Die Forellen stehen unter starkem Druck

  07.05.2025 Natur/Umwelt

Seit anfangs März kann in der Lorze auf Baarer Boden wieder gefischt werden. Marcel Düring, kantonaler Fischereiaufseher, bezeichnet den Fischbestand generell als «stabil», mit Einschränkungen.

FRANZ LUSTENBERGER

Es ist 8 Uhr morgens. Edi Zumbach, jahrelang Leiter des Werkhofes Baar und noch viel länger leidenschaftlicher Fischer, macht sich bei der Verzweigung Schmittli bereit. Stiefel und Hose sowie eine leichte und bewegliche Teleskop-Angelrute gehören ebenso zur Ausrüstung wie eine kleine Büchse, gefüllt mit Erde und ein paar Würmern. Diese müssen bekanntlich den Fischen schmecken, und nicht dem Angler, wie ein geflügeltes Wort aus dem Marketing-Lehrbuch sagt.

Und die Würmer schmecken an diesem Tag offenbar besonders gut. Schon beim ersten Halt zappelt eine gut 26 Zentimeter lange Bachforelle an der Rute. Die Länge ist wichtig, denn Fische, welche die vorgeschriebene Mindestgrösse nicht erreichen, müssen wieder zurück in den Bach eingebracht werden. Zumbach legt im Gespräch Wert aufs «schonende Fischen». Dabei geht es darum, den Fischen beim Angeln möglichst wenig Schaden zuzufügen, sie im Wasser, und nicht an der Luft abzuhaken, und sie dann möglichst unverletzt wieder ins Wasser zurückzusetzen. Zudem darf in der Lorze nur mit einer Angelrute mit natürlichem oder künstlichem Köder, ohne Widerhaken, gefischt werden.

Korporation Baar-Dorf vergibt Patente
Zuständig für die Fischerei in der Lorze zwischen Schmittli und der Oberau ist die Korporation Baar-Dorf. Diese vergibt Jahrespatente. Voraussetzung ist ein sogenannter SaNa-Ausweis (Fischerei-Sachkundeausweis). Ein erster Kurs zum Erwerb des Ausweises von Mitte Mai in Zug ist übrigens bereits ausgebucht. Die Korporation vergibt anfangs Jahr rund 25 Patente, wobei Korporationsbürger Vorrang haben. Die Fischer erfassen ihre Fänge in einer Statistik, diese geht dann an das Amt für Wald und Wild der Direktion des Innern. Diese erstellt dann regelmässig die kantonale Fischfangstatistik sowohl für Zuger- und Ägerisee wie auch für Flüsse und Bäche.

Starke Wetterereignisse haben grosse Auswirkungen
Die Lorze ist beim Ausfluss aus dem Ägerisee reguliert; Restwassermengen sind für die verschiedenen kleinen Kraftwerke vorgegeben. Daher fehlt es nicht grundsätzlich an Wasser. Sorgen bereiten Marcel Düring, Fischereiaufseher der Direktion des Innern, vielmehr einzelne starke Wetterereignisse – also Starkniederschläge, die zu einem schnellen Anschwellen der Lorze führen. Die Forelle als standortgebundener Fisch ist solchen Ereignissen stark ausgeliefert. Das zeigt sich in der jährlichen Fangstatistik für die Bachforelle im Oberlauf der Lorze im Abschnitt Baar. Die Zahl der gefangenen Bachforellen ist in den letzten zehn Jahren von rund 150 auf etwas über 50 Fische zurückgegangen. Die Forellen leiden besonders unter den Folgen des Klimawandels und der damit einhergehenden Erwärmung des Wassers. Ab einer Wassertemperatur von 25 Grad wird es – so Düring – «für die Forelle kritisch».

Anders sieht es beim grösseren Alet aus. Die Fangstatistik für die Lorze im Gemeindegebiet Baar zeigt zwar grosse Ausschläge von Jahr zu Jahr. Doch könne der karpfenartige Alet als Generalist mit den Veränderungen besser umgehen als die sensible Forelle. Entsprechend seien die Bestände entsprechend stark, hält das Amt für Wald und Wild fest.

Sauerstoffreiche kleine Becken mit Verstecken
Die Lorze ist ein wichtiges Fortpflanzungsgewässer für verschiedene Fische. Entsprechend zentral ist die Gestaltung der Fluss- und Bachläufe für die Sicherstellung des Fischbestandes und des Erhalts der Fischarten. Düring dazu: «Strukturen, Bestockung und Platz sind das Wichtigste für einen Bach.» Mehr Platz sei leider nur schwer zu bekommen. Als Beispiel erwähnt der Fischereiaufseher die Lorzenausweitung im Gebiet Spinnerei. «Aber auch schon kleine Eingriffe können Grosses bewirken.» Wurzelstöcke, Buhnen oder auch nur die richtige Pflege können den Lebensraum für die Fische verbessern. Revitalisierungsprojekte wie beim Arbach oder beim Grossacherbach bei der Tangente würden zeigen, dass auch kleine Gewässer ein grosses Potenzial hätten. Düring weist in diesem Zusammenhang auch auf die Aufwertung an der alten Lorze hin. Ein Gewässer soll Strukturen haben, im Gewässer selber, aber auch durch Schatten werfende Bäume.

Zurück zum Baarer Fischer Zumbach. Mittlerweile sind wir einige hundert Meter dem Lorzenlauf nach unten gelaufen. Er hat wieder «einen schönen Gunten» entdeckt, also kleine Becken unterhalb einer kleinen Mauer. «Hier halten sich Forellen sehr gerne auf.» Denn das Wasser wird durch den Fall mit Sauerstoff angereichert; das tiefe Becken und die grossen Steine bieten Versteckmöglichkeiten vor natürlichen Feinden wie den Reihern. Schon wieder bewegt sich die Angel; diesmal eine schöne Regenbogenforelle. «Es gibt aber auch Tage, an denen ich nichts fange.» Dann sei er trotzdem zufrieden; ihm gehe es zwar auch um die Fische, aber besonders um die Zeit in der Natur.


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