Sichere Schulwege sind eine Daueraufgabe
22.10.2025 KinderAuf dem Weg in den Kindergarten oder die Schule sind Kinder oft erstmals mit dem Verkehr konfrontiert, auch mit den Gefahren. Die Gemeinde überprüft aktuell die Schulwegsicherheit im Kreis Sennweid.
FRANZ LUSTENBERGER
Vorgestern, Montagmorgen vor dem Schulhaus Sennweid: die Herbstferien sind vorbei, der Schulalltag beginnt nach zwei Wochen wieder. Die 170 Kinder des Kindergartens und der Primarstufe im Schulkreis Sennweid haben sich einiges zu erzählen. Viele haben dies schon auf dem Weg zum Schulhaus gemacht. Für den ersten Tag nach den Ferien gilt besonders, was die Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU in ihrer Dokumentation zum Thema Schulweg grundsätzlich festhält: «Kinder sind spontan, impulsiv und zeigen unvorhergesehene Reaktionen.»
Die Verbesserung der Sicherheit auf den Schulwegen ist dem Gemeinderat daher ein wichtiges Anliegen. Entsprechend hat er sich für das laufende Jahr ein konkretes Ziel gesetzt: «Die Schulwegsicherheit der Primarschule Sennweid ist überprüft und ein Konzept erstellt.» Gemeinderat Hans Küng dazu: «In diesen Arbeiten sind wir jetzt mittendrin.» Basis ist eine Umfrage bei Kindern und Eltern. Letztere sollen die Fragen aus der Sicht des Kindes beantworten. Gemäss dieser Umfrage kommen 80 Prozent aller Kinder zu Fuss, 10 Prozent benützen ein Trottinett. Gefragt wurde auch, welche Unsicherheiten auf dem Schulweg bestünden. Kinder und Eltern konnten aus ihrem Blickwinkel auf einer beigelegten Wegkarte die unsicheren und gefährlichen Stellen auf dem Schulweg markieren.
Erste Sofortmassnahmen umgesetzt
Die erste Auswertung für den Schulkreis Sennweid – dazu gehören auch die Kindergärten Schutzengel und Sagenbrugg – zeigt, dass dieses Gebiet, im Vergleich etwa zum Schulhaus Marktgasse, weniger hoch problematische Stellen aufweist. Abteilungsleiter Christof Gerig dazu: «Das rührt auch daher, dass wenige Kinder auf ihrem Weg in die Schule Sennweid die Kreuzung Büelplatz benützen.» Der neuralgische Punkt Büelplatz belegt auch, wie beschränkt die Möglichkeiten der Gemeinde für die Verbesserung der Schulwegsicherheit sind.
Da die Langgasse eine kantonale Strasse ist, spricht auch das Tiefbauamt des Kantons mit, das sich gegen ein Rechtsabbiegeverbot bei gleichzeitiger Grünphase für die Fussgänger aussprach. Es prallen Interessen aufeinander – die Sicherheit von Fussgängern bei der Überquerung der Strassen gegen die Kontinuität im Verkehrsfluss.
Kurzfristig und in Eigenregie der Gemeinde wurden oder werden in nächster Zeit aber im Schulkreis Sennweid erste Massnahmen umgesetzt: Die Querung der Lorzenmattstrasse beim Haus Nummer 14 wird normgerecht ausgebaut, etwa mit einer Beleuchtung, einem Poller und einer Einengung der Strasse. Im Bereich der Büelstrasse und der Mühlegasse wurden Hecken im Sichtfeld zurückgeschnitten. Bei der Beurteilung von Gefahren sei es zentral, immer die Sichtweise der Kinder einzunehmen. Küng: «Man muss sich auf die Augenhöhe der Kinder begeben.»
Parkieren im Sichtfeld verboten
Aufgrund des endenden Trottoirs in der Chlingenstrasse müssen Kinder die Strasse queren. Die Sicht auf den Verkehr für die zu Fuss Gehenden wird oft durch parkierende Fahrzeuge eingeschränkt. Gerig: «Die Parkierung in der Kurve ist dort verboten.» Dieses Verbot wird regelmässig kontrolliert. Letztlich würden auch Bussen ausgesprochen.
Überhaupt bereiten parkierende Autos im Bereich der Schulhäuser den Verantwortlichen der Abteilung Sorgen. In den Umfragen bei den Kindern in allen bisher einbezogenen Schulhäusern Marktgasse (2023), Inwil (2024) und Sennweid (2025) werden nur zwei Prozent der Kinder mit dem Auto zur Schule gefahren. Küng vermutet aber aufgrund von Beobachtungen mehr sogenannte Elterntaxis, die Kinder zur Schule fahren oder von dort am Nachmittag abholen. Eine Erklärung – immer mehr Kinder gehen nach Schulschluss einem zusätzlichen Angebot in den Bereichen Sport, Musik oder weiteren Themenfeldern nach, meist anderswo in der Gemeinde oder ausserhalb. Gerig dazu: «Wir können aber aus Sicherheitsgründen Halteverbote in der Umgebung der Schulhäuser veranlassen.»
Eltern bleiben für den Schulweg verantwortlich
Der Schulweg der Kinder ist grundsätzlich in der Verantwortung der Eltern. Darauf weisen Gemeinderat Küng, Abteilungsleiter Gerig und Dominic Braschler, seit Juli in Baar als Projektleiter Verkehrstechnik tätig, im Gespräch hin. Die Gemeinde könne im Bereich von Verkehrsführung und baulichen Massnahmen ihren Beitrag zur Schulwegsicherheit leisten. Das ergibt sich aus dem Grundsatz, wonach Gemeinden und Kantone verpflichtet sind, das Strassennetz für alle Verkehrsteilnehmer sicher und zumutbar zu gestalten. Denn – so die BFU – es gibt «keine verkehrsgerechten Kinder». Darum sei es nötig, «Verkehrsanlagen auf Schulwegen möglichst kindergerecht zu planen und zu gestalten». Schulwegsicherheit ist eine Daueraufgabe.
Die Gemeinde Baar kommt mit ihren Zielen einer BFU-Forderung nach: «Das Strassennetz und insbesondere die Schulwege sollen zyklisch auf gefährliche Stellen geprüft und Sanierungsmassnahmen eingeleitet werden.» Welches Schulhaus im nächsten Jahr speziell unter die Lupe genommen wird, ist derzeit noch offen. Dies entscheidet die Abteilung Sicherheit gemeinsam mit der Schule. Das Wiesental wird es sicher nicht sein. Küng: «Eine solche Überprüfung macht erst nach Beendigung der Bauarbeiten Sinn.»
Die fünf wichtigsten Tipps
Die Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU empfiehlt
– Als Eltern oder Betreuungsperson den Schulweg mit den Kindern üben.
– Als Eltern oder Betreuungsperson den für die Kinder sichersten Weg wählen – das ist nicht immer der kürzeste.
– Als Fahrzeuglenker in der Nähe von Kindern doppelt aufpassen.
– Als Lehrperson den Schulweg am Elternabend und im Unterricht thematisieren.
– Als Behörde und Schulleitung der Schulwegplanung den nötigen Stellenwert geben.




