Braucht der Darm im Alter mehr Pflege?
05.11.2025 GesellschaftIm Rahmen der Veranstaltungsreihe «Gesund altern in Baar» informierten zwei Experten über unser Verdauungsorgan: Welche Krankheiten können im Alter auftreten? Was sind Ursachen? Wie kann man vorbeugen?
ANNETTE KNÜSEL
Personen im Alter 50+ beschäftigen sich besonders stark mit präventiver Ernährung, Verdauung und Mikrobiom-Themen. Das ergibt eine Recherche mit der KI «Perplexity», die sich auf diverse Studien stützt, unter anderem von CSS und Sanitas. Als Motivation werden Beschwerden wie Blähungen, Verstopfungen oder Reizdarm genannt, aber auch der Wunsch nach längerer Vitalität und gesundem Altern.
Das Altern hinterlässt Spuren, auch im Verdauungstrakt
Wird die Verdauung im Alter also zum Problem? «Häufig ja», sagt Dr. med. Jochen Schmidt, Leiter Gastroenterologie am Zuger Kantonsspital. «Unsere Sprechstunde ist voll mit Menschen, die wegen altersbedingter Verdauungsbeschwerden Rat suchen.» In seinem Vortrag im Gemeindesaal erläuterte er zunächst die Anatomie des Bauchraums und stellte die beteiligten Organe – insbesondere den Dickdarm – sowie ihre Funktionen vor. Dann gab er Einblick in die Vielfalt der Beschwerden und zeigte die Behandlungsmöglichkeiten auf.
Sehr häufig tritt im fortgeschrittenen Alter Verstopfung auf, wissenschaftlich definiert als: weniger als drei Stuhlgänge pro Woche und harter, schwer auszuscheidender Stuhl. Viele verschiedene Ursachen für Verstopfung gebe es. Eine häufige sei fehlerhafte Ernährung. «Die Art und Weise, wie wir uns ernähren, tut der Verdauung nicht gut», sagte Schmidt und verwies auf den zweiten Teil der Veranstaltung, einen Vortrag über Ernährung.
Zum Beispiel Verstopfung: Ursachen und Hilfsmöglichkeiten
Weitere Ursachen für Verstopfung: zu wenig trinken, zu wenig Bewegung, ein Reizdarm, Medikamente (insbesondere Schmerz- und Beruhigungsmittel), Divertikelkrankheit und Darmverengung. Unter einer ermüdeten oder entzündeten Darmwandmuskulatur (Divertikel) leiden in der Schweiz etwa die Hälfte der Menschen über 50 Jahre. Oft verläuft diese Krankheit schmerz- und symptomfrei. Sie kann aber Verstopfung oder Durchfall hervorrufen und sogar einen Darmdurchbruch nach sich ziehen.
Was kann man gegen Verstopfung tun? Schmidt zählte auf: sich richtig ernähren; genug trinken – im Zweifel sogar nach Zeitplan –; sich bewegen; gemeinsam mit dem Arzt versuchen, Medikamente zu reduzieren; falls ein Reizdarm die Beschwerden verursacht, diesen behandeln; ein gestörtes Mikrobiom behandeln.
Es gibt noch andere altersbedingte Probleme des Darms, deren Folgen man nicht über sich ergehen lassen muss: Durchfall, Inkontinenz (für Wind, Urin oder Stuhl), Hämorrhoiden, Divertikelerkrankungen, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Krebs. Die Liste ist lang und unerfreulich, ein Gang zum Arzt kann sich lohnen.
Die Ernährung: ein ganz zentraler Faktor
Doch nicht immer braucht es gleich einen Arzt. Deshalb galt der zweite Vortrag des Nachmittags der Ernährung. Diese hat eine zentrale Bedeutung für unsere Gesundheit – und einen grossen Vorteil. Tanja Vogt, Leiterin Ernährungsberatung/-therapie am Zuger Kantonsspital hielt gleich zu Beginn fest: «Die Ernährung können wir steuern, andere Faktoren nicht.» Einflussfaktoren wie Genetik und Umweltgifte müssen wir oft genug hinnehmen, aber mit der richtigen Ernährung lassen sich einige Darmprobleme besänftigen oder sogar verhindern.
Vogt führte aus, warum die Ernährung so wichtig ist: Sie sichert die Nährstoffversorgung, beeinflusst die Darmflora, fördert oder stört die Verdauung, stärkt oder schwächt das Immunsystem, reduziert oder vermehrt Giftstoffe im Körper, erhält oder schwächt die Darmbarriere, die verhindert, dass schädliche Substanzen aus dem Darm ins Blut gelangen, und beeinflusst Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Störungen und Darmkrebs. Detailliert und anschaulich erklärte die Expertin, worauf man im Alltag achten kann, und fasste alle Empfehlungen am Ende so zusammen: «Nehmen Sie sich Zeit zum Essen, bewegen Sie sich regelmässig und trinken Sie genug!»
Das Gesellige kam nicht zur kurz
Nach 90 Minuten intensivem Zuhören war der Wissensdurst des Publikums weitgehend gestillt. Christine Rhein von Pro Senectute Zug, die gemeinsam mit der Gemeinde Baar zur Veranstaltung eingeladen hatte, lud zum Apéro. Einige Zuhörer nutzten die Gelegenheit, um mit der Referentin persönliche Fragen zu besprechen, doch die meisten der mehr als 200 Zuhörer verschoben sich in den Nebenraum. Insgesamt wirkte das Publikum zufrieden und gut informiert. Das Fazit reichte von «Habe nichts Neues gehört» bis zu «Ich bin sehr zufrieden». Eine Pflegekraft meinte: «Sie haben es gut erklärt.»


