Artikel zur Berichterstattung «Schülerkonferenz»
07.05.2025 LeserbriefeSehr geehrte Redaktion der Baarer Zytig
Zuerst möchte ich mich bei Ihnen bedanken für die mediale Plattform, die Sie dem wichtigen Thema «Jugendliche und Politik» bieten. Gerade weil mir dieses Thema so am Herzen liegt, schreibe ich Ihnen diese Rückmeldung.
Ich habe Ihren Artikel zur Schülerinnen- und Schülerkonferenz «Demokratie und Politik» gelesen und war irritiert über die Darstellung. Als Teilnehmender der Konferenz habe ich den Anlass ganz anders erlebt, als es in Ihrem Beitrag geschildert wurde.
Ihr Artikel vermittelt ein sehr einseitiges, fast schon beschönigendes Bild der Veranstaltung. Es entsteht der Eindruck, als hätten wir Schüler offene Ohren getroffen und als wäre ein echter Austausch auf Augenhöhe entstanden. Leider entsprach das nicht meiner Wahrnehmung. Viele unserer Fragen wurden nicht konkret beantwortet, sondern teils mit allgemeinen Floskeln abgehandelt. Es gab Momente, in denen wir uns als Jugendliche nicht wirklich ernst genommen fühlten.
Besonders gestört hat mich die Aussage von Herrn Stalder, Mobbing sei ein «Trendwort». Diese wurde in Ihrem Artikel völlig unkommentiert weggelassen. Im weiteren Verlauf der Veranstaltung versuchte Herr Stalder, seine Aussage nachträglich zu berichtigen, indem er auf die Wichtigkeit der Prävention hinwies. Für mich war das nicht nur unpassend, sondern auch verletzend, besonders für Mitschülerinnen und Mitschüler, die mit diesem Thema ernsthaft zu kämpfen haben.
Sie schrieben ausserdem, das Podium sei sich bei der Frage, warum man in der Schule nicht auch «wichtige Themen wie Politik oder Wirtschaft lernt», sehr einig gewesen. Das stimmt so nicht. Vom Podium wurden eher Gründe aufgezählt, warum andere Fächer wichtig seien oder dass wir das «schon noch lernen würden». Ich stand im Austausch mit dem Schüler, der diese Frage gestellt hat, um ihn hier sicher richtig zu zitieren.
Diese Wahrnehmung war – wie bereits erwähnt – nicht nur meine eigene. Noch am selben Morgen wurde im Schülerrat der OS Sennweid intensiv über den Verlauf der Konferenz diskutiert. Viele von uns waren überrascht oder irritiert vom sehr einseitigen Austausch mit den Politiker:innen.
Wichtig ist mir zu betonen: Meine Kritik richtet sich keinesfalls an das OK der Konferenz. Wie auch in Ihrem Artikel erwähnt, haben sie einen grossartigen Job gemacht, eine tolle Idee umgesetzt und viel Engagement gezeigt. Dafür gebührt ihnen grosser Respekt.
Ich wünsche mir eine Berichterstattung, die differenziert und kritisch bleibt, auch oder gerade dann, wenn es um den Austausch zwischen Jugendlichen und Politik geht. Denn dieser ist, wie Sie in Ihrem Artikel selbst schreiben, enorm wichtig. Ich möchte dabei keineswegs anmassend wirken. Ich habe grossen Respekt vor Ihrer Arbeit und schätze Ihre Recherchen sehr (auch wenn es schwer zu glauben ist, dass Jugendliche tatsächlich Zeitung lesen).
Simeo Betschart, Allenwinden