Ein Mörder mit Giftspritze treibt sein Unwesen

  05.06.2024 Musik/Kultur

Theater Der Verein Farbvogel führte im Baarer Restaurant Bauernhof die interaktive Krimikomödie «Frau Hase und die Giftspritze» auf. Für Spannung und kulinarische Freuden war gleichermassen gesorgt.

INGRID HIERONYMI

Wer mit der Erwartung kam, in Ruhe zu essen und gemächlich ein Theater anzuschauen, wurde bald eines Besseren belehrt. Dass man sogar beim Abtransport einer Leiche Hand anlegen muss, hätte wohl niemand erwartet. Der Abend fing denn auch ganz unbeschwert an. Schauplatz der Handlung war ein Kurhotel mit einer bunt gemischten Gästeschar.

Kurdirektorin Manuela Manteuffel (gespielt von Mona Gasser) begrüsste die angereisten Hotelgäste zum Willkommensdinner mit den vielsagenden Worten: «Geniessen Sie diesen Abend, als wäre er Ihr letzter.» Dann stellte sie ihre Mitarbeitenden vor. Da war der Oberpfleger Denis (Uwe Peter), der ein Auge auf seine Mitarbeiterin Helga Hase (Debora Schlumpf) geworfen hatte. Diese war nicht nur Pflegerin, sondern hatte in einem Online-Schnellkurs ein Detektivdiplom erworben. Mit von der Partie war auch Köchin Wanda, die ihr Talent vor allem beim Tortenbacken unter Beweis stellte. Um die Kurgäste kümmerte sich auch General von Rolling (Max Vogel), ein Stammgast, der ständig allen ins Wort fiel und ständig damit beschäftigt war, sich einen grossen Bierkrug nachfüllen zu lassen.

Teilnehmende verkörpern verschiedene Rollen
Die Rollen der Kurgäste wurden mit Merkzetteln den rund 20 Theaterbesuchenden zugeteilt. Es war erstaunlich zu sehen, wie sich die Teilnehmenden sogleich mit Leidenschaft in die unterschiedlichen Charaktere hineinversetzten. Unter anderem waren ein Pfarrer mit zwei Messdienerinnen, ein etwas einfältiger Apotheker und eine Staatsanwältin zugegen. Zudem sass eine Gruppe von Privatpatienten am Tisch, denen die Direktorin ihr Leid über die dürftigen Einnahmen mit den Kassenpatienten klagte. Begeisterung macht sich breit, als die Direktorin ankündigt, dass der bekannte Schauspieler Robert Canoni zur Tischrunde stossen wird. Ganz aufgeregt ist Helga Hase, die sich in ihn verliebt hat und hofft, dass er ihre Gefühle erwidert. Sie wird allerdings enttäuscht, da der exzentrische Star mit seiner adeligen Braut Ludavica von Bayern anreist. Immerhin will Canoni die von Wanda gebackene Hochzeitstorte mit den Kurgästen teilen, was ihm viel Applaus einbringt.

Eine Leiche nach der anderen
Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse. Die Braut, die in ihrem weissen Kleid im Takt des Hochzeitsmarsches um den Tisch herumtanzt, fällt zu Boden und bleibt reglos liegen. Die herbeigerufene Ärztin Dr. Stethoskop kann nur noch ihren Tod feststellen. Eiligst bringt Pflegerin Hase eine grüne Plastikblache und fordert einige Kurgäste auf, die Leiche abzutransportieren. Dieser Aufforderung leisten vier beherzte Männer klaglos Folge. Gleich darauf erscheint die Pflegerin in einem weissen Schutzanzug mit einem Detektivkoffer und kündigt an, den Mord aufklären zu wollen. Sie will herausgefunden haben, dass der Tod durch eine Giftspritze verursacht worden ist. Die Direktorin goutiert ihr Engagement jedoch nicht. «Sie sind hier als Pflegerin und nicht als Detektivin angestellt», tobt Manteuffel und nimmt Hase den Koffer mit den kriminaltechnischen Utensilien weg. Hase lässt sich jedoch nicht von ihrem Plan abbringen und ermittelt weiter. Auch die Kurgäste diskutieren miteinander, wer von den Anwesenden wohl als Mörder infrage käme. Die Gespräche kreisen vor allem um die Frage, welche Personen Zugang zum Medikamentenschrank des Kurhotels hatten. Bevor die Schlüsselfrage geklärt werden kann, fällt auch Robert Canoni tot zu Boden. Diesmal sind es vier Frauen, die den Leichnam abtransportieren müssen. Der Gästeschar scheint jedoch der Appetit trotz zwei Leichen nicht vergangen zu sein. Während des anschliessend aufgetragenen Rindsfilets, wird weiter gerätselt und mögliche Täterinnen und Täter werden ins Visier genommen.

Das Publikum ist der beste
Kommissar

Uwe Peter, Präsident des Vereins Farbvogel, lud vor dem Dessert die Teilnehmenden ein, auf bereit liegenden Zetteln aufzuschreiben, welche Figur den Mord aus welchem Motiv begangen hatte. Die kreativsten – aber falschen
– Antworten wurden am Schluss des Abends vorgelesen und trugen zur allgemeinen Erheiterung bei. Teilnehmerin Renate Neff erriet den richtigen Mörder und umschrieb auch das Motiv sehr treffend. Dafür wurde ihr ein «Diplom für hervorragendes Ermitteln» überreicht, was mit grossem Applaus quittiert wurde. Neff war als regelmässige Besucherin von Krimianlässen voll des Lobes für das Theaterstück: «Besonders gefallen hat mir, dass alle Teilnehmenden mitspielen und eine Rolle verkörpern konnten.» Bei anderen Aufführungen seien jeweils nur einzelne Personen aus dem Publikum in die Handlung einbezogen worden, so Neff weiter. Für Uwe Peter ist dies eine Bestätigung, dass er mit seinem Konzept richtigliegt. «Es ist schön, wenn Leute am Ende des Abends sagen, sie hätten so etwas noch nie erlebt», sagt Peter sichtlich erfreut.


Weitere Aufführungen des Vereins Farbvogel

Die Krimikomödie «Frau Hase und die Giftspritze» von Karsten Morschett und Thomas Vetsch (Verlagsrechte: Drei Masken Verlag GmbH, München) wird am 27. September im Hotel Restaurant Anker, Luzern ein weiteres Mal gespielt. Wie Präsident Uwe Peter verlauten liess, wird der Verein Farbvogel zudem am 20. September im Albisgüetli Zürich erstmals die kürzlich fertiggestellte Eigenproduktion «Mord am Filmset» aufführen. Weitere Infos unter farbvogel.ch


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