Gemeinsam Schritt für Schritt durch Baar

  08.10.2025 Gesellschaft

Mit dem Projekt «zämegolaufe» bringt die Gemeinde Baar ältere Menschen in Schwung und fördert die Begegnung. Der Auftakt zeigte: Gemeinsam läuft’s einfach besser.

INGRID HIERONYMI

Am vergangenen Freitag war es so weit: Die Gemeinde Baar lancierte als erste Pilotgemeinde im Kanton Zug das Bewegungs- und Begegnungsprojekt «zämegolaufe», das wöchentliche Wanderspaziergänge in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden vorsieht. Morgens um 9 Uhr machten sich rund 30 Frauen und zwei Männer ab 60 Jahren auf den Weg in Richtung Neufeld. Bei mildem Herbstwetter, begleitet von freiwilligen Leitenden, wurde nicht nur spaziert, sondern auch viel geplaudert und gelacht.

Viele Teilnehmende waren dabei, um beim Spazieren Gesellschaft zu haben. «Da mein Mann nicht mehr gut zu Fuss ist, laufe ich meistens allein. Zämegolaufe ist eine gute Gelegenheit, um das Lauferlebnis in Gesellschaft pflegen zu können», meint die Baarerin Alice Häseli, die die Kerngruppe der Freiwilligen koordiniert. Auch Personen aus umliegenden Gemeinden waren mit dabei. «Ich kenne schon alle Wege und Hügel im Ägerital und möchte nun etwas Neues kennenlernen», umschreibt Elsbeth Sieber aus Unterägeri ihre Motivation.

Im Laufschritt zum Gemeinschaftserlebnis
Zämegolaufe ist mehr als nur ein Spaziergang. Es ist ein niederschwelliges Angebot für ältere Menschen, das körperliche Aktivität an der frischen Luft mit sozialer Teilhabe verbindet. Die Idee stammt ursprünglich von der Universität Zürich und wurde von der Schweizerischen Gesundheitsstiftung RADIX weiterentwickelt.

«Das Angebot stärkt die physische, psychische und mentale Gesundheit und trägt dazu bei, die Lebensqualität und Selbständigkeit im Alter zu erhalten», erklärt Alexandra Decurtins, Projektleiterin bei RADIX. «Zämegolaufe ist sehr abwechslungsreich und es hat bestimmt für alle etwas, für die Fitten, aber auch für die Teilnehmenden, welche mit einer Gehhilfe unterwegs sind», so Decurtins weiter.

Die am Freitag begangene Route «Rund ums Neufeld» gehört zur mittleren Kategorie. Die sechs Mitglieder der Kerngruppe hatten die Strecke im Vorfeld mit GPS abgelaufen und auf der Projektwebsite dokumentiert. Die Kerngruppe sorgt künftig für die wöchentliche Organisation und Abwechslung der Parcours.

Nachfrage bereits vor Projektbeginn
Gemeinderätin Barbara Schmid-Häseli, welche den ersten Wanderspaziergang ebenfalls begleitete, betont den lokalen Bedarf: «In Baar hatten wir über den falter, die Infostelle für Altersfragen, immer wieder zahlreiche Anfragen nach Laufgruppen erhalten. Deshalb haben wir uns als Gemeinde beworben.» Die Gemeinde übernimmt die Hälfte der Projektkosten, die andere Hälfte trägt der Kanton Zug. RADIX ist für die Organisation zuständig und wird dabei vom falter unterstützt.

Damit auch weniger mobile Personen teilnehmen konnten, wurde ein Programm mit klaren Symbolen erstellt – inklusive Angaben zu Kilometern, Höhenmetern und Rollator-Tauglichkeit. Die Strecken sind farblich codiert: grün für kurze, flache Wege, orange für mittlere Distanzen und rot für ambitionierte Routen. «Es geht ums ‹zäme laufe›, und nicht ums Wettrennen; deshalb ist das Angebot nicht nur für sportlich Aktive, sondern für alle gedacht», sagt Schmid-Häseli. Mit von der Partie beim ersten Spaziergang war denn auch der Baarer Paraplegiker Felix Krämer-Anliker. Mit seinem Zuggerät vermochte er der zügig laufenden Gruppe auf Rädern problemlos zu folgen: «Es freut mich, wenn ich mit meiner Präsenz auch Personen mit eingeschränkter Mobilität zur Teilnahme motivieren kann.»

Laufgruppen sollen ein Selbstläufer werden
Beim Projekt spielt das Engagement von Freiwilligen aus Baar und der Umgebung eine zentrale Rolle. Laut Projektleiterin Decurtins ist die lokale Verankerung entscheidend für die Nachhaltigkeit: «Wir wollen, dass sich die Gruppen selbst tragen – mit Unterstützung, aber ohne ständige externe Steuerung.» Ziel sei es, dass sich das Projekt langfristig selbst organisiert. Die freiwilligen Leitenden, welche selber mindestens 60 Jahre alt sind, wurden von RADIX geschult und begleiten die Gruppen mit viel Engagement und Herzblut.

Schmid-Häseli sieht im neuen Projekt einen wichtigen Beitrag zur Altersfreundlichkeit der Gemeinde Baar: «Das Konzept sieht vor, dass die Teilnehmenden nicht nur gemeinsam laufen, sondern auch neue und alte Bekanntschaften pflegen und sich untereinander vernetzen können.» Der Erfolg des Angebots wird nicht nur über die Anzahl der Läuferinnen gemessen, sondern es wird auch das Feedback der Teilnehmenden und Freiwilligen ausgewertet.

Nach dem Spaziergang genoss eine Läufergruppe Kaffee mit Guetzli im falter. Die Rückmeldungen waren durchwegs positiv. Einige Teilnehmende liessen begeistert verlauten, dass sie demnächst unbedingt an einem weiteren Lauf teilnehmen möchten. Am Ende des Auftakts war klar: Die Idee trägt. Und wer dabei war, spürte, dass es nicht nur um Schritte geht, sondern um Begegnungen, um Zugehörigkeit und um das gute Gefühl, gemeinsam unterwegs zu sein.


Nächste Durchführungen:

Das nächste Zämegolaufe findet am 10. Oktober wie folgt statt: Parcours 2, Inwiler Runde klein, Zeit 9.00 Uhr, ca. 45 min, Treffpunkt Bushalt. Rigistrasse (Nr. 604/N2). Informationen zu weiteren Durchführungen finden sich unter www.zämegolaufe.ch/de/standorte/b/baar/


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