Schlüsse aus der Mitarbeiterbefragung in der Gemeinde
22.10.2025 Politik, ParteiforumDas heutige Parteiforum dreht sich um die Mitarbeiterbefragung in der Gemeindeverwaltung. Die Frage kommt von der Partei Die Mitte.
Der Gemeinderat hat vor wenigen Wochen eine Medienmitteilung zu den Ergebnissen der Mitarbeiterbefragung versendet.
Welche Schlüsse ziehen die Parteien aus dieser Medienmitteilung? Was sind die Erwartungen der Parteien an den Gemeinderat?
ALG Simon Uster, Vorstand ALG Baar
Mitarbeitende sind Kapital der Gemeindeverwaltung
Die vom Gemeinderat durchgeführte Mitarbeitendenbefragung ist nur so gut, wie die Erkenntnisse auch umgesetzt werden. Wir erwarten vom Gemeinderat, dass er die Detailauswertung offenlegt und konkrete Massnahmen mit klaren Fristen festlegt. Es braucht verbindliche Schritte, keine vagen Ankündigungen.
Wichtige Lohntransparenz
Ein zentrales Anliegen der Mitarbeitenden ist Lohntransparenz und eine faire Entlöhnung. Wenn die Gemeinde qualifiziertes Personal gewinnen und halten will, muss sie konkurrenzfähige Löhne bieten und diese offen und nachvollziehbar gestalten. Gute Arbeitsbedingungen und eine faire Entlöhnung sind keine Kostenfrage, sondern eine Investition in langjährige Mitarbeitende. Sie sorgen nämlich dafür, dass dank ihrer Erfahrung Abläufe stabiler, Entscheidungen schneller und Behandlungszeiten kürzer sind.
Rolle der Führungskräfte
Die Befragung hat gewisse Schwachstellen bei der Präsenz und Wahrnehmung der Führungskräfte festgestellt. Sie prägen die Kultur, die Motivation und die Zufriedenheit in der Verwaltung. Sichtbare, zugängliche und gut unterstützte Führungspersonen sind entscheidend, damit Teams Orientierung und Rückhalt erhalten. Der Gemeinderat muss gezielt in Führungsentwicklung investieren und sicherstellen, dass Verantwortung wahrgenommen und die Kommunikation auf allen Ebenen gestärkt wird.
Die Befragung darf kein Papiertiger bleiben. Nur mit ehrlicher Analyse und mutigen Entscheiden mit konsequenter Umsetzung kann Vertrauen geschaffen werden.
SVP Michael Riboni, Kantonsrat, Vizepräsident SVP Baar
Erstaunen über die Fragestellung
Die SVP Baar nimmt mit Erstaunen zur Kenntnis, dass die Mitte-Partei nun von den Parteien Einschätzungen zur Mitarbeitendenbefragung einfordert. Noch am 10. September liess sich Mitte-Präsidentin Mirjam Arnold in der Baarer Zytig wie folgt zitieren: «Da uns aktuell lediglich die Medienmitteilung des Gemeinderates vorliegt, können wir inhaltlich zur Mitarbeitendenbefragung keine Stellung nehmen.» Tatsächlich liegt auch heute nur die Medienmitteilung vor; die detaillierten Resultate werden den Parteien erst Ende Oktober anlässlich eines Austauschs mit dem Gemeinderat offengelegt. Dass nun dennoch Meinungen auf Basis einer Medienmitteilung eingefordert werden, erstaunt.
Gute Noten – aber Handlungsbedarf
Aus der Medienmitteilung lässt sich immerhin ablesen, dass die Mitarbeitenden der Gemeinde «gute Noten» geben und sie als Arbeitgeberin grundsätzlich positiv beurteilen. Gleichwohl zeigen sich Schwachpunkte: interne Kommunikation, neues Lohnsystem und die Präsenz der Führungspersonen. Gerade bei der Führung werden wir genau hinschauen: Sie muss Verantwortung übernehmen und Orientierung geben. Diese Punkte gilt es ernst zu nehmen.
