100 Jahre Mandolinenorchester Baar

  09.10.2024 Musik/Kultur

Mit dem Festkonzert im Baarer Gemeindesaal feierten die virtuosen Baarer Tonkünstler am 28. September «100 Jahre Mandolinenorchester Baar» unter der Leitung von Melina Murray.

HANS-PETER SCHWEIZER

Ausgehend von Neapel erlebte die Mandoline um etwa 1700 in Italien eine erste Blüte und verbreitete sich durch reisende Musikanten im westlichen Europa. Die Mandoline geriet zwischendurch in Vergessenheit, setzte sich aber ab 1900 auch in der Schweiz wieder durch.

Als logische Folge gründeten im Jahre 1924 einige italienische Musikanten zusammen mit Schweizer Gleichgesinnten den Mandolinenclub Baar. Zum 100-jährigen Jubiläum hat Peter Holzer eine phantastische Chronik mit mehreren Seiten Text, Bild, Plakaten und Zeitungsartikeln erstellt, publiziert auf der Internetseite des Mandolinenorchesters Baar. Als Highlight für das 100-jährige Vereinsjubiläum besuchte der grösste Teil des Orchesters vom 1. bis 5. Mai 2024 Venedig und verband diese Reise mit der Teilnahme am «Venice Mandoline Festival».

Aus der Mottenkiste
Das Mandolinenorchester Baar ist ein engagiertes Laienzupforchester, dessen Besetzung aus Mandoline 1, Mandoline 2, Mandola, Gitarre und Kontrabass besteht. Aktuell sind es 18 motivierte Spielerinnen und Spieler, welche sich zum Jubiläum musikalische Leckerbissen aus der Mottenkiste geholt hatten. Nach der feierlichen Begrüssung zum «Magischen 100er» durch die beiden Spielerinnen Catarina Bernich und Luzia Wanner erschien sie, die strahlende Dirigentin Melina Murray. Mit der Poesia Alpestre, einem traditionellen italienischen Mandolinenstück, komponiert vom italienischen Komponisten und Musiker Simone Salvetti, war den höchst konzentrierten Spielerinnen und Spielern der erste Applaus beschieden.

Durch die humorvolle Ansage von Michi Wanner erfuhr man nicht nur Wissenswertes über die Musikstücke und Komponisten, sondern auch Tatsachen «bezüglich harter Währung»: Ab 1934 wurde im Hotel Lindenhof gespielt, und es musste der Gemeinde eine Vergnügungssteuer von 15 Rappen entrichtet werden! Bereits das nächste Stück, Vino Trentino, eine italienische Schnellpolka liess die Freunde der mediterranen Kultur träumen. Man schliesst kurz die Augen und befindet sich für Momente plötzlich in Taormina auf der Piazza IX Aprile, auf dem phantastischen Platz 300 Meter hoch über dem Meer, und wird mit It’s Swingtime aus dem gleichnamigen Musicalfilm wieder abrupt in die Realität zurückgeholt.

Als Nachwuchssorgen noch kein Thema waren
Noch am 60-Jahre-Jubiläum 1984 stellten die Unterhaltungsabende des MOB mit Konzert, Theater und Show unbestrittene Höhepunkte im Vereinsjahr dar. Die Aufführungen des Mandolinenorchesters im Gemeindesaal waren in diesen Jahren an drei Abenden ausverkauft. Das Orchester zählte die stolze Zahl an 44 Mitgliedern. Das Wort «Nachwuchssorgen» existierte damals einfach nicht.

Mit aufwendig gestalteten Kulissen, entworfen von den Brüdern Speri und bemalt von Malermeister Paul Fischer, welcher am heutigen Konzert die 1. Mandoline spielt, spielte das MOB damals als Spitzenreiter in der Baarer Unterhaltungsszene mit. So weit die interessanten Ausführungen aus der bewegten MOB-Geschichte des Ansagers Wanner. Mit Tango, Marsch und Evergreen stand als letztes Stück der bestbekannte Walzer Nr. 2 auf dem Programm. Dieser Walzer ist ein Satz aus der Suite für Varieté-Orchester von Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch im tanzbaren Dreivierteltakt. Das populäre Stück wird oft einzeln von verschiedensten Formationen und Besetzungen aufgeführt und wurde auch schon als Filmmusik verwendet.

Zugaben als Sahnehäubchen
Der tosende Beifall löste bei den Musizierenden die Lust nach einer Zugabe aus. Die Suite Mexicana Opus 16 vom renommierten mexikanischen Gitarristen und Komponisten. Eduardo Angulo regte den Appetit der Besucher noch weiter an. Der Ansager animierte die Besucher: «Wenn ihr nochmals einen kräftigen Applaus spendet, spielen sie sicher ein weiteres Stück», was denn auch geschah. Die zweite Zugabe, Frühlingsrauschen von Jaques Baumann, war das Stück, das einst im ersten Konzert als erstes Stück des Mandolinenorchester gespielt wurde. Um mit dem frohgemuten Publikum den Abend in Feierlaune ausklingen zu lassen, waren alle Anwesenden zu einem Apéro riche eingeladen.

Unter den Feiernden befand sich auch die freudestrahlende Dirigentin, Melina Murray. Die Dirigentin, Violinistin und Mandolinenspielerin tritt auch regelmässig in der Schweizer Country-Szene auf. Auf die Frage, wie sie denn mit dem Konzert und den Akteuren des Abends zufrieden sei, fand sie grösste Anerkennung und höchste Wertschätzung für die Spielleistungen der Spielerinnen und Spieler. Und was war das Highlight des Abends für die vielseitige Musikerin? «Es machte mich unheimlich stolz und glücklich, dass ich das Konzert zum 100-jährigen Jubiläum des Baarer Mandolinenorchesters dirigieren durfte», meinte Murray mit einem herzerfrischenden Lachen im Gesicht.


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