Verständnis statt unnötige Eile

  05.06.2024 Politik

Der Baarer Finanzvorstand Pirmin Andermatt (57) ist am 18. Mai während seinen Ferien verstorben. Mehr als ein Monat ist nun verstrichen, ohne dass weitere Fakten an die Öffentlichkeit drangen.

MARCO MOROSOLI

Jeder Todesfall hinterlässt grosse Lücken. Stirbt ein Politiker, dann vergrössert sich der Kreis derjenigen, die in der einen oder anderen Form vom Tod einer Person betroffen sind.

Der am 18. April verstorbene Pirmin Andermatt bildet hier keine Ausnahme. Er war Baarer Finanzvorstand und auch ausserhalb seines politischen Amts im Dorf geachtet. Zudem zeigte er in vielen Vereinen und Organisationen Präsenz und Führungskraft.

Seit seinem plötzlichen Tod Mitte April gab es eine einzige Medienmitteilung des Gemeinderats: «Mit Pirmin Andermatt verliert Baar einen verdienten und umsichtigen Gemeinde- und Kantonsrat, aber auch einen geschätzten Freund und Kollegen.»

Wo Andermatt starb, ist bis jetzt ebenso wenig bekannt wie das Wie. Bekannt ist, dass die Abdankungsfeier am 18. Juni um 9.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Martin in Baar stattfindet.

Das Wahl- und Abstimmungsgesetz des Kantons Zug (WAG) legt im Paragrafen 62 bei Ergänzungswahlen für den Gemeinderat das Folgende fest: «Ergänzungswahlen für Sitze, die während der Amtsperiode frei geworden sind, werden vom Gemeinderat festgesetzt und im Amtsblatt ausgeschrieben.»

Das Wahlrecht lässt dem Baarer
Gemeinderat eine gewisse
Gestaltungsfreiheit

Das WAG nennt eine Frist für Nachwahlen von vier Monaten seit dem Freiwerden der politischen Position. Das gilt aber nicht absolut, denn bei Vorliegen besonderer Verhältnisse könne die Vier-Monate-Nachwahl-Klausel ausser Kraft treten.

Darauf beruft sich der Baarer Gemeinderat. Der Gemeindepräsident Walter Lipp räumt ein, dass sich die Baarer Exekutive mit dem Thema Nachwahl für den verstorbenen Finanzchef befasst habe. Lipp äussert sich zum weiteren Vorgehen: «Der Gemeinderat möchte die Beerdigung von Pirmin Andermatt abwarten – aus Respekt vor Pirmin Andermatt und seiner Familie.»

Olivia Bühlmann, sie präsidiert die Partei die Mitte in Baar, schreibt auf Anfrage der Baarer Zytig: «Da weiterhin der zeitliche Ablauf für die Nachwahl von der Gemeinde unbekannt ist, wird die Partei bis auf Weiteres nichts dazu kommunizieren beziehungsweise Gespräche mit anderen Parteien führen.»

Bei den Gemeinderatswahlen im Oktober 2022 wählten die Baarer vier Parteien in die örtliche Exekutive. Die Mitte eroberte drei Sitze, die FDP deren zwei. Je eine Person aus der SVP und der SP komplettieren das Siebner-Gremium.

Parteien äussern sich vorsichtig zum Thema Nachwahl
Vorsichtig argumentiert bei der Nachwahl auch die SP. Deren Präsidentin Gaby Billing sagt: «Bis der Tod von Pirmin Andermatt amtlich bestätigt ist, kann die Nachfolge nicht geregelt werden.» Wahlen, so Billing, gäbe es so oder so, denn Gemeinderäte werden im Majorzverfahren gewählt. Bei diesem Verfahren, so die SP-Präsidentin, würden Personen, und nicht Parteien gewählt.

Verhalten äussert sich auch der Präsident der Alternative - die Grünen Baar (ALG) André Guntern zu den bevorstehenden Wahlen. Er sagt: «Die ALG Baar will sich aus Rücksicht auf die Familie und mit Blick auf eine würdevolle Abschiedsfeier zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu Namen von Kandidierenden äussern.» Die SVP Baar hat aus Pietätsgründen, wie ihr Präsident Adrian Rogger schreibt, bis zu ihrer Generalversammlung Ende Mai nicht über das Thema Nachwahlen gesprochen. Nun haben die Mitglieder dem Baarer SVP-Vorstand den Auftrag gegeben, eine mögliche SVP-Kandidatur zu prüfen. Der Baarer Gemeinderat, so Rogger, soll optimal ergänzt werden, um für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet zu sein.

Der Gemeinderat, so der SVP-Baar-Präsident, habe in letzter Zeit mit diversen Vorlagen Schiffbruch erlitten. Adrian Rogger erwähnt hier die Wichtigkeit, dass eine politisch erfahrene und führungsstarke Person mit starker bürgerlicher Prägung auf Pirmin Andermatt folgt.

Der SVP-Obmann hat auch schon einen Namen: den SVP-Kantonsrat Michael Riboni. «Dieser wäre ein echter Gewinn für den Gemeinderat», so Adrian Rogger.


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