400 Quadratmeter mehr Natur

  10.09.2025 Weitere

Der Raum beim Lidl-Geschäft wird aufgewertet. Neben dem Parkplatz entsteht eine Naturfläche als magerer Trocken - standort für einheimische Pflanzen und Insekten. Die Arbeiten sind im nächsten Frühjahr abgeschlossen.

FRANZ LUSTENBERGER

Der Platz bei der Einfahrt zum Lidl ist derzeit mit Erdhaufen und Baumaschinen überstellt. Grund dafür ist der Bau der Fernwärmeleitung der WWZ in diesem Ortsteil. Dies ist die Gelegenheit für die Gemeinde, statt eines normalen Rückbaus in den ursprünglichen Zustand gleich eine Verbesserung im Rahmen des Landschaftsentwicklungskonzepts LEK (siehe Box) umzusetzen. Franz Steffen, Leiter der Fachstelle Energie & Umwelt, sagt: «In der Siedlungslandschaft, wie hier konkret beim Lidl, wollen wir neue Flächen mit einem hohen Naturwert schaffen.» Die nahe Böschung des Bahndamms wurde in der Vergangenheit bereits mit Sträuchern ökologisch aufgewertet, sodass der Austausch für Echsen und Insekten zwischen den beiden Standorten möglich wird.

Attraktiv für Pflanzen, Tiere und Menschen
Angelegt wird eine Kieslandschaft von mindestens 30 Zentimeter Tiefe. Steine, Sandstellen, Wurzelstöcke, Totholzstämme sowie Mulden sollen den Platz für Fauna und Flora attraktiv machen. Dazu kommen weiter Nisthilfen für Wildbienen, die Bepflanzung mit Sträuchern sowie die Aussaat von passendem Saatgut. Steffen dazu: «Zu Beginn sieht diese Kieslandschaft fürs menschliche Auge nicht sehr attraktiv aus.» Aber, eine solche Landschaft brauche zur Entwicklung eben ihre Zeit. Gedacht ist auch an die Bewohnerinnen und Bewohner der angrenzenden Quartiere. Neben dem bereits bestehenden Park mit schattenspendenden Bäumen ist auch ein Bereich für Pétanque vorgesehen, Ein solcher Kiesstandort entspricht bei vielen Menschen nicht unbedingt ihren ästhetischen Idealen. Die Gemeinde hält dazu fest: «Die Schönheit verbirgt sich vor allem hinter der Vielfalt der Lebewesen, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind.» Deshalb will die Gemeinde aktiv vor Ort informieren. Die Fachstelle wird auch an der Gewerbeausstellung im kommenden März mit einem Stand präsent sein.

Projekte in Planung
Die Gemeinde will die Umsetzung des Landschaftsentwicklungskonzepts (LEK) Baar vorantreiben. Dazu gehört, dass Flächen im öffentlichen Raum ökologisch sowie hinsichtlich ihrer Aufenthaltsqualität aufgewertet werden. Ebenso sollen im Rahmen dieser Anstrengungen Privatgrundbesitzer und das Gewerbe ermutigt werden, den Aussenbereich ihrer Grundstücke naturnaher und klimaangepasster zu gestalten. Steffen meint, das Projekt Lidl-Park sei nicht nur eine umgesetzte Massnahme: «Es soll auch als Anschauungsbeispiel dienen, wie sich der Aussenraum naturnaher gestalten lässt».

In diesem Herbst ist eine ökologische Aufwertung der Hecke entlang der Früebergstrasse geplant. Ebenso soll noch im Herbst und im nächsten Frühling ein wenig genutzter Teil der Liegeweise im Schwimmbad Lättich ökologisch aufgewertet werden. Und – so Steffen – «weitere Projekte sind in Planung».

Vernetzung ist zentral
Der Biologe Pierre-Alain Oggier nennt diese kleinen und kleinsten Oasen des Naturschutzes «Konfetti-Biotope», als hätte jemand aus grosser Höhe einen Sack bunter Konfetti ausgeschüttet. Das sei nicht abschätzig gemeint. Die Naturschutzorganisation Pro Natura betont die Wichtigkeit jedes noch so kleinen Biotops. Aber, so Nicolas Gatten von Pro Natura: «Allein mit kleinen Schutzgebieten lässt sich der Niedergang der Biodiversität nicht umkehren.» Es brauche vor allem eine gute Vernetzung dieser einzelnen Flächen.

Das betont auch der Fachstellenleiter: «In der Gemeinde Baar möchten wir die flächendeckende Vernetzung fördern, indem wir die Gestaltung und den Unterhalt von öffentlichen Grünflächen überdenken.» Je mehr Flächen wie der Lidl-Park entstünden, auch in Kombination ähnlicher Projekte auf privaten Grundstücken, «umso besser kann die Vernetzung gewährleistet werden». Derzeit erarbeitet der Kanton eine Umsetzungsstrategie für das nationale Projekt «Ökologische Infrastruktur», mit dem ökologisch wertvolle Lebensräume gefördert und vernetzt werden sollen.


LEK in Kürze

Im Landschaftsentwicklungskonzept LEK werden die vorhandenen ökologischen und identitätsstiftenden Qualitäten bewusst gemacht. Die verschiedenen Nutzungen und Interessen werden aufgezeigt und Entwicklungsziele definiert. Ziel des LEK ist es, die Qualitäten der Baarer Landschaft zu erhalten und zu ergänzen. Die gemeinsam erarbeiteten Massnahmen dienen dazu, die verschiedenen Landschaften mit ihren Werten und Besonderheiten zu stärken, damit diese als wertvolle Ressource für das Wohlbefinden, die Erholung in der Natur, die Identität und die Biodiversität langfristig erhalten bleiben und gefördert werden können.

Das LEK ist ein von der gemeindlichen Verwaltung zu berücksichtigendes Planungsinstrument. Mit der Umsetzung der Massnahmen ist die Natur- und Umweltkommission unter Leitung von Franz Steffen betraut, die ihre Arbeit in diesem Jahr aufgenommen hat.


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