430 Kinder machen im freiwilligen Schulsport mit

  20.11.2024 Sport

Turnen, tanzen, rennen, kämpfen und vor allem spielen. Der freiwillige Schulsport bietet eine breite Fülle von Angeboten, die auch rege benutzt werden.

FRANZ LUSTENBERGER

Die Waldmannhalle am Donnerstag nach Schulschluss. Wer meint, jetzt würde Ruhe einkehren, täuscht sich. Von 16 bis 18 Uhr sind insgesamt 50 Kinder mit vollem Einsatz am Unihockey Spielen. Manuela Kessler, Sportchefin Damen und Trainerin bei den White Indians, hat den Überblick über die beiden Spielfelder. Die Musik läuft, nach einer Minute ein Pfiff. Zeit zum Wechseln auf dem Spielfeld. Einzig die Goalies bleiben auf ihren Posten. Auf dem Feld keine Pause, höchstens ein kurzer Unterbruch, wenn die Trainerin einem Spieler etwas erläutert und ihm Tipps gibt. «Die Kinder wollen einfach spielen.» Gerade Letzteres ist für viele Kinder im Unihockey wichtig. Sven hat «mega Spass» und der neunjährige Juri hat es auch im Fussball probiert, aber: «Unihockey gefällt mir besser.»

Neu eine Mädchengruppe im Unihockey
Dieser rasante Sport stösst auf grosses Interesse der Kinder; das Angebot ist ausgebucht. «Wir haben zum ersten Mal eine reine Mädchengruppe», ergänzt Kessler. Früher seien Mädchen in gemischten Teams oft nach einer gewissen Zeit wieder ausgestiegen. Denn Unihockey ist ein intensiver Sport; «blaue Flecken» sind unvermeidlich. «Von grösseren Verletzungen sind wir aber bis jetzt verschont geblieben.» Kessler beobachtet das Spiel sehr intensiv, manchmal «entdecke ich auch ein Talent», das dann für den Verein gewonnen werden kann.

Potenzieller Nachwuchs wird entdeckt
Gleiches ist vom Tischtennis-Club zu vernehmen. Rolf Nölkes, Leiter Nachwuchs: «Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass uns das Schulsportprogramm hilft, Nachwuchstalente frühzeitig zu sichten.» Für viele Kinder stehen Spiel und Spass im Vordergrund, sie wollen sich fürs Tischtennisspiel auf dem Pausenplatz oder im Schwimmbad etwas verbessern. Andere wiederum sind sehr intensiv am Trainieren. Der 8-jährige Andy spielt gar im offiziellen T-Shirt der chinesischen Nationalmannschaft. Auffallend bei der Tischtennisstunde in Inwil – es kommen immer Clubmitglieder hinzu, die anschliessend hart trainieren. Über zehn Tischtennistische sind am Schluss aufgestellt. Trainer Jakub Koziel: «Es ist herausfordernd, bei so vielen Kindern und Jugendlichen den Überblick zu behalten» – und gleichzeitig mit Tipps zu unterstützen. Der freiwillige Schulsport und das wettkampfmässige Training fliessen ineinander. Dies wird auch beim Unihockey so praktiziert. Diese Symbiose ist Teil des Erfolgsrezeptes für viele Baarer Sportvereine.

Tanzen ohne Druck
Ganz anders präsentiert sich das dritte Angebot, das die BaarerZytig für diesen Überblick über den freiwilligen Schulsport besucht hat, Marangodance in der Traglufthalle im Wiesental. Es geht nicht um Leistung und sportliche Ziele, sondern um Freude an der Bewegung zur Musik, einer Fusion von Marokko und Angola, angereichert mit lateinamerikanischen Rhythmen. Auf der Homepage beschreibt Filomena Perdiz, die Leiterin, die Wirkung von Marangodance wie folgt: «Durch pausenlose Bewegungen von Armen, Beinen, Hüften und Schultern, wird der ganze Körper spielerisch trainiert.» Es herrscht eine ungezwungene Atmosphäre; Perdiz macht die Bewegungen vor, die Kinder ahmen es nach. Sayra, 7-jährig, ist zum dritten Mal dabei: «Ich tanze und singe auch zu Hause.» Entspannung und Lockerheit – das möchte Perdiz des Kindern vermitteln. Es geht – und das gilt für das ganze Angebot des freiwilligen Schulsports – darum, «in einer freigewählten Sportart erste Grundkenntnisse zu erwerben», und dabei auch sich selber und seinen Körper besser kennenzulernen.


Start vor bald 60 Jahren

Das Angebot des freiwilligen Schulsports hat in Baar eine lange Tradition. Ende der 1960er Jahre ist es entstanden – auf Initiative der beiden Lehrpersonen Walter Amstalden und Ernst Kaspar, mit dabei war auch Schwimmlehrer Paul Dudle. Es war die Zeit des «sportlichen Aufbruchs» im Kanton Zug; 1967 lancierten Heidy und Ernst Kaspar nämlich auch die Sport-Sommerlager in Tenero. Das Angebot in Baar umfasste zu Beginn die Sportarten Leichtathletik, Geräteturnen, Volleyball, Basketball und Schwimmen. Das Angebot ist seither ständig gewachsen, parallell zur Entwicklung des Sports mit immer neuen populären Sportarten und zur Entwicklung der Sportvereine in der Gemeinde. In diesem Herbst werden 26 Sportarten angeboten; neu im Programm sind Karate und Selbstverteidigung für Schülerinnen. Die Gemeinde Baar lässt sich dieses Förderprogramm auch etwas kosten. Hallen und Sportanlagen stehen zur Verfügung; die beteiligten Vereine, respektive die Trainerinnen und Trainer, erhalten eine Entschädigung. Die Gemeinde wendet für die Leitertätigkeit des Freiwilligen Schulsports Baar rund 80’000 Franken auf. Für die Eltern ist das Angebot sehr günstig; sie müssen für das Halbjahr lediglich 40 Franken bezahlen.


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