Ein Abschied in Freude am Chileplatzfest

  19.06.2024 Kirchliches

Abschiede sind traurig, aber nie das pure
Ende, sondern immer wieder der Beginn neuer Wege und
Möglichkeiten. «Je lustiger, desto besser», ist allerdings die dezidierte Meinung der
Pfarrerin Vroni Stähli wie auch des Diakon Bruno
Baumgartner.

HANS-PETER SCHWEIZER

Der Gottesdienst in der reformierten Kirche folgt einer bestimmten Liturgie. Im Mittelpunkt des Gottesdienstes steht die Predigt. Am Freitag, 14. Juni war alles ein wenig anders: Die Gesprächspredigt war dem Abschied von Pfarrerin Vroni Stähli und Sozialdiakon Bruno Baumgartner gewidmet . Sie war als Auftakt zu einem aufgestellten Sommerfest auf dem Kirchenplatz gedacht.

Damit man von einem jüdischen Gottesdienst sprechen kann, müssen sich mindestens zehn im religiösen Sinne mündige jüdische Männer versammeln. So ist das «Quorum», die kleinste Gottesdienstgemeinschaft definiert. Bei uns in Baar sieht es da anders aus. Nicht nur spielt das Geschlecht keine Rolle, auch die Anzahl der Versammelten ist deutlich tiefer. Jesus sagt im Matthäusevangelium 18, 20: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Mit diesen Worten begann Pfarrer Manuel Bieler die Gesprächspredigt in der reformierten Kirche in Baar. Schon zwei Menschen können also im Christlichen als Gottesdienstgemeinschaft gelten. Das hat etwas sehr Radikales: Wenn schon nur zwei im gleichen Sinne, im Bewusstsein der Verbundenheit mit Gott, zusammen sind, dann findet Gottesdienst und christliche Gemeinschaft statt. Trotzdem macht es einen Unterschied, ob zwei, sechzig oder mehr Menschen miteinander feiern. Das Erleben einer grösseren Gemeinschaft besitzt eine eigene Kraft. Und in Anbetracht der sinkenden Mitgliederzahlen in allen Kirchen ist die Frage nach einer grösseren, tragenden Gemeinschaft keine Nebensächlichkeit.

Drei Fragen an die Scheidenden
Mit Blick auf den Ort Baar, stellte Pfarrer Bieler drei Fragen an Vrony und Bruno, welche sich allesamt um die kirchliche Gemeinschaft drehten: Was ist eigentlich Gemeinschaft? Wo sind die Herausforderungen oder Chancen für die kirchliche Gemeinschaft in Baar? Ist kirchliche Gemeinschaft überhaupt noch zeitgemäss?

Diakon Bruno sieht es so: «Gemeinschaft entsteht, wenn Menschen zusammenkommen, sich austauschen oder einfach gemeinsam etwas erleben. Mein Credo wurde treffend in meinem Zeugnis festgehalten: Durch das gemeinsame Erleben wurden Menschen in ihren Herzen berührt, und es entstand Toleranz, Fürsorglichkeit und Solidarität.» Pfarrerin Vroni in frohen Worten: «Auch wenn mir alle erlebte Gemeinschaft, alle Lager, Reisen, Feste stets wichtig waren, Kraft gebraucht und gegeben haben, so bleibt der Gottesdienst mein grösstes Anliegen. Gerade da braucht es, damit es schön wird, mehr als zwei bis drei Leute. Der Vers wird da schnell zum billigen Trost. Deshalb gilt: Wem Gemeinschaft, Kirche wichtig ist, geht nicht mit der Frage in den Gottesdienst, was es ihm oder ihr bringt. Er geht einfach, um da zu sein, und wird vielleicht belohnt, mit einem guten Gedanken, einem schönen Lied…» Die Worte der beiden ernteten grosse Zustimmung, wurden mit einem tosenden Applaus und mit originellen Abschiedsgeschenken belohnt. Nach einem langdauernden stehenden Applaus für die beiden Geehrten entliess Pfarrer Bieler die festliche Gemeinschaft in den Garten ans sommerliche Grill- und Gartenfest.

Garten-Labyrinth am Kirchenplatz
Das Garten-Labyrinth an der Haldenstrasse in Baar existiert seit 1995 und wird von einer geselligen Gruppe von freiwillig tätigen Hobbygärtner gepflegt und unterhalten. Bis Ende Juni 2024 oblag die Organisation dem nun scheidenden «Garten-Crack» Bruno Baumgartner. Seit nunmehr 29 Jahren wird es liebevoll von einer geselligen Gärtner-Truppe von freiwillig tätigen Frauen und Männern gepflegt und unterhalten. Als Grünanlage gleich neben der Kirche ist es eine Oase für Biodiversität und ein wichtiger Raum für Natur und Mensch. Es dient als öffentlicher Ort der Begegnung und Spiritualität und ist allen Besuchenden fast das ganze Jahr über frei zugänglich. Jeder, der das Labyrinth besucht, schätzt und aktiv mitgestaltet, ist und war jederzeit herzlich willkommen.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote