Ein Podcast, der neue Perspektiven eröffnet

  04.06.2025 Gesellschaft

Berührungsängste mit beeinträchtigten Menschen sind weit verbreitet. Oftmals sind Unsicherheit und Unwissenheit die Ursache. Zum 25. Jubiläum veröffentlicht Consol einen Podcast, der spannende Einblicke gewährt.

ANNETTE KNÜSEL

Aus Anlass seines 25-jährigen Jubiläums hat «ConSol Berufliche Perspektiven» einen Podcast lanciert, der einen erfrischenden Perspektivenwechsel anbietet. Denn dort wird nicht über Menschen mit Behinderung geredet. Stattdessen melden sich die Consol-Mitarbeitenden selbst zu Wort und lassen die Zuhörer an ihrem Leben, Denken und Empfinden teilhaben. «Wir waren sehr überrascht über den grossen Zuspruch, den diese Idee bei den Mitarbeitenden gefunden hat», erinnert sich Alexandra Obrist, Leiterin Marketing und Kommunikation bei Consol, an die Anfänge des Jubiläums-Podcasts.

Engagement für Inklusion
Seit dem Jahr 2000 entwickelt und organisiert Consol in Baar berufliche Perspektiven für Menschen mit einer Beeinträchtigung. Im Jahr 2024 arbeiteten bei Consol 165 Mitarbeitende in geschützten Arbeitsplätzen und 113 in Eingliederungsmassnahmen. Sie wurden von 65 Fachpersonen begleitet und unterstützt. Eine grosse Herausforderung ist die tendenziell sinkende Belastungsgrenze vieler Mitarbeitenden. Die vermehrte Anstellung von Mitarbeitenden in kleinen Pensen von 20 oder 30 Prozent erhöht den agogischen und administrativen Aufwand und erfordert von der Organisation stetig wachsende Flexibilität.

Consol finanziert sich über Leistungsvereinbarungen mit dem Kanton Zug und der IV, aber 25 Prozent der Erträge sind Eigenleistungen: Die Mitarbeitenden erbringen Dienstleistungen in den Bereichen «Office» und «Wäscherei», führen zusammen mit den Fachpersonen drei verschiedene Gastronomie-Betriebe und stellen handgefertigte Produkte aus Glas, Textilmaterialien und Papier her. Die Verkaufserlöse sollen perspektivisch weiter ausgebaut werden: mit neuen Vertriebsmassnahmen, innovativen Ansätzen und einer noch stärkeren Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Zielgruppen. «Wir möchten eine wichtige Kooperationspartnerin für den Wirtschaftssektor sein», sagt Geschäftsführer Peter Syfrig.

Doch was sind das für Menschen, die diese Ziele erreichen möchten? Der Jubiläums-Podcast gewährt Einblicke. Da ist zum Beispiel Sabrina, die mit Elan und Kreativität im Bereich «Glas» schöne Produkte gestaltet. Mit Mitte zwanzig wurde sie durch eine paranoide Schizophrenie jäh aus ihrem Leben gerissen und möchte sich nun wieder in den ersten Arbeitsmarkt zurückkämpfen. Oder Martin Strauss, Mitte vierzig, der nach langen Jahren als IT-ler (die letzten neun davon bei Consol) kürzlich seine Berufung gefunden hat: Er entwickelt, produziert und liefert zusammen mit seiner Bezugsperson in der «Pasta Monica» Teigwaren mit vielfältigen Füllungen – insgesamt etwa dreissig verschiedene sind derzeit im Programm.

Leisten sie weniger oder mehr?
Martin hat nach einer «komischen Kindheit», wie er es nennt, schmerzlich erfahren müssen, dass er den Ansprüchen im so genannten «ersten» Arbeitsmarkt nicht genügt. Mehrere schwere Unfälle in den ersten zwanzig Lebensjahren haben sein Bewegungs- und Sprachzentrum nachhaltig gestört und schränken seine Belastbarkeit bis heute ein. Und doch hält er selbstbewusst fest: «Auch wir geben Leistung, eigentlich sogar mehr als Menschen ohne Behinderung, da wir ja unsere Einschränkungen auch noch überwinden müssen.»

Urs Christen konnte sich nach einem Motorradunfall 1989 lange nicht bewegen und hatte einige Jahre mit einem «Fünf-Minuten-Gedächtnis» zu kämpfen. Nach Stationen in diversen Kliniken, Wohnheimen und Behindertenwerkstätten arbeitet er seit 2002 bei Consol im «Papier». Er hat sichtlich Frieden geschlossen mit seinen Einschränkungen und fragt sich manchmal, rein rhetorisch: «Bin ich behindert? Oder mein Umfeld, das nicht damit umgehen kann?» Urs scheut sich nicht, Fremde um Hilfe zu bitten, wenn er zum Beispiel beim Einsteigen in den Bus Hilfe benötigt. Immer wieder erlebt er, wie auch fremde Menschen seiner Bitte mit viel Freude nachkommen. «Man ist immer nur so behindert, wie man vom Umfeld gesehen wird», ist er überzeugt.

Die Fröhlichkeit der drei Consol-Mitarbeitenden ist ansteckend. Hört man ihnen zu, und auch den anderen Podcast-Gästen, wird man einen neuen Blick auf Menschen mit Beeinträchtigung gewinnen. Und vielleicht auch auf sich selbst.


Mit dem Podcast feiert Consol das 25-jährige Firmenjubiläum. Im Laufe des Jahres werden zwölf Mitarbeitende Einblick in ihre Lebensgeschichte geben. Dadurch möchte Consol für psychische Gesundheit sensibilisieren, Vorurteile abbauen und Mut für neue berufliche Perspektiven machen. Ausserdem gibt es am 19. November auf dem Zuger Stierenmarkt-Areal ein grosses Fest im Zirkus Knie. Tickets sind schon jetzt erhältlich.


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