Geschäftsführer mit persönlichem Bezug

  02.07.2025 Wirtschaft

Nach 19 Jahren an der Spitze des Sonnenbergs übergibt Thomas Dietziker die Geschäftsführung an Roman Della Rossa. Dieser bringt neben seiner professionellen Expertise auch eine persönliche Perspektive mit.

RAHEL HEGGLIN

Thomas Dietziker tritt mit 66 Jahren den Ruhestand ein Jahr später als offiziell vorgesehen an. «Es gab mehrere Gründe, weshalb ich verlängert habe», so Dietziker. Einer davon war, dass das 100-jährige Jubiläum der Institution in diesem Jahr anstand. «Es wäre schwierig gewesen, zu gehen und jemandem Neuem, der die Geschichte des Hauses nicht kennt, die Verantwortung für diese Feierlichkeiten zu überlassen.» Hinzu kam der Wunsch einer sorgfältig geplanten Übergabe innerhalb der Geschäftsleitung. «Das bringt Stabilität in eine sensible Phase», so Dietziker, der den Sonnenberg per 31. Juli verlässt.

Der neue Mann an der Spitze
Mit Roman Della Rossa übernimmt per 1. August jemand die Leitung, der den Sonnenberg schon lange auch persönlich kennt. Die Tochter des 50-Jährigen besucht das Angebot Sehen Plus der Institution. «Ich bringe als Geschäftsführer auch die Sicht eines betroffenen Vaters mit. Das ist eine wertvolle Ergänzung», so Della Rossa. Zudem hat er über zwanzig Jahre Erfahrung im Sozialbereich, unter anderem in der Leitung eines Seniorenzentrums und im Asyl- und Flüchtlingswesen. «Mir gefällt, dass es hier wie in meinen früheren Stationen um Menschen geht. Nur dieses Mal geht es um Kinder und Jugendliche. Das ist ein Perspektivenwechsel.» Auch ein kleiner persönlicher Wunsch hat sich für ihn erfüllt. Er kann seine neue Arbeitsstelle von seinem Wohnort, der Stadt Zug, mit dem Velo erreichen.

Seine familiäre Verbindung zur Institution habe ihm den Entscheid erleichtert, sich überhaupt auf die Stelle zu bewerben. «Wir erleben den Sonnenberg seit vielen Jahren als Organisation mit einer ausserordentlich guten Haltung. Das strahlen die Mitarbeitenden gegenüber den Klientinnen und Klienten, wie auch den Angehörigen aus.» Diese besondere Kultur sei eine grosse Stärke der Institution.

Neuanfang
Mit dem Wechsel an der Spitze verändert sich auch die Zusammensetzung der Geschäftsleitung. Drei von fünf Mitgliedern sind neu. Für Della Rossa ist das keine Belastung, sondern eine Chance. Zudem habe er bereits bei der Auswahl der neuen Mitglieder mitwirken können. «Ich bin überzeugt, ein gutes Team an meiner Seite zu haben, und freue mich auf die zukünftigen Aufgaben.» Diese Freude für die Stelle war laut Dietziker auch ausschlaggebend für den Zuschlag als CEO.

Dietziker begleitete den Rekrutierungsprozess, jedoch ohne offizielle Entscheidungsgewalt. Der Entscheid für Della Rossa sei einstimmig im Vorstand aus über 80 Bewerbungen gefallen. «Das sagt alles aus. Wir waren alle überzeugt, dass er die richtige Person für diese Funktion ist», so Dietziker.

Herausforderungen
Doch einfach wird die Aufgabe nicht. Die Führung eines Betriebs mit 330 Mitarbeitenden, 300 Klientinnen und Klienten und einem zunehmend komplexen Anforderungsprofil ist anspruchsvoll. Die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen, die den Sonnenberg besuchen, haben sich in den letzten Jahren deutlich verändert: psychische Erkrankungen, selbstverletzendes Verhalten, intensive Betreuungssituationen. Die Herausforderungen seien vielschichtiger geworden. «Wir führen eine separative Sonderschule, aber unser Ziel ist es, die inklusive Gesellschaft zu stärken», betont Dietziker. Der Sonnenberg verstehe sich als stabilisierender Partner in einem sich wandelnden Schulsystem. «Das bedeutet, dass wir bereit sein müssen, unsere Arbeitsweise laufend zu hinterfragen und weiterzuentwickeln», erklärt der abtretende CEO. Für Della Rossa ist genau das ein Antrieb: «Es wäre nicht gut, wenn ich Angst hätte vor diesen Aufgaben. Ich habe mich bewusst für eine Organisation entschieden, die lebendig ist und sich entwickeln will.»

Beste Wünsche
Dietziker wünscht seinem Nachfolger nicht nur Erfolg, sondern vor allem Freude an der Aufgabe. «Ich bin glücklich, Roman Della Rossa an dieser Stelle zu wissen. Nach so vielen Jahren ist es nicht leicht loszulassen. Aber ich freue mich auf das, was kommt. Für mich und für den Sonnenberg.» Für Dietziker heisst das konkret: drei Monate Auszeit in Kanada. Nach dieser Reise wird er das Präsidium der Stiftung Sonnenplatz übernehmen und so auch weiterhin arbeiten. «Nach 45 Jahren im Zuger Schulwesen ganz auszuruhen, das wäre nicht gesund. Ein bisschen etwas muss man schon noch tun», meint er augenzwinkernd.

Zum Schluss betont Della Rossa nochmals seine Dankbarkeit für den geordneten Wechsel: «Es ist nicht selbstverständlich, dass man für eine neue Stelle zwei Monate Einführungszeit bekommt. Ich spüre, wie viel Herzblut Thomas Dietziker in den Sonnenberg gegeben hat. Das berührt mich und gibt mir Kraft, jetzt meinen Teil beizutragen.»


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