Der Start ins Berufsleben ist geglückt

  09.10.2024 Jugend

Mit dem Ende der obligatorischen Schulzeit beginnt für die meisten Jugendlichen ein neuer Lebensabschnitt, etwa mit einer Berufslehre. Wir haben mit Lernenden über ihre ersten Erfahrungen gesprochen.

FRANZ LUSTENBERGER

Sam Quni bereitet bei einem Umbau eines Einfamilienhauses Rohre für den Einbau in sanitäre Anlagen vor. Alisha Müller misst, schneidet und bügelt auf einem riesigen Tisch grosse Stoffstücke. Leandro Manella sitzt am Computer und befasst sich mit nichtbezahlten Rechnungen und Leumundszeugnissen. Sarina Berkhof verhilft hörbeeinträchtigten Menschen durch ein verbessertes Hörerlebnis zu mehr Lebensqualität. Vier Jugendliche in einer neuen Umgebung. Quni macht eine vierjährige Lehre als Sanitärinstallateur EFZ bei der Firma Steinmann Haustechnik AG. Müller will sich bei Heinrich Innenausstattung AG in den nächsten drei Jahren zur Wohntextilgestalterin EFZ ausbilden lassen. Marella absolviert die KV-Lehre in der Gemeindeverwaltung Baar, derzeit im Einsatz beim Betreibungsamt. Berkhof hat in diesem Sommer die Lehrstelle gewechselt und erlernt neu bei der Hörberatung Müller AG den Beruf der Hörsystemakustikerin EFZ.

Vier junge Menschen, vier ganz verschiedene Berufe. Und doch haben sie – wie sie im Gespräch mit der BaarerZytig sagen – vieles gemeinsam. Sie sind mit Elan und Freude ins Berufsleben gestartet, trotz des neuen Rhythmus. Der 16-jährige Sanitärinstallateur: «An das frühe Aufstehen musste ich mich erst etwas gewöhnen.» Aber jetzt, nach ein paar Wochen, sei es Routine. Es sei schon strenger als die Schule, sagt die textilbegeisterte Baarerin. «Die Arbeit in einem kleinen Team passt mir sehr gut.» Sie sei sehr gut aufgenommen worden. Das bestätigen auch die beiden anderen befragten Lernenden. Der KV-Lehrling geht noch einen Schritt weiter: «Im Gegensatz zur Schulzeit habe ich jetzt jeden Tag Lust aufzustehen und an die Arbeit zu gehen.»

Wichtige Schnuppertage
Sie habe schon immer etwas mit Stoff machen wollen, sagt Müller im Gespräch. «Das Fach Textiles Gestalten hat mich fasziniert.» Ihre Oma nähe gerne. Sie habe zweimal im Betrieb geschnuppert; gleiches gilt für Quni. Schnuppertage, idealerweise mindestens eine Woche, seien für die zukünftigen Lernenden wie für den Betrieb wichtig, betont Philippe Steinmann im Gespräch: «So lernt man sich persönlich kennen, beide kennen auch die jeweiligen Erwartungen.»

Breiter auf der Suche nach der passenden Stelle waren Manella und Berkhof, die im August im dritten Jahr ihre Lehrstelle gewechselt hat und nun neu bei der Hörberatung Müller AG die Ausbildung zur Hörsystemakustikerin abschliessen möchte. Manella hat an mehreren Orten geschnuppert und sich auch an mehreren Orten beworben: «Die KV-Lehre auf der Gemeinde hat sich dann als das Passende herauskristallisiert.» Berkhof hat auf der Suche nach einer Lehrstelle praktisch alle Berufe im Internet durchforstet. «Der Beruf der Hörsystemakustikerin hat mich neugierig gemacht.» Sie schätzt den direkten Kontakt mit vielen Menschen, denen sie in den Ohren sehr nahe kommt.

Neben der täglichen Arbeit im Büro, auf der Baustelle, im Atelier oder im Raum mit den Hörgeräten bleibt die Schule ein zentrales Element der beruflichen Ausbildung. Für den KV-Lehrling ist es einfach: Er besucht das Kaufmännische Berufsbildungszentrum in Zug. Als Sanitärinstallateur geht Quni ins Gewerblich-industrielle Bildungszentrum. Am Schulweg hat sich wenig verändert, einfach Zug statt Baar. Anders ist die Situation bei spezielleren Berufen. Alle angehenden Wohntextilgestalterinnen aus der Deutschschweiz besuchen die Schule in Solothurn, jeweils in einzelnen Wochenblöcken von Montag bis Freitag. Müller dazu: «Da wohne ich jeweils in der Jugendherberge.» Und die Hörsystemakustikerinnen treffen sich einmal in der Woche in Olten zum Schulunterricht.

Klares Ziel vor Augen
Alle vier Lernenden, mit denen die BaarerZytig über ihre Erfahrungen gesprochen hat, sind von ihrem Berufsentscheid nach wie vor überzeugt, und sie sind motiviert. Sie haben sich ein klares Ziel gesetzt. Stellvertretend für alle, der KV-Lehrling Manella: «Ich möchte die Lehre mit einer guten Note abschliessen.» Was danach kommt, ist offen. Lernbegierig sind sie jedenfalls alle.


Fünf Prozent mehr Lehrverträge

Die Berufslehre bleibt im Kanton Zug attraktiv. 1’250 Lernende haben in den ersten Augustwochen eine Berufslehre begonnen; das sind fünf Prozent mehr als im Sommer zuvor.
94 Prozent haben sich für eine EFZ-Lehre (Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis und damit für eine drei- oder vierjährige Ausbildung entschieden; 6 Prozent absolvieren eine zweijährige Attestlehre (EBA). 11 Prozent der Lernenden haben sich zudem für eine berufsbegleitende Matura entschieden.

Attraktiv sind die Lehrbetriebe im Kanton Zug aber nicht nur für die hier wohnhaften Schulabgängerinnen und -abgänger. Sie sind es auch für Lernende aus umliegenden Kantonen. Rund 40 Prozent der Lehrverträge wurden mit jungen Menschen aus anderen Kantonen abgeschlossen.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote