Ein Leben zwischen Reisen und Rückhalt
20.11.2024 GesellschaftSeit rund fünf Jahren lebt Sandro Büttel ein abenteuerliches Leben. Sobald der Sommer endet, zieht es den 37-Jährigen in die Ferne. Stets mit dabei: sein Reisegefährt, das Velo. Gerade tourt er durch Südostasien.
RAHEL HEGGLIN
Bis Ende Oktober war er in Nepal unterwegs, wo er mit dem Fahrrad den Annapurna-Trek absolvierte. Diese Tour ging auf über 5’400 Meter über Meer. «Viele sind überrascht, dass man diese Route überhaupt mit dem Rad machen kann», erzählt der Baarer. Die Tour hat er zusammen mit einem Guide gemacht. Dieser führte Büttel durch die verschiedenen Akklimatisierungzonen, damit sich der Körper an die Höhe gewöhnen konnte.
Corona unterbricht Weltreise
Seine Reiseleidenschaft begann 2019, als er auf eine dreijährige Velo-Weltreise aufbrach. Diese führte ihn von Osteuropa über den Balkan, in die Türkei bis nach Georgien. Dort wurden seine Pläne aufgrund der Pandemie gestoppt. Geplant wäre eine Reise rund um den Globus gewesen. Doch Büttel musste in die Schweiz zurückkehren und sich eine Arbeit suchen. Diese fand er in einer Gastro-Saisonstelle in Cham. «Sobald ich während der Pandemie eine Lücke fürs Reisen gesehen hatte, habe ich sie genutzt. Ich war auf den Kanarischen Inseln, in Portugal und in Frankreich. Aber es war ein grosses Hin und Her», erinnert er sich.
Eine grössere Tour konnte er erst gegen Ende der Pandemie wieder unternehmen. 2022 fuhr er während vier Monaten von Helsinki zum Nordkap und zurück nach Schweden, Dänemark, Deutschland, Frankreich, über die Pyrenäen bis nach Spanien. Wieder kam er zurück in die Schweiz und arbeite während dem Sommer im Gastrobereich, ehe es ihn und sein Fahrrad nach Marokko und ins Atlasgebirge zog.
Minimalistisch unterwegs
Auf sämtlichen Reisen ist das Fahrrad sein Begleiter: Es bietet ihm die ideale Mischung aus Geschwindigkeit und Freiheit. So kann er ein Land entdecken und ist doch unabhängig. «Mit dem Rad kann ich anhalten, wo ich will, essen, schlafen und meinen Tag gestalten.» Auf dem Velo führt er das Nötigste mit: ein Zelt, einen Schlafsack, Reparaturwerkzeug, eine Reiseapotheke, Kleider und Utensilien zum Kochen. «Alles in allem sind es rund 15 Kilo Gepäck.» Um Geld zu sparen, übernachtet er oft im Zelt. Dennoch sei es nicht mehr wie früher. Auch er mag mittlerweile lieber, ein weiches Bett oder fliessend Wasser zu haben. Deshalb gönnt er sich öfters eine günstige Unterkunft. «Es gibt auch Orte, da fühle ich mich nicht wohl, um das Zelt aufzuschlagen und irgendwo in der Natur allein zu übernachten.»
Friedliche Welt
Brenzlige Situationen hat er während seinen Reisen bisher nicht erlebt. Aber es gibt Erlebnisse, die er nicht vergisst. «Ich hatte schon Lebensmittelvergiftungen oder musste in Marokko mitten in der Nacht vor einem Sandsturm flüchten. Eigentlich wollten wir vom Zelt in einen Unterschlupf. Weil wir diesen nicht fanden, mussten wir mitten im Sandsturm alles zusammenpacken und weiterfahren.»
Social Media ist bequem
Diese Abenteuer sind es dann auch, die ihn seit Jahren fortziehen. «Ich entdecke gerne neue Landschaften, Menschen, Kulturen und auch anderes Essen.» Seine Erlebnisse teilt er auf Social Media. Auf der Tracking-App Strava hat er über 220 Abonnenten, auf Instagram bereits 4’450 Follower. Grundsätzlich macht er es aber nicht, weil er sich selbst darstellen will, sondern weil er bequem ist, wie er sagt. «So kann ich meine Bilder und Erlebnisse einmal posten, und alle, die es interessiert, sehen sie. Sonst müsste ich jedem einzelnen eine Nachricht schreiben.»
Ein wenig inspirieren will er aber mit seinen Erlebnissen schon. «So zu reisen ist für jeden möglich. Man muss nur den Mut haben und es machen.»
Noch einen Monat unterwegs
Seit dem 1. November ist er nun in Vietnam, wo er einen Kollegen getroffen hat. «Mit ihm reise ich während einem Monat von Hanoi bis in den Norden Vietnams. Von dort geht es über Laos nach Chiang Mai in Thailand.» Eine genaue Route ist nicht geplant. «Wir haben schon plus/minus eine Ahnung, wo wir durchfahren werden. Aber das Schöne am Reisen ist ja, dass man sich treiben lassen kann und spontane Routenänderungen drinliegen», erklärt Büttel.
In rund einem Monat will er von Südostasien in die Schweiz zurückkehren. «Ich freue mich immer wieder heimzukommen. In der Schweiz ist es sehr bequem, und ich schätze viele Sachen, die normal sind. Wie beispielsweise warmes Wasser.» Ob es ihn über die Wintermonate nochmals wegzieht, lässt er offen. Bis zum kommenden Frühling muss er allerdings zurück sein. Dann wartet eine Festanstellung in der Gastronomie auf ihn. Wie oft er dann noch zum Reisen kommt, bleibt abzuwarten.
Link, um die Reisen von Sandro Büttel auf Strawa zu verfolgen: