Musikalischer Fixpunkt in der Kirche
17.12.2025 Musik/KulturDas Winterkonzert der Feldmusik Baar in der Kirche St. Martin schuf im Publikum eine besinnliche Atmosphäre für die Advents- und Weihnachtszeit.
FRANZ LUSTENBERGER
Der tschechische Komponist Karel Svoboda ist in Musikkreisen sehr bekannt. Bei einem breiten Publikum fällt der Groschen aber erst, wenn seine Filmmusik erwähnt wird. In der Weihnachtszeit ist auf praktisch allen Kanälen irgendwann der Märchenfilm «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel» zu sehen; die dazugehörige Musik stammt eben aus der Feder von Svoboda; die Feldmusik Baar hat sie in der Fassung des norwegischen Komponisten Idar Torskangerpoll, der diese eingängigen Melodien für Blasmusik bearbeitete, aufgeführt. Vom Tanz auf dem Königsschloss, bei dem der Prinz endlich eine Frau auswählen sollte, bis zum musikalischen Hauptmotiv der Liebe mit Aschenbrödel ist das ganze Märchen im Werk verwoben. Auch wenn es draussen in Baar regnete, zauberten die 55 Musikantinnen und Musikanten unter der Direktion von Yannick Trares die winterliche Stimmung der böhmischen Schneelandschaft in die Kirche.
Festlich und erzählerisch
Eröffnet hatte die Feldmusik das Winterkonzert mit «A Prelude to the Shing Day», einem Werk des japanischen Komponisten Yo Goto. Ein «festlicher Einstieg» wie Martin Neese, der durch das Programm führte, betonte. Mit «Air» und «Water» folgten zwei von vier Teilen aus den Elementen von Brian Balmages, einer viersätzigen kleinen Symphonie über die Natur. Der Feldmusik gelang es überzeugend, sowohl die Leichtigkeit der Luft wie auch die Kraft des Wassers hörbar und erlebbar zu machen.
Im Mittelpunkt des Konzerts stand die musikalische Umsetzung von biblischen Geschichten aus dem Alten Testament. Unter dem Titel «The Book of Genesis» komponierte der Belgier Bert Appermont drei Musikstücke, die einzeln oder als Gesamtwerk aufgeführt werden können. «Dieses Hauptwerk des Abends hat uns sehr gefordert», sagte Janine van Uffelen, die Präsidentin der Feldmusik, nach dem Konzert. Seit August habe man intensiv geprobt. Und Neese kündigte dem Publikum «ein schwieriges symphonisches Werk» an.
Von der Schöpfung zur Sprachverwirrung
Appermont ist fasziniert von Geschichten; die Bibel ist dafür eine wahre Fundgrube. Mit «The Creation» setzte der Belgier die Schöpfungsgeschichte musikalisch um - kein Urknall, sondern eine sanfte Schöpfung aus dem Chaos heraus, das die Feldmusik gekonnt aufführte. Im zweiten Teil wurden nicht nur die Schlaginstrumente gefordert, sondern alle 55 Musikantinnen und Musikanten verliehen der Geschichte von Kain und Abel, dem ersten Mord in der Bibel, die entsprechende Dramatik. Der dritte Teil unter dem Titel «Babel» führte das Publikum nach Mesopotamien, zur Geschichte über den Turmbau zu Babel. Ein paar Trommeltöne erinnerten zu Beginn an das berühmte Bolero von Maurice Ravel, bevor es dann – unterstützt durch die Steigerung der verschiedenen Instrumente – im Sekunden- und Minutentakt immer höher hinaufging, bis zum Zusammensturz des Turms, und damit dem musikalisch umgesetzten Scheitern.
Doch mit diesem Scheitern wollte die Feldmusik Baar ihr treues Publikum nicht in den Abend und nach Hause entlassen. Im Gegenteil: Im kleinen Nachtstück «Abendmond» von Thiemo Kraas sind die beiden alten deutschen Volkslieder «Abend wird es wieder» und «Der Mond ist aufgegangen» verarbeitet. Passend zur Weihnachtszeit rundete dieses friedvolle Stück sowie «We Wish You A Mambo Christmas» das Winterkonzert 2025 ab. Wie heisst es doch so schön im Abendlied: «Abend wird es wieder; über Wald und Feld säuselt Frieden nieder, und es ruht die Welt.» Diesen Frieden gab die Feldmusik musikalisch dem Publikum mit auf
den Weg.
Ausblick 2026
Musikliebhaberinnen und Musikliebhaber können sich schon zwei Daten in ihrem Kalender 2026 dick anstreichen: Am 1. und 2. Mai findet im Gemeindesaal das Jahreskonzert statt. Wer die Feldmusik Baar und viele weitere Musikvereine hören will, kann dies in der Zeit vom 14. bis zum 17. Mai in Biel geniessen. Am Eidgenössischen Musikfest nehmen über 550 Musikvereine teil. www.emf26.ch



