Happy End beim Muschelzaun
03.12.2025 GesellschaftEine Reihe bunt bemalter Muscheln sorgt an einem Zaun in Blickensdorf für Gesprächsstoff. Während die Verursacher den Spaziergängern eine Freude machen wollten, sieht der Landwirt vor allem Risiken für seine Tiere. Nach einem klärenden Gespräch gibt es nun einen Kompromiss.
RAHEL HEGGLIN
Dem Zauneigentümer Günther Stadlin fielen die Muscheln vor zwei Wochen auf. «Dutzende kleine, bemalte Stücke hingen am gut zwanzig Meter langen Zaun. Auf der einen Seite haben die Muscheln ein Sujet, auf der anderen Seite sind Wörter geschrieben.» Stadlin wollte wissen, wer diese Muscheln angebracht hatte, schliesslich geht es um die Sicherheit seiner Tiere, aber auch um Anstand und Respekt. Er startete einen Aufruf in den Sozialen Medien. Die Aktion führte keinen Anruf des Verursachers herbei, löste aber rasch Reaktionen aus. Einige fanden die Idee sympathisch, für andere ist es ein «No-Go», ungefragt fremdes Eigentum zu «verschönern».
Für den Bewirtschafter der Wiese steht aber vor allem der Schutz seiner Tiere im Vordergrund. Er befürchtet, dass sich die Muscheln lösen, ins Gras fallen und von den Kühen gefressen werden könnten.
Da sich auf den Facebook-Aufruf niemand meldete, brachte Stadlin am Zaun einen Zettel mit demselben Aufruf an. Und siehe da, kurz darauf meldete sich eine Frau, die die Muschelinstallation umgesetzt hatte, gemeinsam mit ihrem Partner.
Gute Absichten, unterschätzte Risiken
Der 55-Jährige möchte anonym bleiben, betont aber seine guten Absichten. «Wir wollten damit den Menschen, die an diesem Zaun vorbeikommen, einen Moment der Freude schenken. Auf der Rückseite der bemalten Muscheln stehen Begriffe wie «Mut» oder «Liebe». Unsere Idee war, dass die Spaziergängerinnen und Spaziergänger kurz innehalten, die kleinen Objekte betrachten und vielleicht ein gutes Gefühl mit nach Hause nehmen.»
Der Initiant räumt ein, dass er und seine Partnerin die möglichen Risiken für die Umwelt nicht bedacht haben. Auch dass die Fläche bewirtschaftet werde und nicht einfach als neutrale Zone betrachtet werden könne, habe er unterschätzt.
Einigung: bis zum Jahresende
Im direkten Gespräch fanden das Paar und Stadlin schliesslich eine Lösung. Ursprünglich bot der Initiant an, die Muscheln innert weniger Tage vollständig zu entfernen. Der Bewirtschafter der Wiese entschied sich jedoch für einen Mittelweg: «Weil viele Leute Freude an der Dekoration haben, kann sie während der Adventszeit bis Ende Jahr hängen bleiben. Danach müssen sämtliche Muscheln abgenommen werden», so Stadlin. Für zukünftige Projekte wünscht er sich einen direkten Austausch im Vorfeld. Und der Verursacher? Er hätte Freude, wenn sich jemand melden würde, der ihm einen öffentlichen Platz für zukünftigen Installationen geben kann.



