Abteilung Planung / Bau: Wie weiter?
18.12.2024 PolitikDas heutige Parteiforum widmet sich der Frage, wie es in der Abteilung Planung / Bau weitergehen soll. Die Frage kommt von der Baarer FDP.
Abteilung Planung / Bau: Wie weiter?
In den vergangenen Ausgaben der Baarer Zytig oder auch in anderen Zeitungen war die aktuelle Situation in der Abteilung Planung / Bau (vor allem in Bezug auf personelle Engpässe) ein Thema. Auch in der Baarer Bevölkerung spürt man die teilweise Unzufriedenheit deutlich. Durch den immer stärker werdenden Zuwachs, den Baar in den letzten Jahren verzeichnet hat und künftig auch noch verzeichnen wird, wird Bauen eine immer wichtigere Komponente, und eine effiziente und gut funktionierende Bauabteilung ist hierfür unabdingbar.
Wie stellen sich die Parteien zur aktuellen Situation in der Abteilung Planung / Bau, nebst den Statements, welche teilweise bereits medial erfolgten?
ALG
André Guntern, Präsident ALG Baar
Bauamt am Anschlag – weshalb?
Als Mitglied der Planungskommission sehe ich sehr direkt, wie viele Bau- und Planungsprojekte von der Verwaltung geprüft, bewilligt und in der Ausführung kontrolliert werden müssen. Dazu laufen grosse gemeindliche Baustellen, und auch die Strassen und die Infrastruktur müssen instandgehalten werden. Die Abteilung Planung / Bau kann sich wahrlich nicht über mangelnde Arbeit beklagen. Und diese kann nur mit genügend und fachlich qualifiziertem Personal geleistet werden. Es ist schon sonderbar: Da wird von gewissen bürgerlichen Parteien die Personalentwicklung bei jeder Budgetdebatte mit Misstrauen kommentiert. Und wenn es wegen zu wenig Personal zu Verzögerungen kommt, ist man erstaunt und macht fragwürdige politische Vorstösse. Es ist halt ein Teufelskreis: Zu wenig Personal führt zur Überlastung, was Unzufriedenheit und Kündigungen zur Folge hat. Da wegen dem Fachkräftemangel Stellenbewerber ihren Arbeitsplatz aussuchen können, schauen sie genau hin, ob Inhalt und Umfang der Aufgaben stimmen.
Fuss von der Personalbremse nehmen
Die Gemeinde Baar kann es sich wahrlich leisten, genügend Personal anzustellen, damit die anspruchsvollen Aufgaben der Abteilung Planung / Bau effizient und bürgerfreundlich erledigt werden. Denn es warten weitere Herausforderungen wie die Umsetzung des Verkehrskonzepts, Massnahmen zur Klimaanpassung und viele Teilplanungen als Folge der Ortsplanung. Hier also mein Appell an die bürgerlichen Parteien, den Fuss von der Personalbremse zu nehmen – auch in ihrem Interesse.
SP
Thomas Guntli, SP Baar, Mitglied der Baukommission
Es wird kompetente Arbeit geleistet
Baar wächst. Dies ist unbestritten. Baar wächst aber nicht unbedingt auf der grünen Wiese, sondern durch Verdichtung und Umnutzung bestehender Gebäude und Grundstücke. Diese Entwicklung nach innen ist grundsätzlich positiv. Aber sie ist auch herausfordernd und arbeitsintensiv für die Abteilung Planung / Bau. So werden zum Beispiel viel mehr Rechtsmittel ergriffen, als noch vor zehn Jahren.
Unbestritten: Der Fachkräftemangel bei den Gemeinden und insbesondere bei den Bauabteilungen ist hoch. Dies zeigt der Blick in viele andere Gemeinden. Der Abteilung Planung / Bau gelingt es meines Erachtens jedoch sehr gut, vakante Stellen zeitnah mit Fachleuten zu besetzen.
