Wenn das Zuhause wieder atmen soll

  23.04.2025 Gesellschaft

Ein Kleiderschrank, der aus allen Nähten platzt, eine Küche, die Vorräte aus zehn Jahren beherbergt. Wer kennt das nicht? Doch während die meisten Menschen das Entrümpeln hinauszögern, hat sich eine Baarerin darauf spezialisiert.

RAHEL HEGGLIN

Die 49-jährige Jeannine Frank ist zertifizierter Aufräum-Coach und hat damit ihre Berufung gefunden. Gerade jetzt im Frühling steigen die Nachfragen nach ihren Dienstleistungen. Viele Menschen haben das Bedürfnis, ihre Kästen auszumisten und sich von Altem zu trennen. Doch vielfach ist es nicht ganz einfach, den Anfang zu finden. Frank unterstützt mit ihren Kenntnissen und gibt praktische Tipps, um ein künftiges Chaos zu vermeiden.

Kreislauf im Fokus
Wer mit der Aufräumspezialistin Ordnung in sein Zuhause bringen will, muss mit anpacken. Das ist eines der Credos. «Ich werde nicht gerufen, um alles zu entsorgen. Es geht darum, ein System in ein Chaos zu bringen und sich von Altem zu trennen. Viele meiner Kunden sind blockiert.» Steht sie daneben, wird es für diese einfacher, sich vom Ballast zu trennen. Sie erinnert sich an Kunden, die Waren aus dem Jahr 1986 aufbewahrt hatten. «Da frage ich sanft nach, ob dies wirklich noch benötigt wird, und gebe einen Anstoss, dass man sich davon trennen kann.» Denn die emotionale Komponente sei zentral. «Man braucht Fingerspitzengefühl, damit sich die Kunden aufgehoben fühlen und mir vertrauen.» Frank bekräftigt, dass sie weder eine Reinigungsfrau ist noch die Waren für ihre Kunden entsorgt. «Dies wäre aus rechtlichen Gründen heikel. Meine Auftraggeber bringen alles selbst zum Ökihof oder ins Brockenhaus. Dies ist auch ein wichtiger Loslass-Prozess», so die 49-Jährige.

Frank denkt bei ihrem Job stets ökologisch. «Was noch gut ist, kommt ins Brockenhaus oder wird verschenkt. Ich möchte, dass die Dinge weiterleben und nicht achtlos weggeworfen werden.»

Tipps für mehr Platz
Am liebsten mistet sie Kleiderschränke aus und ordnet sie nach dem «Marie-Kondo-System» wieder ein. Dieses System basiert auf verschiedenen Aufbewahrungsboxen, in denen die Kleider sortiert eingeordnet werden. Auch Tipps, wie es mehr Platz im Schrank gibt, hat sie. «Mit den richtigen Kleiderbügeln ist plötzlich doppelt so viel Platz da wie vorher.» Die Ordnungsspezialistin wird für sämtliche Aufräummöglichkeiten gebucht. «Das sind Küchen, Estriche, Keller oder auch ganze Wohnungen. Manche Kunden haben so viel angesammelt, dass man zuerst gar nicht weiss, wo man anfangen soll.» Dann sei es wichtig, strukturiert vorzugehen und die Kunden über eine längere Zeit zu begleiten. «Ich bin für zwei bis drei Stunden vor Ort, unterstütze meine Kunden und gebe ihnen dann Aufgaben bis zum nächsten Termin. So lernen sie, nicht wieder alles zu horten, sondern Platz zu lassen.» Frank betont aber, dass ihre Kunden keine Messies sind. «Das wären Extremfälle, für die es andere Spezialisten gibt. Ich bin der Coach für Menschen, die feststecken, aber noch aufräumen wollen», sagt die Baarerin. Es gebe aber auch Leute, die nur für etwas Kleines ihre Hilfe anfordern. «Dann haben wir innerhalb weniger Stunden aufgeräumt, und der Auftrag ist abgeschlossen.» In reich oder arm lassen sich ihre Kunden nicht einordnen. «Es betrifft alle Einkommensschichten. Und überall ist der Wunsch da, endlich aufzuräumen.»

Ballast abwerfen befreit
Um ihre Hilfe anzufordern, braucht es den ersten, nötigen Schritt. «Das ist oft der schwierigste Teil im ganzen Prozess. Viele wissen, dass sie aufräumen sollten, aber bis sie es angehen, schieben sie es vor sich hin.» Ist Frank kontaktiert, vereinbart sie ein erstes Treffen. Idealerweise dort, wo sich das corpus delicti befindet. «So kann ich abschätzen, wie gross der Aufwand wird und welche Strategie ich anwende.» Meistens dauert das erste Treffen drei bis fünf Stunden, wie viele danach folgen, hängt von Fall zu Fall ab. Ihren Job führt sie mit viel Leidenschaft aus. Auch weil sie sieht, wie sie ihren Auftraggebern helfen kann. «Unordnung blockiert extrem. Es ist schön zu sehen, wie befreit die Kunden sind, sobald sie alten Ballast loslassen.»

Noch ist die Platzmacherei, wie ihr Geschäft heisst, ein Nebenjob. Dies auch, weil in der Schweiz die Aufräum-Coachs noch nicht so bekannt sind. «In Deutschland oder den USA ist das ein riesiger Markt. Da hat fast jede Familie ihren eigenen Ordnungs-Coach. So wie hier eine Raumpflegerin.» Bis Frank ganz von ihrem Geschäft leben kann, arbeitet sie noch fünfzig Prozent in der Schulzahnpflege.


Wettbewerb
Gewinnen Sie eine individuelle Aufräum-Beratung.

Die Baarer Zytig verlost ein professionelles Aufräumcoaching mit Jeannine Frank im Wert von zwei Stunden. Wer gewinnen möchte, schreibt eine E-Mail mit der richtigen Antwort an: info@ baarerzytig.ch, inkl. Adresse und Telefonnummer. Einsendeschluss ist der 30. April.

Wettbewerbsfrage:
Nach welchem Prinzip ordnet Jeannine Frank die Kleiderschränke meistens ein?


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