Treffpunkt für alle Generationen
08.10.2025 GesellschaftWas soll der Wohnhof Murer im Gebiet Blickens dorf zukünftig alles bieten? Um diese Frage zu beantworten, läuft aktuell ein Mitwirkungsverfahren. Ende Mai soll es dann ein grosses Eröffnungsfest im Quartierzentrum geben.
RAHEL HEGGLIN
Der Wohnhof Murer im Ortsteil Blickensdorf beginnt ein neues Kapitel. Die Räumlichkeiten, die bis im Sommer noch von Schulklassen für Lektionen des Textilen Gestaltens genutzt wurden, sind seit dem Umzug der Kinder ins Schulhaus Wiesental frei. Damit eröffnet sich für die Gemeinde eine besondere Chance: Der Wohnhof Murer soll zu einem lebendigen Treffpunkt für alle Generationen werden. «Wir möchten Angebote, welche bisher an verschiedenen Orten verstreut waren, unter einem Dach bündeln und gleichzeitig Neues aufbauen», erklärt die zuständige Gemeinderätin Barbara Schmid-Häseli. Erste Schritte sind bereits gemacht: So haben die Spielgruppe, der Kindertreff und das Seniorenangebot falter im Wohnhof Murer ein neues Zuhause gefunden. Was in der restlichen Zeit alles im Quartierzentrum passieren soll, darüber haben die Kinder am Mittwochnachmittag 24. September und die ältere Generation am 26. September befunden.
Alles ist möglich
Beim Abend der älteren Anspruchsgruppe fanden sich rund 40 Personen ein. Nach den Begrüssungsreden durch die Gemeinderätin Schmid-Häseli und den Leiter Fachstelle Kind und Jugend, Ferhat Civrilli, wurden zuerst die Räumlichkeiten besichtigt: Vom Eingang her gesehen dient der linke Raum den Kindern, der rechte Raum den Älteren. In der Mitte sind Garderoben und Toiletten angesiedelt, vor dem Wohnhof Murer befindet sich eine grosse Wiese, die der Allgemeinheit dient.
Nach diesem Rundgang und der Inspektion der Kinderwünsche, galt es, in kleinen Gruppen zu diskutieren, sich auszutauschen und die Ideen aufzuschreiben. Dabei konnte es sich um einzelne Stichworte handeln oder auch um ausführliche Beschreibungen, wenn bereits genaue Vorstellungen vorhanden waren. «Wichtig ist, den Namen dazu aufzuschreiben, damit die Beiträge später einer Person zugeordnet und bei Bedarf Rückmeldung gegeben werden kann», gab der Leiter Fachstelle Kind und Jugend bekannt. Für Gruppenideen bestand die Möglichkeit, mehrere Namen zu vermerken.
Viele Wünsche und Ideen
Bei den Diskussionsrunden an den kleinen Tischgruppen zeigte sich, dass unterschiedliche Bedürfnisse anstehen. So wünscht sich Ruth Murer ein Bewegungsangebot wie beispielsweise Gymnastik. Paula Arnold hingegen könnte sich Töpferkurse oder eine «Bring-und-Hol-Bücherecke» vorstellen.
Und die ehemalige Kochlehrerin Ruth Blatter wiederum wünscht sich eine Küche, damit auch Kochkurse stattfinden können. Wichtig ist den Verantwortlichen, dass es in diesem Mitwirkungsprozess um das Sammeln der Bedürfnisse geht und dass sich die Bevölkerung dann einbringt, um den Wohnhof Murer zu einer beliebten und belebten Begegnungsstätte zu machen. «Es soll nicht von uns diktiert werden, was hier entsteht. Wir möchten, dass sich die Bevölkerung engagiert. Nur so entsteht ein Ort, der wirklich lebt», sagt Schmid-Häseli.
Spagat zwischen Wunsch und Kompromiss
Beim Abgleich der Wünsche der verschiedenen Anspruchsgruppen wird deutlich, dass manche wunderbar zusammenpassen und sich andere widersprechen. So wollen etwa einige Kinder draussen Fussball spielen, während Anwohnerinnen und Anwohner eher Ruhe wünschen. Das ist auch ein Anliegen des Anwohners Thomas Imbach. Er möchte auf keinen Fall künftig mit Lärm konfrontiert sein oder einen Partyraum unter seiner Wohnung haben. «Alle Ideen werden nicht umsetzbar sein. Wo möglich, müssen wir bei ganz unterschiedlichen Bedürfnissen Kompromisse finden, zum Beispiel durch zeitliche Regelungen», so die Gemeinderätin. Gibt es Wünsche und Ideen, die beide Gruppen formuliert haben, könnte es auch generationenübergreifende Projekte geben, was ganz im Sinne der Verantwortlichen ist. Dies ist beispielsweise bei Spiele-, Strick- oder Kochnachmittagen möglich. Eine ähnliche Idee dazu hat Guido Arnold, der sich eine Art «Wichtelprojekt» vorstellen könnte: «Hierbei übernehmen Jüngere kleine Gefälligkeiten für die älteren Menschen. Beispielsweise mit dem Hund spazieren gehen oder kleinere Besorgungen machen. Wir wiederum würden den Jüngeren bei den Hausaufgaben helfen», so der Anwohner.
Ideen weiter willkommen
Wer an den beiden Mitwirkungstagen nicht teilnehmen konnte, hat noch bis Ende Oktober Zeit, seine Wünsche über die Online-Plattform «www.mitwirken-baar.ch» einzureichen. Bis Ende Jahr werden dann die eingegangenen Ideen gesammelt und ausgewertet. Bereits im neuen Jahr will die Gemeinde mit der Umsetzung erster Projekte beginnen. Ein fixes Budget für Investitionen gibt es nicht. Grössere Vorhaben müssten deshalb über separate Anträge an den Gemeinderat laufen. Bis im Mai soll der Wohnhof Murer so weit entwickelt sein, dass ein Eröffnungsfest stattfinden kann. «Wir sind überzeugt, dass hier etwas Tolles entsteht. Mit Ideen der Bevölkerung, mit Rücksicht auf die Nachbarschaft und mit dem Engagement von allen, die mitgestalten wollen», sagte Schmid-Häseli. Und auch sie hat ihren eigenen Wunsch für den Wohnhof Murer. «Ich hoffe, dass viele gute Ideen aus der Bevölkerung kommen und dass engagierte Leute Lust haben mitzumachen. Denn solche Projekte gelingen am besten, wenn sie aus der Bevölkerung getragen werden.»
Ideensammlung der Kinder am 24. September
Die Kinder wurden bei ihrem Mitwirkungsnachmittag von Pranita Chettri und Ferhat Civrilli begleitet. Beide arbeiten für die Fachstelle Kind und Jugend und sind jeweils an zwei Halbtagen beim Kindertreff im Wohnhof Murer anwesend, welcher sich an Kinder der 2. bis 4. Klasse richtet. Nun haben sie die Möglichkeit, ihren Treff mitzugestalten. Bei den Wünschen zeigt sich, dass sie sich unter anderem einen Kiosk mit Getränken, Süssigkeiten und kleinen Snacks wünschen. Aber auch eine Bastelecke, eine Holzwerkstatt oder viele Gesellschaftsspiele. «Das freut mich sehr, dass es den Kindern auch um das analoge Spielen geht, und nicht nur ums Gamen», sagt die Soziokulturelle Animatorin. Was schlussendlich alles umgesetzt wird, zeigt sich bis im Frühjahr.