Im Alter in Baar wohnen bleiben

  09.10.2024 Gesellschaft

Ins Altersheim zu gehen, muss keine Zäsur im Leben bedeuten. Dass es so einfach sein kann wie von einer Wohnung in die andere zu ziehen, kann man bei einem Besuch der VIVIVA unschwer erkennen.

INGRID HIERONYMI

Nicht wenige Menschen stellen sich den Umzug ins Altersheim als möglichst lange hinauszuzögerndes Übel vor. Man hat das Gefühl, man sei dann mit einem Bein im Gefängnis, müsse strenge Hausordnungen befolgen und seine Individualität aufgeben. Dass das nicht so sein muss, zeigt die VIVIVA AG, die zu 90 Prozent der Gemeinde Baar gehört und die beiden Altersheime «Bahnmatt» und «Martinspark» betreibt. Vor vierzehn Tagen erhielten Interessierte die Möglichkeit, die beiden Häuser zu besichtigen und sich die wichtigsten Aspekte des Lebens in diesen Alterseinrichtungen zeigen zu lassen. «Anmelden möchte ich mich heute noch nicht, aber einmal sehen, wie es zu und her geht schon», sagt Marlene Hutter, die bereits über 60 Jahre in Baar wohnhaft ist. Das Ehepaar Lerch hingegen, ebenfalls schon lange in Baar zuhause, möchte zeitnah die Anmeldung einreichen, um bald einen Platz auf Nummer sicher zu haben. Auch mehrere Personen im mittleren Alter, die nach einer altersgerechten Möglichkeit für ihre Eltern Ausschau halten, machen den Rundgang mit.

Verschiedene Wohnformen im Angebot
Manuela Schlecht, Geschäftsführerin der VIVIVA Baar, begrüsst alle Interessenten persönlich per Handschlag und stellt die verschiedenen Angebote in den zwei Häusern vor. Die Bahnmatt wurde in den 1970er Jahren als klassisches Altersheim geplant, wo vor allem Menschen wohnen können, die nicht auf ständige Pflege und Hilfeleistungen angewiesen sind. Der Martinspark hingegen wurde rund 20 Jahre später bereits mit klarerem Fokus auf tägliche, intensivere Pflege konzipiert. Heute sind in beiden Häusern Menschen mit unterschiedlichen Pflegestufen und diversen Diagnosen untergebracht. Auch für Personen mit Demenz wird in beiden Häusern in geschützten Abteilungen bestens gesorgt. In der Bahnmatt wird zudem ab Januar 2025 eine gerontopsychiatrische Abteilung mit kantonalem Leistungsauftrag geführt. Des Weiteren gibt es in beiden Häusern auch Tagesplätze, wo pflegebedürftige Personen in Tagesstrukturen betreut und gepflegt werden.

Dies entlastet vor allem pflegende Angehörige. Eine betreute Wohngemeinschaft mit fünf Bewohnenden, die ihr Leben weitgehend selbständig meistern, rundet das Angebot ab. Auf dem Rundgang fällt auf, dass die Gemeinschaftsräume ausserordentlich hell und liebevoll eingerichtet sind und es – vor allem im Martinspark – sehr schöne Nischen mit Atriumcharakter hat. Beide Einrichtungen sind von begrünten Aussenräumen umgeben, die mit ihren lauschigen Plätzchen zum Verweilen und Begegnen einladen.

Ein Gefühl von Daheim vermitteln
Aufnahmeberaterin Eveline Fink führt die Besucher nicht nur durch die allgemeinen Räume, sondern zeigt auch, wie es in den Zimmern aussieht. Im Martinspark haben diese sogar eine praktische Kochnische. Gekocht wird dort zwar kaum, da das feine Essen im hauseigenen öffentlichen Restaurant «Im Park» bestens mundet, aber die Mög lichkeit wird trotzdem geschätzt. «Wie praktisch so ein kleiner Kühlschrank ist, fast wie die Minibar im Hotel», meint eine ältere Dame. Fast alle Zimmer haben einen Balkon, der eine schöne Sicht auf die umliegenden Grünflächen und Bäume bietet. Die Zimmer sind beim Einzug eines neuen Bewohnenden nicht vollständig möbliert. Zur Grundausstattung gehören ein Pflegebett, ein Nachttisch und ein Kleiderschrank. Andere Möbel und Einrichtungsgegenstände können von zu Hause mitgebracht werden. «So fühlen sich die neuen Bewohnenden, wie wenn sie einfach in eine neue Wohnung zügeln und ihre lieb gewonnenen Möbel mitnehmen würden», meint Fink. Jedes Zimmer ist sehr individuell nach den Vorlieben der Bewohnenden eingerichtet. Behaglichkeit wird hier grossgeschrieben. Ein Herr stellt die Frage, ob es hier auch Leute gebe, die in Zweierzimmern wohnen müssen, obwohl das doch heute nicht mehr Standard sei. Fink bestätigt, dass es auch heute noch Zweierzimmer gebe. Und diese seien teilweise auch bei Einzelpersonen begehrt. Es gebe nicht wenige ältere Menschen, die explizit ein Zweierzimmer verlangen. «Man fühlt sich nicht so einsam, wenn man nachts im Zimmer das Atmen oder Rascheln der Decke des Mitbewohners hört», erklärt Fink.

Zusammenlegung von Bahnmatt und Martinspark?
Beide Häuser verfügen zusammen über 155 Plätze. Wie Geschäftsleiterin Schlecht auf Anfrage bekannt gibt, beträgt die Auslastung aktuell 99,6 Prozent. Der Altersdurchschnitt liegt bei 85,6 Jahren, wobei die Altersspanne sehr gross ist. «Die jüngste Bewohnerin ist 51 Jahre alt, die älteste feierte gerade ihren 103. Geburtstag», sagt Schlecht. Das Altersheim Bahnmatt wurde 1977 in Betrieb genommen, der Martinspark im Jahr 1995. Bis zur Gründung der VIVIVA Baar AG im Jahr 2022 wurden die beiden Heime vom Baarer Verein Frohes Alter (VFA) geführt, welcher heute noch mit zehn Prozent an der AG beteiligt ist. Beide Gebäude sind in die Jahre gekommen und nicht mehr ganz zeitgemäss. Gemäss Schlecht wäre es wünschenswert, die beiden Einrichtungen auf dem Areal der Bahnmatt zusammenzuführen. So könnten Synergien genutzt werden, was mit Blick auf den Fachkräftemangel wichtig sei. In der Testplanung für das Areal Bahnmatt werden neben 160 Pflegeplätzen neu auch 48 Alterswohnungen berücksichtigt, in denen verschiedene Dienstleistungen angeboten werden.


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