Biblische Erzählung der Sintflut trifft das Heute

  09.10.2024 Musik/Kultur

Kultur Schriftsteller Hanspeter Gschwend gab in seinem Text der mythologischen Erzählung der Sintflut ein neuzeitliches Gewand. Der Komponist Martin Völlinger schrieb dazu die Musik. Nach monatelangen intensive Proben wurde das Werk uraufgeführt.

IRIS CAGLIONI

Die Erzählung der Sintflut wird in verschiedenen Kulturen als Zorn Gottes über die Verfehlungen der Menschen beschrieben. Die Geschichte, wie sie in unserer Region überliefert wird, handelt von Noah, der die Arche bauen soll. Damit sollen wenige Menschen und jeweils ein Paar aller Tiere vor dem Untergang gerettet werden.

Die Idee, den Text und das Konzept zum Oratorium schrieb Gschwend, die Musik stammt aus der Feder Völlingers. Die Umsetzung mit verschiedenen Chören realisierte Christian Renggli, der die Kirchenchöre in Steinhausen und in Baar leitet, in Kollaboration mit den Chören der Musikschule Steinhausen unter der Leitung von Patricia Samaniego.

Alle Aufführungen waren erfolgreich
Die Organisatoren schätzten sich glücklich über die vielen Zuhörer, die sie für ihre Aufführungen gewinnen konnten. «Wir sind überwältigt. Es war bis auf den letzten Platz alles besetzt», informierte Ursula Gerber vom OK.

Martin Völlinger seinerseits meinte: «Eine Uraufführung ist für mich eine grossartige Sache. Da wird das neue Werk zum Leben erweckt. Eine Komposition wie diese, die so viele verschiedene Mitwirkende zusammenführt, ist immer wie ein riesiges Puzzle. An der Uraufführung müssen dann alle Teile zusammenpassen.»

Genau dieser Aspekt wurde auch von Gerber betont: «Wie sich an den Aufführungen alles zusammenfügte und eine Einheit aus Jung und Alt, Musikern und Sängern ergab, war voller Energie, fast magisch.»

Eindrückliches Generationenprojekt
Die beiden Kirchenchöre Steinhausen und Baar sowie die Chöre der Musikschule Steinhausen bildeten zusammen einen Generationenchor mit über 120 Sängerinnen und Sängern. Eindrücklich war der Klang, erzeugt durch so viele Stimmen in allen erdenklichen Zusammensetzungen. Hinzu kam das 26-köpfige Orchester. Mit mehreren Schlagwerken, einer Harfe, unterschiedlichen Streich- und Blasinstrumenten präsentierten sie eine Musik, die von zärtlich-fein über melancholisch bis wuchtig-aggressiv und lustig-fröhlich klingen konnte. Gschwend erzählt in diesem dramatische Singspiel die Geschichte der Sintflut und lässt Zeitgenössisches mit einfliessen. So wird die Rolle von Noah’s Ehefrau in den Vordergrund gestellt. Sie wurde an den drei Aufführungen von der Baarer Mezzosopranistin Susanne Andres verkörpert. Ihre klangvolle Stimme liess die Zuhörer die Not von Noah’s Frau fühlen.

Noah’s Frau, deren Namen nicht bekannt ist und nie überliefert wurde, sprach mit Gott und auch mit ihrem Mann. Der Erzähler und die beiden Charaktere «Noah» und «Gott» wurden durch die Schauspieler Martin Butzke und Alexander Schmidt gesprochen.

Die Musik und die Erzählungen flossen ineinander über und gaben dem szenenlosen Musikspiel Farbe und Bild zugleich.


Information
Ein Oratorium ist ein musikalisches Werk ohne szenische Handlung mit meist religiösem Hintergrund. Völlinger unterteilte sein Werk in vier Teile. 1. Der Wiederstand, 2. Das Moratorium, 3. Die Flut und 4. Der Bund. Die einzigen Protagonisten nebst den Sängern und Musikern waren die Solistin Andres in der Rolle von Noah’s Frau und jeweils einer der Erzähler, der auch die Worte von Noah und von Gott sprach.


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