Der Baarer Biber scheint weitergezogen zu sein
02.07.2025 Natur/UmweltZur Fasnachtszeit war auf Baarer Boden ein junger Biber aufgetaucht, offensichtlich ein richtiger Showtyp. Nun hat er die Alte Lorze wieder verlassen. Doch die Warnschilder des Kantons bleiben.
ANNETTE KNÜSEL
In vielen Filmen, Comics und Geschichten werden dem Biber ausgesprochen sympathische Rollen zugewiesen. Bei der Pfadi ist der Biber sogar die Identifikationsfigur für die Jüngsten. Mit dem Bilderbuch «Mit Mauna & Sori durchs Biberjahr» erleben die Fünf- und Sechsjährigen bei der Pfadi viele Abenteuer und lernen dabei Werte wie Freundschaft, Neugier, Naturverbundenheit und Teamgeist kennen.
Ein Biber wie aus dem Film
Dass wir den «Castor fiber» – so der lateinische Name – sympathisch finden, liegt sicher auch an seinem niedlichen Aussehen: an den übergrossen Zähnen, den wachen Augen, den kleinen Vorderpfoten. Seinen eher plumpen Körper bewegt er überraschend flink. Und wer ihm mal beim Arbeiten zuschauen konnte, weiss, dass der Biber ganz schön fleissig ist. Das alles macht ihn sehr sympathisch.
Der junge Biber an der Alten Lorze in Baar scheint das Klischee des «everbody’s darling» voll zu bestätigen. Brigitte Suter zum Beispiel hat ihn bis Ende April häufig gesehen. «Der hat sich vielleicht präsentiert!», erzählt sie. Das Tier habe keine Scheu gehabt und sei vor aller Augen herumgeschwommen. Auch habe er mitunter gut sichtbar in einer Erdmulde auf der anderen Seite des schmalen Wasserlaufs geschlafen (siehe Bild). Er scheint die Show im Blut zu haben, der Baarer Biber. Das ist ungewöhnlich.
Auch Beda Schlumpf, Abteilungsleiter beim kantonalen Amt für Wald und Wild, beschreibt den Burschen als «recht entspannt». Gerade deshalb weist er eindringlich darauf hin, dass der putzige Anblick trügt: Biber sind wehrhaft, dabei zielstrebig und einfallsreich. Gemäss info fauna, dem Daten- und Informationszentrum für die Wildtiere der Schweiz, können grosse Biber schwerer werden als ein Reh, dazu die Zähne ... Ein «everybody’s darling» ist der Biber deshalb nur aus der Ferne. Direkten Kontakt sollte man unbedingt meiden. Deshalb wurden auch die Warnschilder aufgestellt, und sie sind ernst zu nehmen.
Der Showtyp ist abgetaucht
«Biber siedeln sich schnell an und können dann auch schnell mal wieder weg sein», weiss Schlumpf ausserdem. Zu flaches Wasser, zu viele Menschen oder ein ungeeigneter Lebensraum sind mögliche Gründe dafür. An viele Menschen schien «everybody’s darling» sich nicht zu stören. Deshalb war die Frage: Wird er sich an der Alten Lorze niederlassen? Womöglich eine Familie gründen? «Einen Erdbau hat der Biber an der Alten Lorze zwar gebaut, aber keinen einzigen Damm», sagt Wildhüter Adrian Zehndner. Der Erdbau sei nicht besonders tief gewesen. Einmal sei er eingestürzt.
Das könne jedem Biber passieren, und die Biber wüssten, wie sie den Bau reparieren können, hält Zehnder fest. Aber der Baarer Biber hat sich diese Mühe offensichtlich nicht gemacht. Schon seit einigen Wochen präsentiert er sich nicht mehr an der Alten Lorze. Zehnder vermutet, dass er weiter aufwärts geschwommen ist. Im Mai wurde der junge Biber einmal nahe der Waldmannhalle gesichtet. Seither ist er abgetaucht.