Die Schule ist gefordert!
06.11.2024 ParteiforumDas heutige Parteiforum widmet sich dem Thema Schule. Die Schulen Baar leisten seit Jahren tolle Arbeit. Mit viel Herzblut der Lehrpersonen und weiterer Fachkräfte wird der Baarer Nachwuchs professionell geschult.
Unsere Klassen sind in den vergangenen Jahren immer heterogener geworden. Kinder mit unterschiedlichsten Bedürfnissen (Verhaltensauffälligkeiten, kulturelle Unterschiede, schulunreife Kinder) finden sich in der öffentlichen Schule wieder.
Was muss aus Sicht der Parteien gemacht werden, um der Heterogenität und den wachsenden Ansprüchen in der Schule auch zukünftig gerecht zu werden?
SVP
Malaika Hug
SVP Baar
Vorstandsmitglied
Unser duales Bildungssystem darf nicht an Attraktivität verlieren
«Quo vadis – öffentliche Schule? Es ist Aufgabe der öffentlichen Schule, unseren Kindern eine Schulbildung zu ermöglichen, welche nötig ist, damit sie nach der obligatorischen Schulzeit erfolgreich eine Ausbildung oder aber eine weiterführende Schule absolvieren können. Dazu gehört ein Leistungsausweis, an welchem sich die Kinder, aber auch die Eltern und schlussendlich Ausbildner oder Arbeitgebende orientieren können. Mittlerweile sind Noten verpönt – doch Noten sind nach wie vor aussagekräftige Wertungen in der Beurteilung des Wissensstandes. Man weiss genau, woran man ist.
Hohes Unterrichtsniveau als Schlüssel zum Erfolg
Ein weiterer Faktor ist ein hohes Unterrichtsniveau. Ein solches ist aber nur möglich, wenn alle Kinder der deutschen Sprache mächtig sind. Das Erlernen unserer Sprache ist essenziell für eine gute Integration – sowohl für die Kinder als auch für die Eltern. Es kann nicht Aufgabe der Schule sein, Dolmetscher für Elternabende oder dergleichen anzubieten. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Wiedereinführung der Übertrittsprüfung, sodass unser einmaliges duales Bildungssystem nicht an Attraktivität verliert. Ausserdem sollten in der Schule auch Werte wie Schweizer Kultur, Anstand, Rücksicht und Toleranz gestärkt werden. Hierzu braucht es klare Leitplanken und eine starke Rückendeckung für die Lehrpersonen, sowohl von der Schulleitung, aber auch von den Eltern. Denn, wirklich gute Schule beginnt Zuhause.»
FDP
Michael Radler
FDP Baar, Mitglied Schulkommission
Schulen Baar – Ein Ort der Vielfalt und Qualität
Als Mitglied der Schulkommission von Baar habe ich regelmässig Einblick in die Schulen und den Unterricht und kann mit Freude feststellen: Die Schulen in Baar leisten bemerkenswerte Arbeit. Unsere Lehrpersonen sind engagiert und begegnen ihrer täglichen Herausforderung mit Professionalität und Herz. Sie schaffen eine lernfördernde Atmosphäre, in der alle Schülerinnen und Schüler – unabhängig von Herkunft und Leistungsniveau – willkommen sind und gefördert werden.
Die Heterogenität in den Klassen hat in den letzten Jahren zugenommen. Die Bandbreite an Leistungsstärken sowie die kulturellen Unterschiede spiegeln die Vielfalt der Baarer Bevölkerung wider. Diese Vielfalt ist eine Herausforderung, doch unsere Schulen gehen damit kompetent und lösungsorientiert um. Dabei setzen sie auf Integration und Zusammenhalt, was der gesamten Gemeinde zugutekommt. Diese Arbeit ist essenziell, um die hohe Qualität des Unterrichts auch in Zukunft zu gewährleisten.
Häufig fokussieren schulische Diskussionen auf die Förderung der schwächeren Schülerinnen und Schüler. Doch es ist ebenso wichtig, die leistungsstarken Kinder in den Blick zu nehmen und ihre Begabungen gezielt zu fördern.
