Felix Stolper gewinnt alle Spiele am Baarer Schachturnier
03.12.2025 Jugend25 junge Schachbegeisterte traten am Samstag in der Waldmannhalle gegeneinander im Schnellschach an.
DANIELA GERER
Mit sieben Punkten aus sieben Runden dominierte der Baarer Felix Stolper das traditionelle Schülerschachturnier des Schachclubs Baar. Der erst elfjährige Schüler liess im Theorieraum der Waldmannhalle der Konkurrenz kaum eine Chance. Gespielt wurden ab dem späten Mittag sieben Schnellschachpartien mit je 15 Minuten Bedenkzeit. Erfreulicherweise hatten sich auch sechs Mädchen angemeldet, was einem überdurchschnittlichen Anteil von fast einem Viertel der Teilnehmenden entsprach.
Sieben Baarer in der Top 10 der Gesamtwertung
Mit einer internationalen Spielstärke von fast 1’800 ELO-Punkten hatte Stolper bereits zu Beginn des Turniers als Favorit gegolten. Einzig Carmen Speerli von den Chessmates Zugerland konnte ihn wirklich herausfordern. Nachdem sie sich zunächst einen gewissen Vorteil erspielt hatte, setzte sich Stolper nach und nach, insbesondere im starken Endspiel, durch. Eine Unachtsamkeit Speerlis kostete sie einen wertvollen Bauern; danach öffnete Stolper mit einem präzisen Zug ihre Bauernstruktur und verwandelte den eigenen Bauern zur Dame. Am Ende belegte Speerli mit 5 Punkten den 3. Platz in der Gesamtwertung, während ihr Vereinskollege Dean Heinrich, wie Speerli auch aus Oberägeri, mit starken 5.5 Punkten Vizemeister des Turniers wurde.
In der Kategorie U10 sicherten sich gleich drei Baarer die Podestplätze - Marek Szymaszek setzte sich im spannenden Schlussspurt souverän durch.
Baarer Nachwuchstalent: Felix Stolper
Stolper kam mit sechs Jahren zum Schach, so richtig ernst wurde es mit neun Jahren. Heute trainiert der Elfjährige rund acht Stunden in der Woche, unter anderem online mit Schach-Grossmeister Michael Prusikin. Eigentlich präferiert Stolper Langzeitschach. Beim Luzerner Open hatte er neulich die Konkurrenz mit einem überragenden sechsten Platz in einem sehr ELO-starken Feld überrascht.
Doch auch das Schnellschachformat scheint ihm zu liegen. 2024 hatte er beim Baarer Schülerturnier die Kategorie U10 gewonnen, damals mit 4.5 Punkten. In diesem Jahr konnte er das Resultat noch steigern mit dem Gesamtturniersieg und einer perfekten Punkteausbeute.
Im Fokus steht nun die anspruchsvolle Qualifikation für das Finale der Schweizer Meisterschaft. Sein Tipp gegen Nervosität: «Einfach tief durchatmen und normal weiterspielen wie immer.»
Während Stolper schon lange zur Baarer Schachszene gehört, stehen vielversprechende Newcomer in den Startlöchern. So wie das zehnjährige Mädchen, welches anonymisiert in der Zeitung erscheinen möchte. «Ich habe angefangen, weil mir Schach einfach Spass gemacht hat und ich logische Spiele sehr gerne habe» erklärt sie ihre Motivation. Das Turnier in Baar war ihr erstes sogenanntes «Over-the-Board»-Turnier; bisher hatte sie nur online an Wettkämpfen teilgenommen.
Mit ihrem zweiten Platz bei den U10 hat sie einen sehr guten Einstand gefeiert. Ihre Ziele sind ambitioniert: «Ich möchte irgendwann 2’000 ELO-Punkte haben». Ihr Ratschlag für andere Kinder: «Man sieht mit der Zeit mehr und mehr auf dem Brett. Man sollte sich nicht zu schlecht fühlen, wenn man verliert. Niemand wird dich auslachen.»
Warum Schach Kinder (lebens-) klüger macht
Verlieren beim Schach kann wehtun; es gibt kaum Ausreden für die eigenen Fehler. Vielleicht ist dies ein Grund für die Faszination, die das Schachspiel seit etwa 1’500 Jahren ausübt. Warum Schach für Kinder besonders wertvoll sein kann, erklärte im Gespräch Markus Regez, professioneller Schachtrainer bei Chessmates Zugerland: «Beim Schach kann man nicht einfach irgendwelche Züge machen. Jede Entscheidung hat ihre Konsequenzen.» Sein Lieblingsargument dafür, sich mit Schach zu beschäftigen ist die unergründliche Tiefe des Spiels: «Auf jeder Spielstufe lassen sich neue Geheimnisse aufdecken.» Das gelte sogar noch für die besten Spieler der Welt.
Darüber hinaus trainiere Schach etwas, das in der heutigen Zeit besonders wertvoll sei: Impulskontrolle. «Der erste Impuls ist oft nicht der beste. Man übt ein, innezuhalten und noch einmal nachzudenken.» Häufig resultiere daraus ein langsameres, tieferes Denken, dass eine Grundvoraussetzung für gute Problemlösungen sei, nicht nur beim Schach.
In der Waldmannhalle war diese Wirkung deutlich spürbar: konzentriert und ruhig sassen die Kinder an den Brettern, kämpften mit ernsten Gesichtern um ihre Positionen und nahmen Niederlagen gefasst hin.
«Alle waren sehr anständig zueinander, selbst wenn sie verloren haben», resümierte auch Spielleiter Kurt Gretener vom Schachclub Baar am Ende des Turniers. «Es war eine Freude, den Kindern zuzuschauen.»


