Die Stadtbahn, welche in einem Dorf endet

  04.12.2024 Region

Beim Fahrplanwechsel am 15. Dezember jährt sich zum 20. Mal die Einführung der Stadtbahn . Die weissen Triebzüge waren und sind ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Vernetzung zwischen den Verkehrs trägern Bahn und Bus.

MARCO MOROSOLI

Die meisten Passagiere der Zuger Stadtbahn kennen die Durchsage: «Nächster Halt: Baar. Endstation dieses Zuges. Wir bitten alle Reisenden auszusteigen und verabschieden uns von Ihnen.» Damit ist der Bahnhof Baar der nördlichste Punkt der Stadtbahn Zug.

Dieser Zustand bleibt noch länger erhalten, denn der Zuger Baudirektor Florian Weber macht auf Anfrage eine klare Aussage: «Mit dem Bahnausbauschritt 2035 ist keine Weiterführung einer Stadtbahnlinie über Baar hinaus vorgesehen.»

Zu Webers Direktion gehört die Abteilung für öffentlichen Verkehr, welche bei der Einführung der Zuger Stadtbahn am 12. Dezember 2004 federführend war. Zum Ausbauschritt 2035 gehört unter anderem der Bau des Zimmerberg-Basistunnels II von Baar-Litti und Thalwil-Nidelbad. Bahnprojekte – wie Zimmerberg-Basistunnel – stehen derzeit wieder zur Debatte, da der Bund finanziell knapp bei Kasse ist. Zudem bekam der Tunnel in der letzten Novemberwoche ein neues Preisschild. Die Kostenschätzung, so geht aus einem Bericht der «Neuen Zürcher Zeitung» hervor, soll über 1,4 Milliarden Franken betragen.

Die Stadtbahn Zug kommt auch in Baar an
Das schmälert den Erfolg der Zuger Stadtbahn und deren Vernetzung mit dem Busangebot in keiner Weise. Der Baarer Gemeinderat Hans Küng sagt: «Ich fahre gerne Stadtbahn.» Küng ist als Vorsteher Sicherheit/ Werkdienste mit dem Öffentlichen Verkehr beschäftigt.

Nach eigenem Bekunden nimmt der Gemeinderat die Stadtbahn mehrmals wöchentlich. Er sehe auch in den Morgen- und Abendstunden eine grosse Zahl an Pendlerinnen und Pendlern, welche die Stadtbahn nutzen. Küng macht noch einen Dreh mehr: «Die Stadtbahn ist zu einem festen Bestandteil geworden und ist im Umkehrschluss nicht mehr wegzudenken.»

Immer weiter mit dem Busnetz im Kanton Zug
Bewährt hat sich auch, dass es in Baar, Zug, Cham und Rotkreuz Drehkreuze gibt, wo Buslinien mit schlanken Anschlüssen für die Feinverteilung sorgen. Auch der Busverkehr erfuhr einen gehörigen Schub. Cyrill Weber, Unternehmensleiter der Zugerland Verkehrsbetriebe, sagt, dass die Einführung der Stadtbahn zu besseren Reiseketten führte. Mit dem Ausbau der Stadtbahn sei es, so Weber weiter, «zu einem historischen Ausbauschritt des Busnetzes gekommen».

Es gibt jetzt innerhalb des Kantons ein weitverzweigtes Busnetz. Es sind auch neue Linien dazugekommen. Seit dem Start der Zuger Stadtbahn sind viele weitere Verbesserungen umgesetzt worden und weitere kommen hinzu. Es gibt ab dem nächsten Fahrplanwechsel an Wochenenden einen durchgehenden Nachtbusbetrieb, der alle Zuger Gemeinden erreicht. Insgesamt bieten die ZVB ab dem neuen Fahrplan sieben Prozent mehr ÖV-Leistungen an. Davon profitiert auch Baar.

Die Baarer kommen immer mehr zu Bahn und Bus
Werktags können Baarer pro Stunde siebenmal mit dem Zug nach Zug und weiter nach Ennetsee fahren. Dazu kommen noch die Buslinien, die andere Achsen (Inwil) bedienen als die Bahn.

Baar hat so viel Zug wie noch nie
Erhellend ist in diesem Zusammenhang die Konsultation eines Fahrplanangebots vor etwas mehr als dreissig Jahren. Damals hielt nur der Vorläufer der heutigen S24 (Zug– Zürich) in Baar. Und das nur stündlich. Der Halt eines Interregio-Zuges von Luzern nach Zürich in Baar ist ebenfalls eine Bahnwohltat aus neuerer Zeit für die Räbenmetropole.

Der Zuger Regierungsrat Weber sagt denn auch: «Die Stadtbahn Zug bildet das Rückgrat des Öffentlichen Verkehrs im Kanton Zug.»

Im Busverkehr kommen immer mehr E-Fahrzeuge zum Einsatz. Aktuell sind es 24 von rund 120 Fahrzeugen der ZVB-Flotte.

Zug aus dem Kanton Thurgau

Der Zuger Stadtbahn danken, das müsste auch der Zug-Bauer Stadler Rail im thurgauischen Bussnang. Die Fahrzeuge, welche bei der Premiere im Jahre 2004 im Einsatz standen, waren frisch ab Fabrik. Sie verfügten durchgehend über Niederflurzustiege und Monitore für die Information der Reisenden. Mittlerweile hat Stadler Rail die «Stadtbahn-Flirts» in verschiedensten Variationen fast auf der ganzen Welt verkauft. Es sollen bereits rund 2’500 Triebzüge die Stadler- Werke verlassen haben.

Die Zuger «Flirts» (Abkürzung für flinker, leichter, innovativer Regionaltriebzug) sollen ab 2028 durch Flirt-Evo-Züge ersetzt werden. Das Stadtbahn-Zug-Logo gibt es heute auf zwölf vierteiligen Zügen. Einen speziellen Stadtbahn-Zug-Triebzug gibt es beim Fahrzeugwechsel nicht mehr. Dies sagt die SBB-Mediensprecherin Mara Zenhäussern. Alle neuen Züge liefert Stadler im SBB-Design. Sie gehören zu einer Bestellung von rund 300 Einheiten. Den Wegfall des Stadtbahn-Logos erklärt Zenhäusern so: «Dadurch sind wir flexibler im Rollmaterial-Einsatz und können die Züge in verschiedenen Regionen einsetzen.»

Ab 2028 könnten neue Züge auf der Zuger Stadtbahn verkehren
Bereits heute stellen aufmerksame Stadtbahnnutzer fest, dass Flirtzüge zum Beispiel aus der Nordwestschweiz auf dem Stadtbahn- Netz verkehren. Auch ein Flirt, der Gilberte de Courgenay gewidmet ist, verkehrt auf dem Zuger Stadtbahnnetz. De Courgenay ist eine Schweizer Kellnerin, die im Ersten und Zweiten Weltkrieg zum nationalen Symbol der spirituellen Landesverteidigung der Schweiz wurde. Wiederum sichten Reisende Stadtbahn-Züge im Mittelland. Die Hauptsache ist jedoch, dass die Stadtbahn-Züge pünktlich fahren. Ihre Herkunft ist für die meisten Nutzer zweitrangig.


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