Auf dem Spinni-Areal geht es bald vorwärts

  05.11.2025 Bauen & Renovieren

Bauen Die Neugestaltung des Areals der alten Spinnerei im Nordosten von Baar rückt näher. Eine Beschwerde gegen das Grossprojekt wurde zurückgezogen. Nun sind die Investoren gefordert, das Baugesuch zu vervollständigen.

MARCO MOROSOLI

Grosse Bauprojekte erfordern einen langen Atem. Die Entwicklung des Areals der ehemaligen Spinnerei an der Lorze gehört zweifellos dazu. Die Planungsarbeiten für das rund sieben Fussballfelder grosse Gelände begannen bereits 2016. Zwei Baarer Bauvorstände, Paul Langenegger und Jost Arnold, reichten die umfangreichen Akten jeweils an ihre Nachfolger weiter. Nun erlebt der aktuelle Bauvorstand Zari Dzaferi die entscheidende Phase des Megaprojekts: den Beginn der Umsetzung. Geplant ist eine Realisierung in zwei Bauetappen.

Der Rückzug einer Einsprache durch einen Nachbarn des Baugrundstücks ebnet nun den Weg. Die Inhalte der Einsprache bleiben vertraulich. Bauvorstand Dzaferi fasst den neuen Stand wie folgt zusammen: «Die Einwohnergemeinde Baar begrüsst den Rückzug der Beschwerde sowie die inzwischen erfolgte Genehmigung durch den Regierungsrat.» Damit ist das für Baar bedeutende Projekt rechtlich gesichert.

Dzaferi lässt zudem durchblicken, dass ihn die Verzögerungen verärgerten: «Die rechtlichen Auseinandersetzungen haben die Schaffung von Wohnraum – gerade auch altersgerechtem Wohnraum – verzögert.» Insgesamt sind auf dem Areal 70 Wohnungen für ältere Menschen vorgesehen.

Preisgünstige Wohnungen gehören zum Projekt
Genauso wichtig ist die Schaffung von preisgünstigem Wohnraum. Die Eigentümerschaft plant insgesamt 370 Wohnungen, davon werden 70 als «preisgünstig» ausgewiesen, weitere 70 sind altersgerecht konzipiert.

Es braucht wenig Fantasie, um zu prognostizieren, dass diese Wohnungen in bester Baarer Lage rasch ihre Mieter finden werden. Bereits bei der Überbauung Vogelwinkel oberhalb der Ägeristrasse hätten – laut einem Mitbieter – einige Einheiten zweistellige Interessentenlisten verzeichnet.

Bevor jedoch der Baustart auf dem über 50’000 Quadratmeter grossen Areal erfolgen kann, muss die Eigentümerschaft gemeinsam mit den Planern das Baugesuch vollständig ausarbeiten. Die Einwohnergemeinde Baar begleitet diesen Prozess weiterhin eng, wie Dzaferi betont.

Auch das Bewilligungsverfahren relativiert er: Bei dem Projekt handle es sich um eine sehr grosse, komplexe Arealentwicklung mit zahlreichen Abhängigkeiten. Die kantonale Denkmalpflege ist eng eingebunden.

Die anstehende Ortsplanungsrevision wirft Schatten
Laut Dzaferi beinhalten die Planungen nicht nur die üblichen Bebauungspläne, sondern auch zusätzliche, ressourcenintensive Verfahren nach kantonalem Recht. Dieses Vorgehen habe jedoch auch Vorteile: «Im Gegenzug kann auf diesem Weg eine umfassendere Innenentwicklung realisiert werden.» Für den Bauvorstand ist das Spinnerei-Areal ein Vorzeigeprojekt der Baarer Innenentwicklung.

Die Arealentwicklung im Nordosten von Baar gilt somit auch als Leuchtturmprojekt für die bevorstehende Ortsplanungsrevision, die wiederum die Basis für die kommunale Entwicklung in den kommenden 15 Jahren legt. Ein Termin für die Abstimmung über die neue Bauordnung steht noch nicht fest, könnte aber bereits im nächsten Jahr folgen.

Im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung des Spinnerei-Areals spielt auch die Verkehrssituation eine zentrale Rolle. Neben Wohnungen wird auch Gewerbe eingeplant, was spürbare Auswirkungen auf Verkehr, Parkierung und Infrastruktur in Baar erwarten lässt.

Dazu hat die Alternative – die Grünen Baar (ALG) jüngst eine Interpellation an den Gemeinderat eingereicht. Die Partei will Auskunft zu den Auswirkungen auf unterschiedliche Verkehrsformen – insbesondere den öffentlichen Verkehr und den Langsamverkehr. Auch die mögliche Verlängerung der Stadtbahn ins Gebiet Lättich und zur Spinnerei wird vorgeschlagen. Eine solche Neubaustrecke müsste von der bestehenden Linie Baar–Zürich abzweigen.

Eine weitere Herausforderung steht mit der grössten temporären SBB-Baustelle der Schweiz bevor: Der Bau des zweiröhrigen Zimmerberg-Basistunnels II (ZBT II) zwischen Baar Litti und Thalwil Nidelbad ist Teil des nächsten Ausbauschritts Luzern–Zug–Zürich. Der Aushub soll zwar grösstenteils vor Ort deponiert werden. Dennoch dürfte der Bau der neuen Bahnverbindung im Nordwesten von Baar zusätzlichen Verkehr verursachen.

Das im Oktober 2025 veröffentlichte Gutachten «Verkehr 2045» misst dem Bau des ZBT II höchste Priorität bei. Zum einen sollen die Wachstumsregionen Luzern, Zug und Zürich besser vernetzt, zum anderen die Nord-Süd-Achse Zürich– Zug–Tessin gestärkt werden. Zentral ist hierbei der geplante Durchgangsbahnhof Luzern. Aussagen zum Zeitplan fehlen jedoch – auch hier ist mit einer Umsetzung im Verlauf von mehreren Jahren zu rechnen.


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