Schätze aus der Vergangenheit

  29.01.2025 Gesellschaft

Am späteren Sonntagnachmittag präsentierte das Amt für Denkmalpflege und Archäologie Fundstücke aus dem vergangenen Jahr. Eine grosse Anzahl davon stammt von der Wishalde in Baar.

RAHEL HEGGLIN

Rund 100 Personen fanden sich zum traditionellen Jahresrückblick und öffentlichen Vortrag im Wilhelm-Gebäude in Zug ein. Nach der Begrüssung durch Karin Artho, Leiterin Amt für Denkmalpflege und Archäologie, übernahm Anette JeanRichard, Leiterin Abteilung Bauforschung und Mittelalterarchäologie, das Wort. Als erstes stellte sie Funde aus der Stadt Zug vor. Dabei ging es unter anderem um Wandmalereien oder alte Stadtmauern, die in Zuger Gebäuden und bei Baustellen zutage kamen. «Wussten Sie, dass die mittelalterliche Kleinstadt Zug nicht nur durch eine, sondern gleich durch vier Stadtmauern gesichert war?», fragte JeanRichard und zeigte auf der PowerPoint-Folie die entsprechenden Belege dafür. Bald wechselte sie von Zug Richtung Baar, genauer gesagt zur Wishalde.

Dank Metalldetektor zu vielen Funden
Das Gebiet um die Baarburg bringt immer wieder Sensationsfunde hervor. Da verschiedene Quellen besagen, dass in diesem Gebiet römische Goldmünzen gefunden wurden – und weil es auch immer wieder Raubgräber gab –, wollte man der Sache genauer auf den Grund gehen. Für das Projekt konnte ein professioneller Sondler engagiert werden, der in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden des Amtes für Denkmalpflege und Archäologie die Wiese mit einem Metalldetektor absuchte. Insgesamt lief er eine Fläche von 1’200 Quadratmetern ab. Römische Goldmünzen fand er dabei nicht, aber 23 andere römische Münzen und viele mittelalterliche und neuzeitliche Funde.

Pilger waren öfters anzutreffen
Unter den neuzeitlichen Fundgegenständen befinden sich viele Heiligenanhänger. Das könnte im Zusammenhang mit Wohnformen stehen, die es im 14. Jahrhundert auf der Wishalde gab. «Wir gehen davon aus, dass es ein Wohnhaus einer Beginengemeinschaft hatte. Beginen waren weltliche Personen, die in einer religiösen Gemeinschaft mitwirken wollten. Damit sie auf der Wishalde siedeln durften, mussten sie für die Kirchgemeinde Baar verschiedene Dienste leisten. Dazu könnte gehört haben, dass sie Pilger aufnehmen mussten», so die Expertin. Denn Pilger wiederum waren öfters in der Gegend unterwegs, da der Weg von Baar Richtung Neuheim der Hauptverbindungsweg zum Kloster Einsiedeln war. Unterstützt wird diese Theorie auch mit einem gefundenen Bleiplättchen, das einen Pilger zeigt, und ein gefundenes Pilgerabzeichen. «Pilgerabzeichen waren unglaublich beliebt. 1466 gab es im Kloster Einsiedeln eine sogenannte Engelweihe. Zu diesem Anlass wurden 130’000 Pilgerabzeichen gemacht.»

Ein besonderes Highlight
Der zweite Referent war Gishan F. Schaeren, Leiter Abteilung ur- und frühgeschichtliche Archäologie. Er präsentierte unter anderem Gräber und Ausgrabungsstücke aus Cham, Zug und Risch und ein besonderes Fundstück, welches ein Sondengänger bei der Baarburg gefunden hatte. Es gilt als Höhepunkt der gefunden Objekte 2024 und zeigt ein sehr gut erhaltenes römisches Bronzen-Relief mit der Darstellung eines Löwen, der mit einem Eber kämpft. Die Funktion des Objektes lässt die Fachleute aber noch rätseln. «Es könnte ein Möbelbeschlag sein oder zu einer Truhe gehört haben. Das Relief wiegt gut 500 Gramm und stammt aus der römischen Kaiserzeit. Diese war im zweiten bis dritten Jahrhundert vor Christus», so Schaeren.

Nach seinem Vortrag beantworteten die beiden Experten Fragen aus dem Publikum. Danach konnten einige der präsentierten Fundstücke im Original bestaunt werden.


Jahresrückblick

Die Vortragsreihe startete 2006 und erfreut sich seither grosser Beliebtheit. Immer im Januar gibt es einen Jahresrückblick zu den gemachten Funden. Mit viel Hintergrundwissen, Bildmaterial und originalen Fundstücken erhält das Publikum nicht nur einen Einblick in die Geschichte des Kantons Zug, sondern lernt auch die Arbeit der Fachpersonen des Amts für Denkmalpflege und Archäologie besser kennen. Erwähenswert ist, dass Sondengänger einen erheblichen Beitrag zur archäo logischen Forschung leisten. Die Suche mit einem Metalldetektor ist aber eine bewilligungspflichtige Tätigkeit.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote