Stabilität statt Strasse: 30 Jahre HeGeBe ZOPA

  22.10.2025 Gesellschaft

Seit drei Jahrzehnten bietet die HeGeBe ZOPA Menschen mit Opioidabhängigkeit medizinische und psychosoziale Unterstützung. Die Einrichtung, die für den gesamten Kanton Zug zuständig ist, ist weit mehr als nur eine Abgabestelle.

RAHEL HEGGLIN

Am 9. Oktober konnten Interessierte anlässlich des 30-Jahr-Jubiläums die Räumlichkeiten an der Poststrasse 4a besichtigen. Dabei stand unter anderem der Betriebsleiter Oliver Weber für Fragen zur Verfügung. Er erklärte, dass die öffentliche Debatte um den Drogenkonsum zu den Anfangszeiten stark emotionalisiert und stigmatisierend war. Mittlerweile habe sich die Wahrnehmung verändert.

Dank Einrichtungen wie der HeGe-Be ZOPA ist die offene Drogenszene mehrheitlich verschwunden. Suchtbetroffene gibt es aber nach wie vor. Während Heroin weniger verbreitet ist als früher, kommen neue Konsumenten durch Partydrogen oder zunehmend auch über verschriebene oder illegal bezogene Schmerzmittel wie Morphin dazu.

Unterstützung in allen Lebensbereichen
Aktuell befinden sich im Kanton Zug rund 120 Personen in opioidgestützter Therapie, etwa die Hälfte davon besucht die HeGeBe ZOPA in Baar. Davon sind 33 der Klientinnen und Klienten in einer heroinunterstützten Therapie. «Seit wir im Jahr 2017 das Angebot niederschwelliger gestaltet haben, konnten wir noch mehr Menschen aufnehmen und halten», erklärt der Betriebsleiter.

Die Einrichtung arbeitet mit einem Team von zehn Mitarbeitenden aus Medizin, Pflege und Sozialarbeit, das an 365 Tagen im Jahr präsent ist. Dabei geht die Arbeit weit über die Abgabe hinaus: Sie umfasst psychosoziale Begleitung, Unterstützung im Alltag oder Hilfe bei Behördengängen. «Unser Team ist für die Betroffenen da, um Stabilität in allen Lebensbereichen zu geben», so der Betriebsleiter. Dies umfasst auch die Begleitung zu Hausärzten, Unterstützung bei administrativen Aufgaben oder individuelle Hilfeleistungen. «Zudem ist es wichtig, dass die Betroffenen ihre Termine im Alltag wahrnehmen. Deshalb bieten wir an, dass sie diese in unseren Räumlichkeiten vereinbaren können. Das ist für die Betroffenen oft einfacher», sagt die Bezugsperson Angela Bögli.

Früher bot man auch noch Kochoder Kreativkurse an. Diese Angebote wurden aber mit der Zeit angepasst oder eingestellt, um den Fokus stärker auf die niederschwelligen Unterstützungsangebote zu legen. Heute gibt es beispielsweise Achtsamkeits- und Qigong-Kurse oder angeleitete Gesprächsgruppen. Diese Kurse sind freiwillig und orientieren sich an den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten.

Abgabe findet unter strengen Kontrollen statt
Die heroingestützte Behandlung erfolgt unter strengen gesetzlichen Vorgaben und steht in drei Formen zur Verfügung: flüssiges Heroin, Tabletten und in Form zum Schnupfen.

Dies ermöglicht vor allem Patientinnen und Patienten mit stark geschädigten Venen eine schonendere Ein- Die Abgabe und Einnahme erfolgt in einem separaten Raum, in dem immer zwei Angestellte der HeGeBe ZOPA anwesend sind. Dabei geht es um die rigorose Kontrolle der Opiate, aber auch um die Sicherheit und Hygiene. «Sämtliche Abgaben werden gezählt, dokumentiert und über ein Computersystem verbucht, sodass keine Betäubungsmittel unkontrolliert verschwinden», erklärt Weber. Die Kombination aus medizinischer Kontrolle, individueller Begleitung und langfristiger Stabilisierung ermöglicht es, die Lebensqualität zu erhöhen, Schäden zu minimieren und gesellschaftliche Kosten zu senken.

Solche Stellen verhindern offene Drogenszene
Wie wichtig die Abgabestelle und die interdisziplinäre Begleitung der Betroffenen ist, unterstreicht auch die Geschäftsführerin Irene Simoni: «Hier können Betroffene geschützt konsumieren, ohne dass sie den Risiken, die ein Konsum auf der Strasse mitbringt, ausgesetzt sind. Dank diesen Angeboten wird auch eine offene Drogenszenen verhindert.» Simoni würde sich wünschen, dass die HeGeBe in Baar auch Betroffene aus den umliegenden Kantonen aufnehmen könnte. Aktuell besteht nur ein Leistungsauftrag mit zwei Kantonen, welche keine eigene HeGeBe-ZOPA-Stelle haben. «Für manche Betroffene wäre Baar aber näher als die HeGeBe-Stelle in ihrem eigenen Kanton», so Simoni. Für die Zukunft wünscht sie sich zudem, dass die Abgabestelle in Baar weiterhin auf Akzeptanz stösst und der Bedarf erkannt wird.


Internationales Erfolgsmodell

Laut Bundesamt für Statistik haben im Jahr 2022 rund 30’000 Menschen harte Drogen konsumiert. Gemäss Oliver Weber sind etwa 12’000 davon in Behandlung. Modelle wie das Angebot der HeGeBe ZOPA gelten international als vorbildlich und wurden oft kopiert, da solche Einrichtungen auch volkswirtschaftlich sinnvoll sind: «Ein unbehandelter Suchtkranker kostet die Gesellschaft rund 150 Franken pro Tag, im Gefängnis etwa 100 Franken, in einer Einrichtung wie der HeGeBe ZOPA rund 50 Franken», so Weber. Zudem sind die Lebensbedingungen für die betroffenen Menschen viel besser. Die HeGeBe ZOPA gehört wie das Lüssihaus zum Verein Anker. Dieser ist Auftragnehmer der Drogenkonferenz des Kantons Zug.


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