourismusdirektor ferner, dass wir in Frieden und Freiheit leben können. Dies gälte es, mit Demut und Respekt zu geniessen. Auch das Thema «Integration» berührt der Festredner. Er spricht aus eigener Erfahrung. Seine Frau stammt aus Argentinien. Sie sei inzwischen mehr schweizerisch als er. Wie sich das äussert? Der Touristiker sagt: «Meine Frau schafft es, Joghurtbecher in drei Teile zu trennen. Der Aludeckel geht ins Aluminium, die Papieretikette ins Altpapier und der Plastikbecher ins Plastik-Recycling.»
Dominic Keller sagt in seiner sehr persönlichen Rede auch noch dies: «Es ist ein wunderbares Gefühl, wenn der Duft von Rösti und argentinischem Grillfleisch gleichzeitig aus der Wohnung strömt.»
Ein Privileg des Gemeindepräsidenten
Die Worte des Touristikers hört der Baarer Gemeindepräsident Walter Lipp, der im Publikum sitzt, zum ersten Mal: «Ich lese die Rede nie zum voraus.» Die Redenden wissen ja «was der 1. August darstellt».
Der Baarer Gemeindepräsident bezeichnet die Wahl des 1.-August-Redners als «ein Privileg». Er bemüht sich, jeweils Persönlichkeiten aus verschiedenen Bereichen zu verpflichten. Bald beginnt für ihn die Suche wieder.
Vorher ist aber noch eine andere, traditionelle Veranstaltung angesagt: das Baarer Dorffest Ende August (24./25. August).
Ein Baarer sagte, als er sich von der 1.-August-Feier auf den Heimweg machte: «Der Nationalfeiertag ist für mich in diesem Jahr das Warm-up fürs Dorffest.» Das dürften viele der Baarer Nationalfeiertagsgäste ebenso sehen.