Taten statt Worte
Die SVP Baar erwartet vom Gemeinderat, dass er Ende Oktober die vollständige Auswertung transparent offenlegt und klare Massnahmen mit Zuständigkeiten, Terminen und überprüfbaren Wirkungen präsentiert. Entscheidend ist, dass nicht nur Befragungen durchgeführt, sondern Verbesserungen sichtbar umgesetzt werden.
FDP Reto Leutenegger Sektionspräsident FDP Baar
Analyse zuerst, dann Massnahmen
Der Gemeinderat hat vor wenigen Wochen eine Medienmitteilung zu den Ergebnissen der Mitarbeiterbefragung publiziert. Wir als FDP Baar nehmen diese Mitteilung zur Kenntnis, detaillierte Daten liegen uns dazu nicht vor. Der Gemeinderat hat angekündigt, in Kürze eine umfassendere Auswertung vorzulegen. Wir erwarten dazu per Ende Oktober erste Informationen. Erst auf dieser Basis ist es möglich, eine fundierte politische Beurteilung vorzunehmen.
Gleichzeitig möchten wir betonen, dass wir es begrüssen und als sehr wichtig erachten, dass nun endlich eine solche Mitarbeiterbefragung durchgeführt worden ist. Sie schafft die Grundlage, um Stärken und Schwächen in der Verwaltung sichtbar zu machen und daraus konkrete Schritte abzuleiten. Entscheidend ist nun, dass die Ergebnisse ernst genommen werden und daraus nachvollziehbare Massnahmen entstehen.
Wir halten es für zentral, dass Ergebnisse einer Befragung nicht vorschnell kommentiert oder politisch instrumentalisiert werden. Umso erstaunlicher ist es, dass Die Mitte dieses Thema bereits hier im Parteienforum aufgebracht hat, obwohl nach eigener Aussage auch ihr noch keine Detailinformationen vorliegen. Wir fragen uns deshalb, welchen Nutzen es hat, ein Thema öffentlich zu machen, bevor überhaupt Fakten vorliegen. Die FDP Baar wird den Prozess aufmerksam verfolgen und sich erst dann klar positionieren, wenn eine belastbare Grundlage vorliegt. Denn Seriosität bedeutet auch, dort Zurückhaltung zu üben, wo noch nicht alle Fakten auf dem Tisch liegen.
GLP Daniel Rotzetter Präsident GLP Baar ZG
Im Zweifel Antwort C
Bestimmt gab es bei der Mitarbeitendenbefragung auch Multiple-Choice-Fragen. Da hilft eine altbewährte Faustregel aus meinem Studium: Wer unsicher ist, wählt Antwort C). Auch bei dieser Stellungnahme.
C) wie Congratulations
Die hohe Rücklaufquote sowie die bisher veröffentlichten Ergebnisse sind erfreulich. Zeit, ein wertschätzendes Lob auszusprechen – nicht nur für das tolle Resultat, sondern auch für die Initiative! So viel Engagement gefällt uns.
C) ommunication
Wichtig ist jetzt eine transparente Kommunikation. Gut, dass der Gemeinderat die Ortsparteien zu einer Besprechung eingeladen hat. Denn neben der üblichen Medienmitteilung warten wir hier noch gespannt auf den «Director’s Cut»: den tieferen, unabhängigen Einblick.
C) ommittee
Insbesondere sind wir neugierig, ob die Umfrage auch den Puls in den politischen Kommissionen erfasst. Vielleicht verdichten sich Hinweise, dass hier Nachholbedarf besteht. Da die Grünliberalen aufgrund der ungeeigneten Sitzverteilung nicht mitwirken können, sind wir in diesem Bereich besonders interessiert.
C) ollaboration
Der Gemeinderat will durch Zusammenarbeit mit Abteilungen und Parteien die Baustellen anpacken. Sehr gut, denn nur gemeinsam können wir in Baar ein solches Ergebnis halten und weiter ausbauen.
C) ontinue
Wir von der GLP sind gespannt auf die angekündigten Massnahmen und werden auch künftige (Nach-) Befragungen aufmerksam verfolgen. Und vielleicht wählen wir beim nächsten Mal ja sogar Antwort B) – eine B)estwertung.