Die Aufgaben der Abteilung Planung / Bau in den nächsten Jahren sind anspruchsvoll. Neben der Ortsplanungsrevision stehen verschiedene Grossprojekte bevor oder sind im Gang, so der Neubau der Schulhäuser Wiesental und Sternmatt 1 oder die Arealentwicklung des Bahnhofs Baar. In diesem Umfeld erlebe ich die Mitarbeitenden der Abteilung Planung / Bau und Bauvorstand Zari Dzaferi im Rahmen meiner Kommissionstätigkeit als äusserst kompetent und engagiert. Die laufenden und geplanten Bauprojekte werden fachkundig, weitsichtig und kostenbewusst betreut. Wichtig wird sein, dass der Gemeinderat der Abteilung die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stellt, um diese Aufgaben zu bewältigen.
Die Kritik der bürgerlichen Parteien an der Abteilung Planung / Bau ist letztendlich parteipolitisch motiviert. Ich ziehe den Hut vor der geleisteten Arbeit der rund 20 Mitarbeitenden und dem Bauvorstand.
Die Mitte
Yann Pernollet, Die Mitte, Mitglied Planungskommission Baar
«Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken.» Ein treffendes Zitat von Isaac Newton, das sich immer noch 1:1 auf die heutige Zeit anwenden lässt. Die Hochkonjunktur im Bau hält weiterhin an, und die Bauprojekte nehmen kein Ende. In fast jedem Bauamt, mit dem ich in meiner Tätigkeit als Bauleiter zu tun habe, bemerkt man Unruhen. Diese ergeben sich meist aus Personalmangel, Arbeitsüberlastung und internen Konflikten. Es stellen sich zwei wichtige Fragen: Wurden zu wenige interne Brücken geschlagen? Wo sind die Brücken zur besorgten Gesellschaft?
Die erste Frage lässt sich durch regelmässigere und anonyme Mitarbeiterbefragungen bewerkstelligen. Diese Befragungen sollten jedoch von externer und objektiver Institution durchgeführt werden. Gemeinsam mit der externen Fachperson könnten die Ergebnisse dazu beitragen, sachlich hinter die Mauern zu sehen. Das würde auch dem Bauamt Baar helfen, die Arbeitssituationen zu verbessern und die Qualität nachhaltig zu stärken.
Die Besorgnis der Bevölkerung von Baar zeugt von einem regen Interesse an einer funktionierenden Gemeindeverwaltung. Diverse Voten wurden bereits abgegeben, und eine adäquate Reaktion der Gemeinde steht noch aus. Vor allem im Bereich von Schlüsselpositionen sollte regelmässig und offiziell über die Gemeindenews informiert werden. Solche Informationen ausschliesslich den Gemeindemitarbeitenden und Kommissionsmitgliedern zukommen zu lassen, schlägt keine Brücken zur breiten Bevölkerung.
GLP
Arne Tvedt, Vizepräsident GLP Kanton Zug
Einblick, Durchblick, Durchgriff
Dies die gängige Formel, wie organisatorische Probleme anzugehen und aus der Welt zu schaffen sind. Einblick ist unabdingbare Voraussetzung, d.h. ohne Zugang zur betroffenen Organisationseinheit bleibt alles Spekulation, lässt sich lediglich erahnen, was sein könnte … und das genügt nicht. Durchblick erhält man, indem man die Verantwortlichen befragt, sich Abläufe und mögliche Quellen von Fehlern und Verzögerungen beschreiben lässt, beharrlich nachhakt und die gemachten Aussagen im Lichte dokumentierter Fallbeispiele überprüft. Dies ist – der Leser ahnt es schon – Knochenarbeit und erfordert eine entsprechende Qualifikation.
Durchgriff besagt nichts anderes, als dass die sich daraus ergebenden Verbesserungsmassnahmen zügig und konsequent umgesetzt werden.
Die Grenzen des Milizsystems
Jeder in der Gemeinde Stimmberechtigte kann einen Antrag einreichen, der an der Gemeindeversammlung besprochen wird … nur, wie soll dieses Gremium darüber befinden? Die überwiegende Mehrheit hat keinerlei persönliche Erfahrung im Umgang mit dem Amt und noch weniger Einblick in dessen Arbeit.
Bis auf den Gemeindepräsidenten üben alle Gemeinderäte ihre Tätigkeit teilzeitlich aus. Zudem ist ihr Mandat zeitlich beschränkt, d.h. sie müssen sich alle vier Jahre zur Wahl stellen.