Denn sie werden eines Tages bedeutende Beiträge zur Gesellschaft und zur Wirtschaft leisten. Ein stärkeres Augenmerk auf Begabtenförderung könnte daher nicht nur den Schulen, sondern auch der Gemeinde Baar und ihrer Zukunft zugutekommen.
Die Mitte
Sara Pfyl-Döbeli
Die Mitte Baar
Vorstandsmitglied, Mitglied Kinder- und Jugendkommission
Mutig, grosszügig und kreativ
Veränderung ist die einzige Konstante: Menschen sind unterschiedlich, Schule ist das Abbild unserer Gesellschaft, Medien prägen unser Leben. Diese Komplexität fordert komplexe Lösungen. Wichtig sind eine gute Ausbildung und eine vorausschauende Schulplanung.
Ich nehme beispielhaft Massnahmen heraus, die helfen könnten, der Heterogenität gerechter zu werden:
Zusätzliche Ressourcen unterstützen das Lernen und entschärfen anspruchsvolle Situationen: Klassenassistenz, Teamteaching und Schulinseln im Schulhaus bewähren sich vielerorts. Ein Pool, aus dem bei Bedarf niederschwellig und rasch zusätzliches Personal zur Verfügung steht, wäre hilfreich.
Lernen in der Natur, auch in der Waldschule, bietet grosse Chancen und sollte verstärkt werden. Kinder, die spielen und Zeit in der Natur verbringen, erlernen essenzielle Fähigkeiten. Dies sollte von klein auf zum Familienalltag gehören.
Der überfüllte Lehrplan erzeugt Druck. Förderung und Selektion stehen oft im Widerspruch. Verschiedene Ansätze könnten helfen: Kleinklasse A im Sinne der Basisstufe, Französisch erst ab der 7. Klasse, Stärkung der kooperativen Oberstufe und des Kurzzeitgymnasiums, Reduktion von Benotung und Administration.
Kinder sind unsere Zukunft – da dürfen wir nicht sparen, sondern müssen investieren. Die Politik muss mutig und gemeinsam mit der Basis langfristig, grosszügig und kreativ denken. Wichtig ist, dass das Kind im Zentrum steht und wir alle – Kind, Schule, Eltern, Behörden, Politik – am gleichen Strick ziehen.
GLP
Daniel Rotzetter
GLP Baar
Präsident
Mehr Gipfeli für alle!
Frisch ausgezogen wollte ich mir damals Aufback-Gipfeli zubereiten. In der Mikrowelle. Meine Güte, hat das gerochen und geraucht!
Mangels Kenntnissen hätte ich natürlich die Anleitung des Herstellers befolgen müssen.
Auch im Schulsystem können wir auf vorhandene Expertise setzen und Empfehlungen folgen.
Gute Bildung ist die Grundlage für so vieles: richtiger Umgang mit der Umwelt, Wohlstand, eine funktionierende Gesellschaft und eben auch frische Gipfeli.
Um die damit verbundenen Herausforderungen anzugehen, sollten wir die Erfahrungen und Standpunkte von Wissenschaftlerinnen und Lehrern zurate ziehen. Und selber lernen aus Testläufen mit neuen Herangehensweisen.
Ein Beispiel ist die «Integrative Schule», welche grundsätzlich mehrheitlich befürwortet wird. Auf eine Anfrage der GLP hat hier der Kanton Zug mit Verweis auf den Lehrkräftemangel von den Schwierigkeiten berichtet. Es hat also auch hier geraucht.
Gut so! Versucht, und daraus gelernt. Es braucht mehr solcher Gipfeli-Erlebnisse. Weitere – gerne auch innovative – Unterfangen erlauben es nämlich, zusammen mit Bildungsdirektion, Gemeinden und Lehrpersonen für die derzeitigen unterschiedlichen Probleme jeweils passende Ansätze zu finden. Solche, die mit der aktuellen Personalsituation vereinbar sind und auch das Potenzial neuer Technologien nutzen.
Ich habe jedenfalls reagiert und esse nun Müesli zum Zmorge.
Schmeckt weniger, aber wenigstens verbrennt es nicht.
