Kunststoff-Recycling – der Profi erklärt

  03.07.2024 Region, Wirtschaft

Wirtschaft Wie gehe ich mit Kunststoffen um – wie entsorge ich was? Um auf diese Fragen Antworten zu erhalten, besuchten gegen fünfzig Personen die Führung durch den Ökihof an der Altgasse. Zudem gab es einen spannenden Einblick in die gesamte Firma Franz Twerenbold AG.

ERNST BÜRGE

Gemeinderat Hans Küng begrüsste die anwesende Schar Interessierter. Dabei informierte er, dass es Ziel aller Gemeinden des Kantons Zug ist, bis im Jahr 2030 überall den Hauskehricht über Unterflur-Container zu entsorgen. In zwei Gruppen aufgeteilt, wurde der Betrieb nunmehr besichtigt. Patrik Schmid erzählte Wissenswertes zur Firma Franz Twerenbold AG, die seit 1996 von der Gemeinde Baar den Auftrag hat, auch den Ökihof zu führen.
Der Betrieb selbst wird in der siebten Generation von Marcel und Dorly Schmid-Twerenbold und den beiden Söhnen Patrik und Roger geleitet. Private können ihre recyclierbaren Abfälle am Ökihof abgeben, während Firmen ihr Material zu Franz Twerenbold AG bringen.

Was nimmt der Ökihof an?
Patrik Schmid zeigte, was alles gebracht werden kann. Für sämtliche Ma- terialien, die irgendwie wiederverwertet werden können, gibt es Abteile, wo sie hinzubringen sind. Ausgediente Elektrogeräte, Batterien inklusive E-Zigaretten, Karton, Papier, Kleider, Schuhe, Metalle, Kaffeekapseln aus Alu, Alu-Dosen oder Korkzapfen – all dies und noch mehr findet hier Platz. Glasflaschen, sortiert nach Farbe weiss, grün, braun, Bauschutt, dazu gehören auch Trinkgläser und übrige Glaswaren, können ebenfalls hier entsorgt werden.

Was geht zu Franz Twerenbold AG?
Die Firma nimmt auch alte Möbel entgegen oder holt sie bei den Kunden ab. Papier aller Art sowie Karton werden zu Ballen gepresst. Dies geschieht ebenfalls mit Alu-Dosen. Da wird aus zehn Boxen gerade ein Paket, mühelos von der Presse mit einer Kraft von 85 Tonnen verarbeitet. Dasselbe geschieht mit Petflaschen. Ein kräftiger Shredder zerkleinert ganze Ordner in Schnitzel, die wieder zu Papier verarbeitet werden können. Metallteile werden aussortiert.

Pro Woche bringen hundert Lastwagen und 2’250 Personenwagen Material hierher und 13 LKWs führen 160 Tonnen zur weiteren Verarbeitung fort.

Papier wird jeweils von den Baarer Schulen gesammelt und hierher gebracht. Doch ist dabei ein starker Rückgang zu vermelden, da immer mehr Journale online zugestellt werden. Markant ist hingegen der Anstieg von Karton, bedingt durch die vielen Internet-Bestellungen.

Kunststoff-Recycling
Zu diesem Thema ist Roger Schmid der Fachmann. Er weiss: «Jeder Plastik ist Kunststoff, aber nicht jeder Kunststoff ist Plastik.» Denn Plastik wird künstlich aus Erdöl hergestellt, bei den übrigen Kunststoffen dient vielerlei Material als Grundlage. Bei den Plastikarten gibt es verschiedenste Abkürzungen wie PVC, PET, HDPE, PE1 und vieles mehr. Dabei dürfen nur Getränkeflaschen nach der Verarbeitung wieder in den Lebensmittelbereich zurückgeführt werden. Er zeigt auch die Brennbarkeit der Stoffe. PVC brennt eher schlecht, Polystyrol wie Joghurtbecher dagegen sehr gut. PE-Produkte sind nie durchsichtig, wie beispielsweise Milchflaschen. Da empfiehlt Roger Schmid, auf Tetrapack zu verzichten und Milch in PE-Flaschen den Vorzug zu geben. So ist sinnvolle Wiederverwertung möglich. Sein Ratschlag: «Beachtet auch das Logo, das meistens auf dem Flaschenboden zu sehen ist!»

Bei beiden Gruppen war das Interesse sehr gross, manche Fragen wurden fachkundig beantwortet und beim anschliessenden Apéro ging der Gesprächsstoff nicht aus.


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