Bienen in Baar: ein Sommer ohne Komplikationen
13.08.2025 Natur/UmweltNatur Die Baarer Imker sind mit dem Sommer sehr zufrieden. Anders als im Vorjahr konnten sie eine gute Honigernte einfahren. Nun haben die Vorbereitungen für den Winter begonnen – und damit für das nächste Jahr.
ANNETTE KNÜSEL
«2025 war für mich grundsätzlich erfreulich, weil nichts Grossartiges dazwischenkam», sagt Philipp Felber. Er hält fast 100 Bienenvölker. Etwa 50 davon sind Wirtschaftsvölker zur Honigproduktion. Im Frühling und im Sommer platziert Felber sie an vier verschiedenen Standorten: in Baar und in Cham, aber auch im Tessin und Graubünden. Zusätzlich züchtet er und hat aktuell etwa 50 Jungvölker zum Verkauf an andere Imker. Diese werden erst im nächsten Jahr als Wirtschaftsvölker Honig produzieren.
Damit gehört der Baarer zu den grösseren Imkern im Kanton. Als Vizepräsident des Kantonalen Zuger Imkervereins weiss er, dass die Saison bei den anderen Baarer Imkern ähnlich verlaufen ist wie bei ihm. Honig ist ein lokales Produkt, und Faktoren wie das Wetter, die Blüte oder allenfalls Schädlinge treffen die lokalen Imker ungefähr gleich.
Das Jahr begann mit wenig Bienen
Das Jahr 2025 hat zwar mit einem niedrigen Bienenbestand begonnen. «2024 war ein Spezialjahr», sagt Felber, «wir hatten im Baarer Raum eine massiv hohe Ernte, die aber unbrauchbar war.» Der Grund: Zementhonig. Das ist ein lokal auftretendes Phänomen, bei dem der Honig sehr hart ist, wie Zement. Die Imker merken das erst, wenn sie Ende Juli den Honig aus den Bienenstöcken holen. Er lässt sich dann fast nicht aus den Waben lösen und kann nicht geschleudert, also nicht für den Verzehr aufbereitet werden.
Auch für die Bienen war der Zementhonig ein Problem. Der Honig ist ihr Wintervorrat, und ist dieser sehr hart, brauchen sie sehr viel Energie, um ihn zu verzehren. Energie, die im Winter in der Regel nicht zur Verfügung steht. Zusätzlich war der Befall mit der Varroamilbe im Jahr 2024 recht ausgeprägt. So kam es, dass die Überlebensrate der Völker über den Winter niedrig war und die Imker im Frühling 2025 mit relativ wenigen Bienen starten mussten.
Jedes Jahr eine Herausforderung: die Varroamilbe
21 Tage dauert es, bis eine Biene aus der Larve schlüpft. Sie ist sofort einsatzbereit und verrichtet während der ersten 19 Tage ihres Lebens Innendienst im Bienenstock: Als Amme kümmert sie sich um Fütterung und Pflege der Brut. Oder sie arbeitet als Wächterin oder als Putzbiene. Die restlichen rund 20 Tage bis zu ihrem Tod geht sie als Sammelbiene nach draussen und bringt Pollen und Nektar in den Stock.
Die Varroamilbe vermehrt sich in der Brut. Sie ist die am häufigsten auftretende Bedrohung für die Gesundheit der Bienen. Je früher also das Wetter warm ist, der Bienenstock zu Leben erwacht und die Königin Eier legt, desto mehr Brutzyklen gibt es im Frühling und Sommer und desto schneller verbreitet sich die Varroamilbe. Bekämpfen kann der Imker die Milbe erst, wenn der Honig entnommen ist. Denn die dafür verwendete Ameisensäure würde den Geschmack des Honigs verfälschen. Es braucht also Wissen und Erfahrung, um den richtigen Zeitpunkt für die ersten Behandlung festzulegen: nicht zu früh, damit die Honigernte nicht zu klein wird, aber keinesfalls zu spät, damit der Milbenbefall vor dem Winter ausreichend eingedämmt werden kann.
Frühlings- und Sommerhonig sind verzehrbereit
Doch trotz der geringen Überlebensrate aus dem Winter 2024/25 ist der heurige Bienensommer gemäss Felber sehr erfreulich geworden: Es gab keine Infekte und die Honigernte war gut. Stimmt es, dass eine Biene in ihrem ganzen Leben gerade mal einen Teelöffel Honig produziert? «Eher weniger», meint der Imker. Von welchen Mengen Honig sprechen wir also bei einer guten Ernte? Felber führt aus: «Jedes Bienenvolk hat pro Jahr einen Eigenbedarf an Honig von 90 bis 100 Kilogramm.» Darüber hinaus haben seine Völker beim Frühlingshonig einen Überschuss von durchschnittlich sieben Kilogramm gesammelt, beim Sommerhonig aus dem Tessin waren es durchschnittlich 40 Kilogramm Überschuss und im Bündnerland sogar etwa 50 Kilogramm Überschuss pro Volk.
Ende Juli ist das Bienenjahr schon vorbei. In den ersten Augusttagen wird der Honig entnommen, geschleudert und abgefüllt. Dann kann er in den Verkauf gehen. Das läuft bei Felber meistens über Mund-zu-Mund-Propaganda. Einige Läden in Baar sichern sich aber auch ein Kontingent für ihre Kunden, so etwa der Metzger und der Bioladen im Dorfkern sowie der Sternenhof.
Im Herbst und Winter kehrt Ruhe ein
So lange das Wetter es zulässt, sammeln die Bienen weiter und produzieren Honig für den Eigenbedarf. Für den Imker stehen nun allerlei Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten an. Auch werden die Stöcke im September und im November nochmals gegen die Varroamilbe behandelt. Sinken die Temperaturen unter 15 Grad, bleiben die Bienen zu Hause. Dann kehrt Ruhe ein und die Imker hoffen auf eine hohe Überlebensrate nach dem Winter und einen guten Start in den nächsten Honigsommer.