SP
Pascale Andermatt
SP Baar,
Mitglied der Schulkommission Baar
Die Schule ist gefordert
Die Schule ist Bildungsort und ein Ort der Sozialisation. Ein Ort, wo Freundschaften entstehen und Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, Religionen und Milieus zusammenkommen. Die Schule, als Abbild unserer Gesellschaft, wird auch beeinflusst durch die Digitalisierung, die Individualisierung und die zunehmende Komplexität unseres Alltags. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, nutzen die Schulen Baar diverse Instrumente. Der Lehrplan 21 legt den Fokus auf individuelles Lernen. Der fachliche wie auch überfachliche Lernstoff wird an die unterschiedlichen Ansprüche der Kinder und Jugendlichen angepasst. Dies stellt hohe Ansprüche an die Lehrpersonen. Sie werden dabei unterstützt von unter anderem Heilpädagoginnen sowie Schulsozialarbeitenden. Das Konzept Time-In wird angewendet, um auf spezifische Konstellationen im Klassenzimmer zu reagieren.
Ich bin überzeugt, dass mit den bestehenden Instrumenten auf die gesellschaftlichen Herausforderungen adäquat reagiert werden kann und die Kinder und Jugendlichen optimal gefördert werden.
Damit das so bleibt, ist es aus meiner Sicht wichtig, dass den Mitarbeitenden der Schulen Baar Sorge getragen wird und ihre Bedürfnisse ernst genommen werden. Zudem kann die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Fachpersonen gestärkt werden. Die Schulergänzende Betreuung (SEB) könnte eine zentrale Rolle einnehmen, wenn es um die Entwicklung der überfachlichen Kompetenzen geht. Dafür ist es jedoch unabdingbar, in Infrastruktur und Personal der SEB zu investieren.
ALG
Simon Uster
ALG Baar
Gemeinderatskandidat
Lehrer entlasten und Eltern in die Pflicht nehmen
Es ist unbestritten, dass die Lehrkräfte in den Schulen von Baar mit grossem Engagement für die Schülerinnen und Schüler da sind. Als Gesellschaft tragen wir die Verantwortung, ihnen dafür die nötigen Ressourcen bereitzustellen.
Die Vielfalt innerhalb der Klassen ist für alle eine grosse Herausforderung und auch eine Chance. Früh zu lernen, mit dieser Vielfalt umzugehen, ist in unserer Zeit von besonderer Bedeutung. Dennoch gibt es Grenzen – sowohl für Lehrkräfte als auch für die Schülerinnen und Schüler.
Um den Alltag in der Regelklasse zu entlasten, sollten Lehrkräfte jederzeit die Möglichkeit haben, Unterstützung anzufordern oder zeitweise separierende Massnahmen für verhaltensauffällige Kinder einzusetzen, um angespannte Situationen zu entschärfen.
Auch eine Reduktion der Klassengrösse würde den Lehrkräften helfen, mehr Zeit für die einzelnen Kinder zu haben. Dank der hervorragenden finanziellen Situation kann Baar hier in die Zukunft unserer Gesellschaft investieren. Die Stärkung von Angeboten wie schulergänzende Betreuung, Schulpsychologie und Schulsozialarbeit ist ebenfalls ein zentraler Baustein, um unser Bildungssystem zu verbessern.
Erziehung bleibt jedoch auch Aufgabe der Eltern, die wir stärker in die Pflicht nehmen müssen. Unsere Investitionen in die Kinder von heute zahlen sich aus – denn Bildung ist eine zentrale Ressource der Schweiz. Ein herzliches Dankeschön an alle, die sich täglich im Namen der Schulen Baar engagieren.
Das Parteiforum
Diese Rubrik soll den Ortsparteien die Möglichkeit geben, zu einem aktuellen Thema Stellung zu nehmen. Dieses Thema wird abwechselnd von einer Partei vorgegeben.
Sechsmal im Jahr erscheint das Parteiforum in der Baarer Zytig. Für das vorgegebene Thema, wie auch für die Antworten, sind die Parteien, und nicht die Baarer Zytig-Redaktion verantwortlich.