Der «falter» bringt Bewegung ins Baarer Alter

  27.08.2025 Gesellschaft

Die Baarer Informationsstelle «falter» zeigt klar: Die Nachfrage nach Unterstützung im Alter ist gross, besonders bei Themen wie Wohnen und Gesundheit.

INGRID HIERONYMI

Am 1. Dezember 2023 wurde in Baar ein neues Kapitel für die ältere Bevölkerung aufgeschlagen: Die Informationsstelle für Altersfragen «falter» der Gemeinde nahm ihren Betrieb auf, mit dem Ziel, Fragen rund ums Älterwerden umfassend zu beantworten und Hilfe niedrigschwellig anzubieten. Nach eineinhalb Jahren zeigt sich, dass das neue Angebot Anklang findet.

Mittlerweile zählt der «falter» gegen 40 Beratungen pro Monat – Tendenz steigend. Zwei Drittel der Ratsuchenden sind Frauen. Der Grossteil sucht Hilfe für sich selbst, doch auch betreuende und pflegende Angehörige finden im «falter» ein offenes Ohr. Ebenso wenden sich Personen, die für Senioren aus ihrem Umfeld Unterstützung organisieren möchten, an die Fachstelle. Die Resonanz in der Bevölkerung ist durchwegs positiv. Die Menschen schätzen eine Anlaufstelle, die bei sozialen, finanziellen und gesundheitlichen Fragen weiterhilft und einen klaren Weg durch den oft unübersichtlichen Angebotsdschungel weist. Viele wenden sich an den «falter» für die Anmeldung bei der Spitex, bei Pro Senectute oder beim Roten Kreuz. Auch Hilfe beim Stellen von Anträgen für Ergänzungsleistungen und Hilflosenentschädigungen wird gerne in Anspruch genommen.

Wohnen bleibt die grösste Baustelle
Die Herausforderungen sind mannigfaltig. «Besonders die Wohnsituation brennt den Seniorinnen und Senioren unter den Nägeln», sagt Barbara Schmid-Häseli, Sozialvorsteherin im Gemeinderat. Viele ältere Menschen möchten in kleinere, günstigere Wohnungen ziehen.

Doch in Baar sind solche Wohnungen, die dazu noch barrierefrei sind, Mangelware. In diesem Bereich kann der «falter» nur beschränkt Unterstützung leisten, da schlichtweg das passende Angebot fehlt. Immerhin präsentiert sich ein Lichtblick am Horizont. Bis Ende 2026 sollen 25 neue Alterswohnungen im umgebauten Hochhaus H21 beim Pflegezentrum Baar bezugsbereit sein.

Als besondere Herausforderung hat sich erwiesen, dass Menschen ohne soziales Netz teilweise nur schwer erreicht werden können, obwohl gerade sie besonders von einer Anlaufstelle profitieren würden. «Für alleinstehende ältere Personen ist die Hemmschwelle, sich Unterstützung zu holen, besonders hoch», erläutert Schmid-Häseli. Daran ändert auch nichts, dass der «falter» allen Ratsuchenden offensteht und niederschwellige Hilfe anbietet.

Quartiertreffs stossen auf grosses Echo
Neben der Zentrale des «falter» an der Dorfstrasse 42 betreibt die Fachstelle drei weitere Standorte. Die Quartiertreffs in Allenwinden, Blickensdorf und Inwil werden gut aufgenommen, dienen jedoch mehr dem sozialen Austausch; Beratungen werden dort eher selten nachgefragt. Beratung findet hauptsächlich im Zentrum statt. Die Vernetzung innerhalb der Quartiere und die Förderung von Nachbarschaftshilfe sind Themen, die den «falter» weiterhin beschäftigen werden. Seit Eröffnung der Informationsstelle sind bereits spürbare Fortschritte erzielt worden. «Es tut sich viel in informellen Strukturen, wie beispielsweise Rückmeldungen der Spitex zeigen», so Schmid-Häseli. Wichtig sei der Gemeinde insbesondere, die Quartierbewohnenden dazu zu animieren, gegenseitige Hilfe zu leisten und eine funktionierende Nachbarschaftshilfe aufzubauen.

Neue Angebote in der Pipeline
Für die Zukunft schmiedet der «falter» bereits neue Pläne. Kreative Ideen kommen auch von den Mitarbeitenden, etwa von Catarina Rey, die neben ihrer Tätigkeit als Sozialarbeiterin in der Gemeinde auch im «falter» Ratsuchende betreut. «Eine Wohntauschplattform soll älteren Personen helfen, ihre zu gross gewordenen Wohnungen gegen günstige, kleinere Einheiten zu tauschen», so Rey. Erfreulich sei, dass es in Baar Vermieter gibt, die darauf verzichten, bei einem Auszug die Wohnungen zu sanieren und teurer weiterzuvermieten, wenn sie damit einen sozialverträglichen Tausch fördern können. Überdies sollen dank einem Konzept «Wohnen mit Service» ältere Menschen möglichst lange in ihren eigenen vier Wänden leben können, mit Unterstützung bei alltäglichen Herausforderungen.

Zudem sind präventive Hausbesuche mit vorgängiger Terminabsprache vorgesehen: Damit sollen Hemmschwellen abgebaut und ein direkter Zugang zur Beratung ermöglicht werden. Besonders für jene, die bislang keinen Draht zur Stelle gefunden haben. Auch der Quartiertreff im Wohnhof Murer Blickensdorf wird eine neue Funktion erhalten. Hier plant die Gemeinde eine Öffnung für generationenübergreifende Projekte und Feste. Zusammen mit der Fachstelle Kind und Jugend wurden bereits gemeinsame Anlässe ins Leben gerufen, etwa mit mobiler Spielanimation oder Bewegungsprogrammen.

Im kommenden Jahr soll ein Wirkungsbericht Klarheit darüber schaffen, wo der «falter» bereits Wirkung zeigt und wo Anpassungen Sinn machen. Schon jetzt zeigt sich jedoch: Der Bedarf nach einer zentralen Anlaufstelle für Altersfragen ist gegeben und steigt stetig an.


Öffnungszeiten «falter»:

– Zentrum, Neue Dorfstrasse 42: Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag 08.30 bis 12.00 Uhr, Mittwoch 9.30 bis 12 Uhr, zudem telefonisch von 13.30 bis 17 Uhr, Telefon 041 769 07 44
– Allenwinden, Pfadiheim, Winzrüti 1: Dienstag, 14 bis 17 Uhr
– Blickensdorf, Wohnhof Murer, Alte Kappelerstrasse 8: Freitag, 14 bis 17 Uhr
– Inwil, Sitzungszimmer Rainhalde, Untere Rainstrasse 11: Donnerstag, 14 bis 17 Uhr


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote