Hier soll bald wieder ein Bauernhaus stehen

  14.08.2024 Gesellschaft

Ein Bauernhaus auf dem Hof Deubüel in Baar geriet am 12. April 2024 frühmorgens in Brand. Über 100 Feuerwehrpersonen konnten die frisch sanierte Baute jedoch nicht retten.

MARCO MOROSOLI

Es ist ein trauriger Anblick. Vom einst stattlichen und stolzen Bauernhaus im Baarer Weiler Deubüel zeugen nur noch Reste der Grundmauern. Das in Teilen zu Beginn des 18. Jahrhunderts gebaute Anwesen, es liegt im Nordwesten der Gemeinde Baar, geriet in den frühen Morgenstunden des 12. April 2024 in Brand. Als die Feuerwehr den Brandplatz erreichte, stand der Riegelbau bereits im Vollbrand.

Bis gestern lag ein Baugesuch in der Baarer Gemeindeverwaltung öffentlich auf. Dessen Inhalt: Bauermittlung – Wiederaufbau des Mehrfamilienhauses Deubüel 2 auf dem Grundstück mit der GS-Nummer 2429. Gesamtkosten: drei Millionen Franken.

Wann mit einem Wiederaufbau des abgebrannten Bauernhauses begonnen werden kann, ist jedoch unklar. Frank Kleiner, Mediensprecher der Zuger Strafverfolgungsbehörden, teilt auf Anfrage der Baarer Zytig mit: «Zur Brandursache können wir aktuell keine weiteren Informationen machen.» Der Fall ist demnach immer noch bei den Untersuchungsbehörden pendent. Wie auch immer deren Ergebnis lautet, ist ein Versicherungsfall wahrscheinlich.

Die Eigentümerschaft zeigt mit dieser Baueingabe jedoch, dass sie gewillt ist, das Bauernhaus im Deubüel wieder herzurichten. Die Hofgruppe befindet sich bereits in der 14. Generation in den Händen der Famile Steiner. Um 1550 ist mit Ulrich Steiner ein erster dieses Geschlechts im Deibüel bezeugt.

Den gewünschten Bau beschreibt die Eingabe bei der Gemeinde Baar so: «Der Fussabdruck des Gebäudes ist ähnlich wie der damalige Bestand, jedoch ohne Trotte und Wintergarten.» Das geplante Gebäude soll ein Kellergeschoss, drei Hauptgeschosse mit je einer 3,5-Zimmer-Wohnung und eine Dachgeschosswohnung mit Zugang zum Estrich erhalten.

Der Wiederaufbau orientiert sich am abgebrannten Bauernhaus
Der Ersatzbau soll sich anlehnen an das abgebrannte Gebäude, das unter Denkmalschutz stand. Die Fassade soll wieder so aufgebaut werden wie sie vorher war. Die Eigentümerschaft umschreibt das Geplante: «Das heisst, das Gebäude wird als Holzbau konzipiert und die Fassade wird zusätzlich mit Schindeln eingekleidet. Das Dach soll zudem Biberschwanz-Ziegel erhalten.»

Das sind flache Dachziegel, die norma- lerweise aus gebranntem Ton bestehen. Sie sind seit dem 14. Jahrhundert in Gebrauch. Den Namen haben die Ziegel, weil sie wie der Biberschwanz in einer Rundung enden.

Sicher wird sich auch der Denkmalschutz wieder einschalten. Beim internationalen Tag des Denkmals Anfang September 2023 konnten Interessierte den Bau besichtigen, der sanft renoviert worden war. Bei einem Wiederaufbau des am 12. April 2024 abgebrannten Hauses würde alles mehr oder weniger zum zweiten Mal erstellt.

Das abgebrannte Bauernhaus ist jedoch auch nicht in einem Guss entstanden. Es muss im Deubüel bereits im 16. Jahrhundert ein Gebäude gestanden haben. Dieses ist im Rahmen des zweiten Villmergerkrieges im Jahre 1712 in Flammen aufgegangen.

Als die Zürcher im Deubüel brandschatzten
Eine vom Zuger Autor Hans Koch zusammengestellte Feuerchronik gibt diesem grossen Feuer im Deubüel viel Platz. Am 26. Juli 1712 fielen Zürcher Truppen frühmorgens in den Kanton Zug ein und brandschatzten mehrere Höfe. Sie nahmen Vieh, Sommerkorn, Gerste und Hafer mit. Ferner hauten sie Obstbäume um. Insgesamt, so Koch, verloren 143 Menschen Hab und Gut.

Die Innerschweizer verloren den Glaubenskrieg, welcher die Dominanz der Katholischen – worunter Zug – in der Eidgenossenschaft brachen. Als Genugtuung für entstandenen Schaden bezahlten die Zürcher an Baar 300 Florin und an Rumentikon 200 Florin.

1716 schauten die Steiners wieder vorwärts. Sie bauten das Bauernhaus wieder auf, das im April 2024 niederbrannte. Allerdings erfuhr dieses Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts verschiedene Anpassungen und Ergänzungen.

Der Weiler Unterer Deubüelhof, der Stammsitz der Steiners, war bis 1693 Bestandteil des Gebiets «Tann». Dasselbe Gebiet gehörte einst dem Kloster Kappel, von dem sich Baar 1526 freikaufte. Dieses Ereignis gilt wiederum als die Geburtsstunde von «alt fry Baar».


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