Sonntag nach Martini – Baarer Chilbizeit!

  20.11.2024 Gesellschaft

Seit jeher wird die Chilbi in Baar am Sonntag nach dem 11. November gefeiert. Wie eigentlich bei jeder Chilbi liegt auch hier der Grundstein beim Kirchweihfest. Dieses ist in Baar auch in der Geschichte nicht genau ersichtlich, hängt jedoch mit dem Kirchenpatron, dem heiligen Martin, zusammen.

ERNST BÜRGE

Die Kirchenglocken läuteten zum Festgottesdienst, als Zeichen zum wirklichen Festbeginn. Pfarreiseelsorger Niklaus Hofer begrüsste die Anwesenden: «Wir feiern die Weihe der Kirche und viel mehr das Fest für alle!» Der St.-Thomas-Chor umrahmte die Feier mit der St. Johanner Messe von Peter Roth. NahBaar lud anschliessend zum Apéro hinter der Kirche ein.

Schon bald schlossen sich die meisten dem weiteren Publikumsstrom an, hinauf zur Dorfstrasse mit den zahlreichen Ständen und zum eigentlichen Festplatz rund um das Marktgass-Schulhaus und den Rathausplatz.

Schon am Samstag Hochbetrieb
Bereits am Samstagnachmittag und -abend liefen die vielen verschiedenen Fahrbetriebe auf vollen Touren. Wer durch den Platz schlenderte, hörte die Leute in verschiedensten Sprachen vergnügt miteinander plaudern. Auf der altbekannten Super-Looping-Schaukel konnte man probieren, das Gehäuse wirklich auf ganze Runden zu schwingen und über den Kipppunkt hinaus wieder rundum zu schaukeln.

Der nächste Halt beim Coco Bongo versprach ein besonderes Lauferlebnis durch eine Wunderwelt und von der vierten Etage konnte von der Terrasse zu den Emporschauenden herunter gewunken werden. Die Bergund Talbahn erfreute noch immer die vielen Kinder.

Hei, ging das rassig ringsum! Besonders hoch hinaus ging’s mit dem Riesenrad, wo der Ausblick auf die Chilbi etwas ganz Besonderes war.

Den Mutigen gehört die Welt!
Auf der Phönixbahn schaukelten die Unentwegten nicht nur hin und her. Die radförmig angeordneten Sitze drehten ebenfalls. Oh, da gab es schon mal ein Gekreische! Der Besuch am Treffpunkt bei Jolliets Schiessbude war vorher ratsam. Denn um ein schönes Plüschtier zu ergattern, brauchte es eine ruhige Hand. Ganze Reihen von Täfelchen mussten geschossen oder sämtliche Büchsen vom Tablar abgeräumt werden. Brigitte Jolliet hatte sogar Zeit für ein kurzes Gespräch. Bereits ihre Grosseltern waren Schausteller. Sie ist ebenfalls darin aufgewachsen, und die Schiessbude ihrer Eltern war ihr Spielplatz. In der Familie hatten sie einige Buden und Karusselle, sie führt jetzt zusammen mit ihrem Mann den Schiessstand und die Pegasus-Schaukel. Ab der Fasnacht bis im Dezember sind sie mit dem Betrieb unterwegs. Ihre Jungen lieben Action und arbeiten daher mit Pegasus. Jolliet sagt: «Baar ist Baar mit einer tollen Chilbi!» Auch das Publikum sei angenehm, wie auch in all den Jahren der Kontakt mit den gemeindlichen Stellen. Sie habe viele schöne Erinnerungen an Baar und sehe auf dem Platz die Bäume ständig wachsen. Das sei für die Aufbauten etwa auch eine Herausforderung.

Einen ganz neuen Stand traf man in der Nähe. Bei einer ganzen Reihe WC-Schüsseln klappten die Deckel ständig auf und zu. Wer einen Preis gewinnen wollte, musste einen WC-Besen in die Schüssel werfen. Doch hoppla, meist ging der Wurf daneben oder der Deckel hatte sich zu schnell geschlossen. Wirklich eine Gaudi.

Viel Publikum unterwegs
Auch Regierungsrat Martin Pfister geniesst die Chilbi seit seiner Kindheit. Er erinnerte sich, dass seine Grossmutter an diesem Tag immer Räbenmus kochte. Sein bestes Erlebnis war der erste Chilbibesuch ohne Eltern. Heute begleitete er seine Enkel, die sich gerade beim Büchsenwerfen massen. Guschti Gisler als echter Baarer war ebenfalls gerne auf dem Platz. Früher sei er mehr an die Chilbi gezogen als in den letzten Jahren. Doch ein Besuch am Löschegge sei nach ehemaliger 33-jähriger Feuerwehrtätigkeit noch immer obligatorisch.

Einen neuen Standplatz hat Manfred Lüchinger, der Donuts-King, erhalten. Seit über 30 Jahren betreut er seinen Stand mit Donuts, Zuckerwatte und Getränken. Er sei in dritter Generation unterwegs, und bereits sei auch die vierte Generation im Fahrgeschäft selbständig tätig. Für ihn ist Baar immer gut, alles klappe, und das Publikum sei dankbar.

Auch leibliches Wohl kommt nicht zu kurz
Verschiedene Stände entlang der Dorfstrasse und bei der Rathus-Schüür boten allerlei Köstlichkeiten an. Und wie Pilze aus dem Boden geschossen, standen am Wochenende verschiedenste Hüttli und Zelte rings ums Chilbigelände. Guggenmusiken, Löschzug und auch das «Schränzegg-Beizli» luden ein, Gemütlichkeit zu pflegen. Restaurants hatten ebenfalls geöffnet und boten auf ihren Menükarten Chilbispezialitäten an.

An neuem Ort stand auch das grosse Pfadizelt. Auf die Frage, warum dieses umgezogen sei, gab Elio von der Pfadi Baar Auskunft. Es sei nicht mehr möglich, hier wegen der darunterliegenden Tiefgarage schwere Karrusselle aufzustellen. Sie wurden deshalb angefragt, sich hier einzurichten, und sagten dazu ja.

Ein letzter Besuch galt Eugen Zanolla. Er sei nunmehr pensioniert, doch noch immer unterstütze er seine Tochter beim Autoscooter. Der hier sei bereits das fünfte Modell. Der Grossvater war noch mit dem «Hau den Lukas» unterwegs und sein Vater war schon vor 52 Jahren mit dem «Vampir» unterwegs gewesen, ebenfalls in Baar. Während 45 Jahren hatte sein Betrieb sieben Bahnen, jetzt sind sie noch mit vier Attraktionen unterwegs.

Noch immer war viel Volk auf der Tour ums Marktgass-Schulhaus und freute sich zusammen mit allen Schaustellern und Standbetreibern am trockenen und teilweise sogar sonnigen Wetter. Und vielleicht beginnen die Kinder schon jetzt zu sparen, denn die nächste Baarer Chilbi kommt bestimmt.


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