Für eine kleine, überschaubaren Gemeinde ist dies ausreichend, in Baar mit 25’000 Einwohnern nur bedingt so. Brauchen wir am Ende doch ein Gemeindeparlament?
FDP
Reto Leutenegger Vorstand FDP.Die Liberalen Baar
Die Abteilung Planung / Bau in Baar durchläuft schwierige Zeiten. Kündigungen haben zu einem Mangel an erfahrenem Fachpersonal geführt, was in der Gemeinde Unruhe auslöst. Gerade jetzt, wo neben den laufenden Aufgaben auch die Ortsplanungsrevision ansteht, ist ein kompetentes und stabiles Team essenziell, um diese zentrale Aufgabe mit dem erforderlichen Know-how anzugehen.
Leider fehlt es an klarer Führung und strategischem Management seitens des Gemeinderats. Eine so wichtige Abteilung braucht Kontinuität sowie ein Arbeitsumfeld, das Fachkräfte bindet und neue Talente anzieht. Dass dies bislang nicht gelungen ist, wirft Fragen auf.
Die Ortsplanungsrevision ist ein entscheidender Meilenstein für Baar. Sie wird die zukünftige Entwicklung der Gemeinde prägen – sei es beim Wohnraum, der Verkehrsinfrastruktur oder der Lebensqualität. Doch ohne erfahrene Fachkräfte drohen Verzögerungen und qualitativ unzureichende Lösungen, nicht nur bei der Ortsplanung, sondern auch bei den allgemeinen Dienstleistungen. Hier ist entschlossenes Handeln gefragt.
Die FDP Baar fordert eine klare Strategie für die Personalführung und die künftige Ortsplanung. Nur so kann sichergestellt werden, dass Baar die bevorstehenden Herausforderungen meistert. Es ist Zeit für einen entschlossenen Einsatz des Gemeinderats – die Bevölkerung verdient nicht weniger.
SVP
Michael Riboni, Kantonsrat und Mitglied der Baukommission
SVP fordert Prioritätensetzung
Der viel zitierte Fachkräftemangel ist gemäss Gemeinde verantwortlich für die Probleme in der Bauabteilung. Auch wenn mittlerweile Neuanstellungen getätigt werden konnten, erwartet die SVP eine seriöse Aufarbeitung der Geschehnisse. Insbesondere ist den Gründen der Personalengpässe auf die Spur zu gehen. Warum verlassen langjährige Mitarbeiter die Abteilung? Warum findet man kein qualifiziertes Personal? Liegt es allein am ausgetrockneten Arbeitsmarkt, oder ist nicht auch der ramponierte Ruf der Abteilung mitschuldig? Und warum ist der Ruf überhaupt ramponiert?
In der Verantwortung steht nun Bauvorstand Zari Dzaferi. Er muss die Abteilung in ruhige Bahnen führen. Mit dem Eröffnen von Schulhäusern und Turnhallen (notabene alle von seinen Vorgängern aufgegleist) ist es nicht getan.
Die SVP erwartet klare Prioritätensetzungen. Die Bearbeitung von Baugesuchen und Bebauungsplänen privater Bauherrschaften sind höher zu gewichten als Papiertiger wie Klimaund Hitzestrategien. Monatelange Sistierungen von Verfahren wie in der Vergangenheit darf es nicht mehr geben. Baar braucht eine kundenorientierte Bauabteilung, mit Mitarbeitern, die mit Baar verbunden sind und die Gemeinde nicht nur des Portemonnaies wegen kennen.
Weiter sind gemeindliche Bauvorhaben wie die Umgebungsgestaltung Sternmatt 2, der Ausbau des Werkhofs Jöchler oder die Erweiterung der Schule Allenwinden zügig voranzutreiben. Ansonsten droht der nächste Investitionsstau – zum Leidwesen der Baarer Bevölkerung.
Das Parteiforum
Diese Rubrik soll den Ortsparteien die Möglichkeit geben, zu einem aktuellen Thema Stellung zu nehmen. Dieses Thema wird abwechselnd von einer Partei vorgegeben.
Sechsmal im Jahr erscheint das Parteiforum in der Baarer Zytig. Für das vorgegebene Thema, wie auch für die Antworten, sind die Parteien, und nicht die Baarer-Zytig-Redaktion verantwortlich.