Erfolgreiche Amphibien-Rettungen
09.04.2025 Natur/UmweltWas 1989 unter Leitung von Wani Nigg († 2020) begonnen hat, wird bis heute erfolgreich weitergeführt. Jedes Jahr wird an der Sihlbruggstrasse beim Hegiwald ein etwa 500 Meter langer Amphibien-Zaun aufgebaut, um diese Tiere vor dem Überfahrenwerden zu bewahren. Am 3. April wurde die heurige Saison beendet.
ERNST BÜRGE
Frösche, Kröten und Molche haben ihren Lebensraum vornehmlich in den Wäldern rund um Baar. Alljährlich suchen sie ihre Laichplätze auf. Da sie recht ortsgetreu sind, hüpfen und kriechen sie meistens ans gleiche Gewässer. Die Tiere können bis etwa zehn Jahre alt werden, sind aber erst mit zwei bis drei Jahren geschlechtsreif. Dann haben sie den Drang, ihre Wanderung aufzunehmen. Das ist oft nicht ungefährlich, doch man kann ihnen helfen.
Von der Baarburg und von Deinikon zum Lättichweiher
André Guntern, Präsident von Natura Zug, hält fest: «Der Deinikoner Fröschenhag wurde vor 20 Jahren erstmals aufgestellt, weil Anwohnerinnen und Anwohner es leid waren, jeden Morgen an den vielen überfahrenen Grasfröschen und Erdkröten vorbei ins Dorf zu fahren.» Guntern erstellte zusammen mit einem Team von sechs bis zehn Personen dieses Jahr wieder einen Fröschenhag von zirka 200 Metern Länge. Die Beteiligten kontrollierten regelmässig die in Abständen hinter dem Zaun in den Boden eingesetzten Kübel. Unterstützt wurden sie dabei von etwa sechs Schulklassen im Rahmen der Umweltbildung. Pro Natura Zug übernahm die Kosten für das Kleinmaterial, während die Gemeinde Baar Zäune und Signalisation zur Verfügung stellte. Hier wurden vornehmlich Grasfrösche über die Strasse befördert, Erdkröten hatten einen Anteil von etwa 10 Prozent. Diese Saison waren es etwa 1’500 Hüpfer.
Der Verein «Gugermöndli» arbeitete an der Sihlbruggstrasse. Bedingt durch die nicht allzu tiefen Temperaturen wurde der Hag Mitte Februar aufgestellt. Seither waren tägliche Kontrollen jeweils am Morgen erforderlich, ob sich in den 15 Eimern auch Tiere befanden. Am 22. Februar wurde ein erster Bergmolch gefunden. In den folgenden Nächten begannen die Wanderungen erst zögerlich, da es immer noch kühl und trocken war. Doch nach einem regnerischen Tag am späten Abend des 12. März schienen beinahe sämtliche Frösche und Kröten Drang nach dem Teich zu haben, denn über 1’600 wollten den Wald verlassen. Mehr als zwei Stunden strenges Sammeln war erforderlich, und leider wurden auch manche auf der Strasse überfahren.
Toll, ein erstmaliger Fund!
In all den Jahren hatte es stets nur wenige Bergmolche dabei, doch heuer, bei der grossen Wanderung, war sogar ein Fadenmolch dabei. Auch einige Tage später entdeckten die Amphibienträger zwei weitere Molche dieser Gattung. Das waren erstmalige Funde beim Hegiwald. Sie sind auch in der ganzen Schweiz eher selten anzutreffen.
Ein letzter Frosch hockte am 29. März in einem Eimer. Deshalb wurde am 3. April der ganze Hag wieder abgebaut, die Kübellöcher zugedeckt und Fazit über die Saison gezogen. Etwa 2’000 Grasfrösche, 1’360 Erdkröten und 25 Molche wurden eingefangen und von den zwölf Mitgliedern der Gugermöndli über die Sihlbruggstrasse gegen den Lättichweiher gebracht. Seit 2016 das erste Mal waren dies über 2’500 Tiere. An beiden Standorten zusammen konnten somit gegen 5’000 Lurchtiere geborgen werden.
Was weniger schön ist
Die Sihlbruggstrasse kann mit einem Tempo von 80 km/h befahren werden. Da ist ein Ausweichen kaum möglich und manche kleine Amphibien werden deshalb überfahren. Die hohe Geschwindigkeit bewirkt dazu, dass Tiere auch vom Luftzug einfach weggeschleudert werden. Könnte da eine temporäre Geschwindigkeitsreduktion einen hilfreichen Beitrag leisten?
Ebenfalls bedenklich war, dass an vielen Morgen leere Flaschen, Aludosen und Papiere am Strassenrand lagen. Das gedankenlose Wegwerfen während der Fahrt wäre ja sicher nicht nötig! Das brachte für die engagierten Helfer zusätzlichen Aufwand.
Die Gemeinde Baar engagiert sich mit
Der Werkhof der Gemeinde Baar unterstützte das Engagement an den beiden Einsatzorten, stellte die Zäune zur Verfügung und übernahm dafür auch die Kosten. Ebenfalls halfen Mitarbeiter beim Auf- und Abbau mit. Dafür gehört der Gemeinde Baar auch ein herzlicher Dank.
Wie bereits in der Baarer Zytig vom 13. März auf Seite 27 beschrieben, wurden und werden verschiedene Abflussschächte mit Aufstiegshilfen versehen. In allen Ortsteilen sollen etwa 450 Standorte damit ausgerüstet werden. Die Kosten bewegen sich in einem tragbaren Rahmen, und die Aktion ist ein weiterer Beitrag zur Rettung von Amphibien. Man kennt das Bild vom Frosch auf der Leiter im Glasgefäss als Wetterverkünder. Darum heissen die Meteorologen heute noch «Wetterfrösche». Es ist zu hoffen, dass die erwähnten Hilfen auch benutzt werden. Es wäre spannend, zu sehen, wie ein Frosch aus einem Schachtdeckel heraushüpft.