SP Daniel Schönknecht Vorstand SP Baar, Mitglied Integrationskommission
Die SP Baar kann nicht verstehen, dass die Mitte jetzt via Parteiforum eine Stellungnahme zur Mitarbeitendenbefragung wünscht.
Wie der Gemeinderat in seiner Medienmitteilung schreibt, werden die Ergebnisse nun analysiert und dann entsprechende Massnahmen ergriffen. Daher gibt es aktuell wenig Erwähnenswertes zur Befragung. Um ein wirkliches Fazit aus der Befragung der Mitarbeitenden zu ziehen, ist es noch zu früh.
Selbst Mirjam Arnold (Mitte) sagt in der Baarer Zytig vom 10. September 2025, dass man zur Mitarbeitendenbefragung keine Stellung nehmen könne, da aktuell lediglich die Medienmitteilung des Gemeinderats vorläge.
Was wir zum jetzigen Zeitpunkt sagen können ist lediglich, dass wir es begrüssen, dass sich der Gemeinderat in seinen Legislaturzielen 2023 - 2026 zu einer Mitarbeiterbefragung verpflichtet hat und dass er diese nun durchgeführt hat. Denn die Mitarbeiterbefragung wurde nicht, wie das die bürgerlichen Ortsparteien SVP, FDP und Mitte gerne darstellen, auf Druck einzelner politischer Parteien durchgeführt, sondern war Teil der Legislaturziele
Sehr gerne nehmen wir die Frage der Mitte zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf, nachdem der Gemeinderat Ende Oktober die Ortsparteien über die Resultate und die gewählten Massnahmen informiert hat. Wir hoffen zudem, dass im Parteiforum in Zukunft wieder Themen gewählt werden, die eine Diskussion ermöglichen und die für die Lesenden einen Mehrwert bieten.
Die Mitte Mirjam Arnold, Präsidentin, Delegierte Die Mitte Kanton Zug, Kantonsrat
Die Mitte Baar hat den Gemeinderat in den letzten Monaten immer wieder dazu aufgefordert, eine Mitarbeiterbefragung durchzuführen. Die Befragung wurde durch den Gemeinderat immer wieder verzögert, weshalb die aktuelle Befragung längst überfällig war.
Der Gemeinderat ist gefordert
Der Gemeinderat hält fest, dass 72 Prozent der Mitarbeitenden angeben, mit ihrer Arbeit «zufrieden» bis «sehr zufrieden» zu sein. Das ist erfreulich. Trotzdem muss der Gemeinderat diese Zahl kritisch hinterfragen: Wie zufrieden sind die Mitarbeitenden mit der obersten Führungsebene? War eine anonyme Teilnahme möglich, und ist das Ergebnis repräsentativ?
Kommissionsbefragung
Die Mitte Baar erwartet mit grossem Interesse auch die Resultate aus der Kommissionsbefragung. Der Gemeinderat wird insbesondere gefordert sein, die Kommissionen und Partizipation der Bevölkerung zu stärken. Für uns stellt sich die Frage, wie die Kommissionen künftig zusammengesetzt sein sollen. Damit die Kommissionen auch in Zukunft einen wertvollen Beitrag an die Gemeindearbeit leisten können, muss der Gemeinderat prüfen, ob thematische Weiterentwicklungen (Stichwort: Digitalisierung) erforderlich sind.
Erwartungen der Mitte Baar
Die Mitte Baar fordert den Gemeinderat auf, die Ergebnisse selbstkritisch zu hinterfragen und die notwendigen Schlüsse daraus zu ziehen. Mit der Mitarbeiterbefragung ist das Thema aber nicht erledigt: Regelmässige Evaluationen – von Mitarbeitenden und politischen Gremien – gehören in die Legislaturziele.
Das Parteiforum
Diese Rubrik soll den Ortsparteien die Möglichkeit geben, zu einem aktuellen Thema Stellung zu beziehen. Dieses Thema wird abwechselnd von einer Partei vorgegeben.
Sechsmal im Jahr erscheint das Parteiforum in der Baarer Zytig. Für das vorgegebene Thema, wie auch für die Antworten, sind die Parteien, und nicht die Baarer-Zytig-Redaktion verantwortlich.

