Ein Weihnachtsmarkt der Inklusion und Handwerkskunst
04.12.2024 GesellschaftAm Weihnachtsmarkt der Stiftung Zuwebe verwandelte sich der Standort Baar/Inwil in ein Weihnachtswunderland. An 17 verschiedenen Marktständen wurden handgefertigte Kränze, Holzwaren oder kulinarische Köstlichkeiten verkauft.
RAHEL HEGGLIN
Der Weihnachtsmarkt hat eine lange Tradition. «Der erste Markt startete 2010», erklärte Andrea Kuster, Verantwortliche Unternehmenskommunikation, und weiter: «Er bietet eine gute Plattform, um die handgefertigten Produkte unserer Klientinnen und Klienten zu präsentieren und so die Inklusion in der Gesellschaft zu stärken.»
Anerkennung der Arbeit
Die angebotenen Produkte werden in den hauseigenen Ateliers während des Jahres hergestellt. Teilweise extra für den Weihnachtsmarkt, wie beispielsweise die Adventskränze, aus der Abteilung Gärtnerei. Mit Eifer engagierte sich auch Ennio dafür: «Wir haben innerhalb von vier Tagen 75 Kränze gefertigt. Ein paarmal habe ich mir beim Anleimen der Deko die Finger verbrannt», erzählte er. Sichtlich stolz erklärte er weiter, wie er vorging, um einen Kranz zu binden.
Auf grosses Interesse stiessen auch die Produkte der Abteilung Schreinerei. An ihrem Stand präsentierten die Klienten und ihre Betreuer Kerzenständer, geschnitzte Holzdekorationsartikel oder -bretter. «Von den Holzbrettern haben wir während des ganzen Jahrs rund 300 produziert», erklärte der 16-jährige Alex. Ihm hat es sichtlich Spass gemacht, diese nach Form auszuschneiden und anschliessend zu schleifen. Die Holzbretter eignen sich hervorragend als Brotschneidebrett oder Dekorationsbrett für ein feines Apéro-Plättli.
Kulinarik
Der Markt fand am Wochenende vom 23. und 24. November statt und lockte viele Besuchende an. Am Samstag lief der normale Weihnachtsmarktbetrieb, der Sonntag wurde zusätzlich mit einem Brunch eingeleitet. Dabei zeigten die Klienten aus dem Gastrobereich ihr Können und verwöhnten die Gäste mit selbstgemachten Backwaren oder Konfitüren. «Viele Besuchende sind Angehörige, Freunde und Bekannte unserer Klienten. Aber auch Leute aus der Nachbarschaft oder solche, die die Stiftung Zuwebe unterstützen, kommen gerne vorbei», sagt Kuster. Das Gastroteam kümmerte sich während der beiden Tage auch um die hungrigen Gäste. An unterschiedlichen Ständen verkauften sie Würste, Raclettes oder selbstgemachte Crêpes.
Highlight
Der Weihnachtsmarkt gehört zum Jahres-Highlight der Stiftung Zuwebe und ist ein wichtiges Instrument zur Förderung der Inklusion. «Er bietet die Möglichkeit, dass Klienten mit Marktteilnehmenden in Kontakt kommen und so beispielsweise die Kommunikation fördern. Aber es gibt auch Selbstbewusstsein, wenn man sieht, dass die eigenen Produkte verkauft werden können», erklärte die Verantwortliche der Unternehmenskommunikation.
So gab es in diesem Jahr auch ein interaktives Angebot an Workshops. Dieses galt vor allem den jüngsten Gästen und unterhielt sie mit Basteln, Spielen und einer Märchenerzählerin.
Der Markt hat sich während der vergangenen Jahre stetig weiterentwickelt. Dieses Jahr wurde für Klienten die Möglichkeit geschaffen, ihre in der Freizeit hergestellten Produkte zu verkaufen. Diese sind nicht im Rahmen ihrer Anstellung bei der Stiftung Zuwebe entstanden. Eine besondere Begabung zeigte der 26-jährige Julian mit seinen Produkten. Er schnitzte die Seiten von dicken Büchern so ein, dass dekorative Adventssujets entstanden. Sein Handwerk erklärte er so: «Ich habe eine Vorlage und schneide dann jede Seite einzeln ein, damit am Schluss ein Bild entsteht. Die Bücher haben vielfach über 500 Seiten, da brauche ich gut bis zu fünf Stunden, bis ein solches Sujet fertig ist.» Der Erlös kommt ihm zugute.
Inklusion vor Gewinn
Insgesamt zählt die Zuwebe 250 Fachpersonen und 350 Klienten. Damit am Weihnachtsmarkt alles reibungslos funktionierte, brauchte es eine gute Vorbereitung und ein Zusammenspiel aller Abteilungen. «Die einen produzierten, andere unterstützten und wiederum andere halfen am Tag selbst mit. Die Klienten meldeten sich für die Arbeitseinteilung und wurden entweder am Samstag oder am Sonntag während zwei bis drei Stunden eingeteilt», erklärte Kuster.
Beim Weihnachtsmarkt geht es nicht darum, Geld zu verdienen. Vielmehr sollen die Menschen mit Beeinträchtigungen die Möglichkeit erhalten, ihre hergestellten Produkte zu präsentieren. Mit den Einnahmen werden einzelne Herstellungskosten gedeckt. Ein Gewinn wird gemäss Kuster nicht erzielt.