Das Klingen, welches nicht enden will

  27.08.2025 Fitness & Gesundheit

Ein individuelles Rauschen im Ohr nennt die Wissenschaft «Tinnitus». Es handelt sich um ein Phänomen, dessen Ursache weitgehend unbekannt ist.

MARCO MOROSOLI

In Deutschland – so ergaben Umfragen – sind rund 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung von Tinnitus betroffen. Bei einer Einwohnerzahl von 83,4 Millionen sind das 16,7 Millionen, die etwas am Ohr haben. Auf die Schweiz heruntergerechnet (Anfang 2025: 9,05 Millionen Einwohner) wären das rund 1,81 Millionen Tinnitusbetroffene. Verlässliche Zahlen gibt es zur Schweiz nicht. Die immer lauter werdende Umgebung dürfte die Kurve der Tinnitusgeschädigten hierzulande immer schneller in die Höhe treiben.

Hörprobleme im Allgemeinen sind kein neues Phänomen. Das zeigt sich darin, dass in diesem Jahr der Zuger Verein Pro Audito am 6. September sein Hundert-Jahr-Jubiläum feiert. Der Festplatz befindet sich auf dem Zuger Landsgemeindeplatz. Der Zuger Verein ist – wie 23 andere Organisationen in der Deutschschweiz und im Tessin – unter dem Dach von Pro Audito Schweiz aktiv. Er bietet einen breiten Fächer von Hilfestellungen für Menschen, die Hörprobleme aller Art haben. Die Zuger Vereinigung hat für alle Anliegen ein offenes Ohr.

Ein Angebot für Betroffene
Eine hervorragende Adresse ist der TinnitusTreff in Baar, eine von Pro Audito Zug angebotene Selbsthilfegruppe. Diese trifft sich jeweils am letzten Montag des Monats im Pfarrheim der Reformierten Kirchgemeinde. Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr und dauert zwei Stunden. Leiter der offenen Gruppe ist Silvio Zgraggen. Der gegenseitige Austausch kann für den einen oder anderen Teilnehmenden ein Türöffner sein. Nur schon das Wissen, dass es anderen ähnlich geht, kann eine Hilfe sein. Die nächste Zusammenkunft findet am 29. September statt. Jedermann ist herzlich willkommen. Die Teilnahme ist kostenlos (Kollekte).

Die weiteren Treffen der Tinnitus-Selbsthilfegruppe finden zudem am 27. Oktober und am 24. November statt.

Ein Tinnitus ist für die Aussenwelt nicht hörbar
Bei einer Frage können die Pro-Audito-Personen allerdings nicht weiterhelfen: Eine punktgenaue Analyse der Ursachen für Tinnitus. Die Bezeichnung geht auf das lateinische Verb «tinnire» zurück. Das lässt sich als «Klingeln» übersetzen. Im Weiteren fehlt bei der Wahrnehmung der Ohrgeräusche eine externe Schallquelle. Der Tinnitus kommt in verschiedenen Varianten daher. Es pfeift, summt, brummt, rauscht und zischt. Es soll sogar Menschen geben, bei denen ein kleines Orchester im Ohr für Aufmerksamkeit sorgt.

Für sich genommen, ist der Tinnitus keine eigenständige Krankheit. Es handelt sich vielmehr um ein Leiden, welches verschiedene Ursachen haben kann. Je nach Intensität des Lärmpegels im Ohr sind die Betroffenen in ihrem Fortkommen sehr eingeschränkt. Will heissen: Unweigerlich geht das mit einer Verminderung der Lebensqualität einher. Es fehlt den Betroffenen oftmals das Verständnis der Umgebung. Dies, weil der nervende Ton für die Umgebung ja nicht hörbar ist. Leidende berichten in diesem Zusammenhang nicht selten, dass das Umfeld der Betroffenen ratlos reagiert. Oder aber anfügen, dass man auch Tinnitus habe, einfach in einer weniger nervenden Variante. Es kann zudem sein, dass ein oder auch beide Ohren betroffen sind.

Die Ursachen für die Fehlkopplung im Bereich der Ohren sind ebenso wenig bekannt. Stress könnte ein Auslöser sein. Ebenso ein lauter Knall oder ein Hörsturz. Bei letzterem ist ein plötzlicher, unerklärlicher Hörverlust die Ursache.

Da ja, wie bereits erwähnt, die Ursachen für den Tinnitus unbekannt sind, gibt es auch keine Medikamente, welche das Pfeifen im Ohr verstummen lassen. Unmittelbar nach der Feststellung, dass ohrenintern etwas im Argen liegt, können noch gewisse pflanzliche Hilfsmittel eingesetzt werden. Bereits nach einem halben Jahr bezeichnen Kenner der Materie den Tinnitus als chronisch. Diesen könnten Betroffene dann kaum noch kurieren.

Nach dieser Feststellung geht es für die Betroffenen darum, individuelle Strategien zu entwickeln. Es soll möglich sein, diesen lauten Wohnungsgenossen im Hirn zurückzudrängen, sodass ein normales Leben – mit kleinen Abstrichen – weiterhin möglich ist. Hilfreich könnten allenfalls Hörgeräte sein.

Aktuell gibt es verschiedene Präparate im Internet, welche versprechen, dass mit den Tabletten X oder dem Pulver Z das Gehör in drei Wochen wieder auf Vordermann gebracht werden kann. Solche Angebote dürften aber wohl nur die verkaufenden Firmen glücklich machen. Da ist es ratsam, den Fachmann zu konsultieren, bevor grosse Investitionen gemacht werden.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote