Besser reparieren als wegwerfen

  25.09.2024 Gesellschaft

Zweimal im Jahr kommt das Repair Café Zug nach Baar. Im Gemeindesaal versuchten Hobby-Reparateure am 14. September, kaputte Sachen wieder instand zu setzen. Dabei war es immer wieder überraschend, mit welchen Utensilien die Leute vorbeikamen.

RAHEL HEGGLIN

Ob Toaster, Staubsauger, Halskette oder eine Puppe. Auf dem Warentisch mitten im Gemeindesaal lagen die unterschiedlichsten Dinge und warteten auf ihre Reparatur. Rund um den Tisch waren zwölf verschiedene Repair-Stationen aufgestellt. An jeder stand ein findiger Reparateur und hatte sein Corpus Delicti vor sich. «Bei diesem Staubsauger geht nichts mehr. Deshalb hab ich ihn auseinandergeschraubt, damit ich den Motor sehen kann», sagte Walter Hodel, der in seinem Alltag als Informatiker arbeitet. Die Vorgabe sagt, dass er rund eine halbe Stunde pro Gerät aufwenden kann. Geht es länger, muss er sich entscheiden, ob es überhaupt eine Möglichkeit für eine Reparatur gibt. «Ich habe auch schon Sachen mit nach Hause genommen und zu Hause weitergetüftelt. Manchmal findet man im Internet Anleitungen oder auch die nötigen Ersatzteile.» Dass er sich im Repair-Café engagiert, ist eine Herzensangelegenheit und auch ein Hobby. Ihn freut es jedes Mal, wenn er etwas flicken und so dem Besitzer eine Freude machen kann.

Alles für ein Lachen
Diese Freude spürte zwei Tische weiter der Reparateur Kevin Hamacher. Auch er in seinem Alltag Informatiker und an diesem Samstag dabei, die Lego-Lokomotive des sechsjährigen Jonas zu reparieren. Rund um den Tisch sassen auch sein Bruder und der Vater, Raphael Roth. Weshalb die Lokomotive den Geist aufgegeben hat, erklärt er so: «Die Jungs haben gespielt und wollten das Gefährt dann waschen. Offenbar fuhr es im Spiel durch den Dreck», sagte er und lacht. Dass Wasser und Elektronik nicht gut zusammenpassen, ist den Erwachsenen klar. Aber für die Kinder neu und somit eine Katastrophe, dass die geliebte Lok nicht mehr lief. Hamacher öffnete das Gehäuse und untersuchte und putzte sämtliche Elektronikteile. Und siehe da, plötzlich leuchteten die Lampen der Lok wieder. Ein freudiges Lachen machte sich auf den vier Gesichtern breit. «Das ist der schönste Lohn, wenn man jemandem so eine Freude machen kann», sagte der junge Reparateur.

Grosse Unterstützung
Geld bekommen die Reparateure nicht. «Sie machen das alles in Freiwilligenarbeit und viele davon schon seit Jahren», sagte Ivo Locher, Vorstand vom Verein Repair Café Zug. Er ist seit sechs Jahren im Verein und findet die Anlässe enorm wichtig. «Es gibt so viel, was weggeworfen wird, obwohl man es hätte reparieren können. Diese Wegwerfgesellschaft ist schade.»

Das Repair Café Zug findet in den Gemeinden Ägeri, Baar, Cham, Hünenberg, Menzingen und Zug je zweimal im Jahr statt. Für jeden Standort gibt es eine standortverantwortliche Person, welche den Anlass organisiert. In Baar ist es Zoe Badcock, die dafür mit der International School of Zug and Luzern (ISZL) und der Gemeinde zusammenarbeitet. Rund dreissig Personen aus der ISZL halfen beim Anlass mit. Sie waren für das Einweisen der Besuchenden zuständig oder unterstützten am Kuchenbuffet. Zudem hatten sie die Kuchen, Wähen und Quiche vorgängig gebacken. Von der Gemeinde gab es viel Unterstützung in Bezug auf den Raum und die Werbung. «Wir sind sehr dankbar für diese Hilfe. Wir dürfen den Gemeindesaal kostenlos nutzen, und auch das Mobiliar wie Tische und Stühle werden vorgängig aufgestellt. Zudem drucken die Gemeindeverantwortlichen die Plakate, damit wir für den Anlass werben können», freut sich Badcock, die als Lehrerin an der ISZL arbeitet und in Baar wohnt.

Vielfältiges Angebot
Wer etwas zur Reparatur bringen will, muss sich vorgängig am Empfangstisch melden und eine Verzichtserklärung unterschreiben. Diese besagt, dass die Reparateure keine Garantie übernehmen, sollten sie die Dinge nicht wieder zusammenflicken können. Wer etwas Aussergewöhnliches zur Reparatur bringen will, wird gebeten, sich vorgängig per E-Mail anzumelden. «Die meisten Leute kommen mit Elektrogeräten vorbei, wobei Kaffee- und Nähmaschinen die Spitzenreiter sind. Kaffeemaschinen, die wir nicht erfolgreich reparieren können, dürfen wir an die Spezialisten des Fablabs Zug schicken.», erklärt Badcock. Aber auch Rasenmäher oder Vertikutierer werden in der Hoffnung gebracht, dass diese bald wieder laufen.

Erfolgreiche Bilanz
Finanziert wird der Anlass durch Spenden. Diese erfolgen entweder gleich vor Ort oder via Bankkonto, das auf der Webseite des Vereins steht. «An diesem Anlass haben wir über 800 Franken als Spenden erhalten. Das ist sehr grosszügig», so die Standortverantwortliche. Das Geld wird für Reparaturutensilien wie Ersatzteile oder Werkzeuge gebraucht und um den Verein zu finanzieren. Dass die Anlässe begehrt sind, zeigen die Zahlen: Rund 200 Besuchende konnten in Baar am Samstag, 14. September begrüsst werden. Insgesamt wurden 113 Gegenstände zur Reparatur gebracht, 53 Prozent davon konnten erfolgreich repariert werden.

Wer auch noch das eine oder andere kaputte Ding zu Hause hat, hat im Januar wieder die Möglichkeit, diese im Repair Café in Baar kostenlos zur Reparatur zu bringen.


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