Blasmusik und Baarer Lebensfreude

  03.07.2024 Musik/Kultur

Das zweite Innerschweizer Musikfest (IMF) hat vom 21. bis 23. Juni jede Menge gute Laune ins Dorf gebracht. Wettbewerbe, Paraden und die Festwirtschaft liessen keine Wünsche offen – dem Regen zum Trotz.

HANS-PETER SCHWEIZER UND ANNETTE KNÜSEL

Das erste Musikfest wurde im Jahr 2019 in Hergiswil NW durchgeführt. Festival-OK-Chef Markus Maurer erinnert sich: «Es zeigte sich schon damals, dass das IMF im Kanton Zug seine Fortsetzung finden würde. Nun sind wir hier in Baar, denn ich wollte das Fest unbedingt weiterführen. Mit der Feldmusik Baar fand ich einen tollen Verein, welcher bereit war, die Organisation zu übernehmen.» Die Idee für das IMF ist bereits zwölf Jahre alt.

Bare Freude in Baar
Und so wurde Baar für ein ganzes Wochenende zum Sammelpunkt der Freunde von Trompete, Tracht & Co. Der Auftakt am Freitagabend, 21. Juni
gestaltete sich glamourös, mit einem rauschenden Gala-Diner. Er hätte unter dem Tagesmotto «Bare Freude in Baar» stehen können, war doch das Festzelt in der Dorfmatt bis auf den letzten Platz besetzt. «Drei kurze Ansprachen sind geplant, ansonsten sollen die Musik und das Geniessen im Zentrum stehen», hatte der Kommunikationsverantwortliche Silvan Meier
im Vorfeld betont.

Folgerichtig durfte Moderatorin Brigitte Blöchlinger nach der Ansprache von Luana Menoud Baldi, Präsidentin des Schweizer Blasmusikverbands, ein einziges weiteres Grusswort ankündigen: das des Zuger Regierungsrats und Direktors für Bildung und Kultur Stefan Schleiss. Er ist auch Vorsteher der Musikschulen im Kanton. Schleiss hielt sich kurz. Sein Fazit: «Ich liebe Musik, auch aus pädagogischen Gründen. Nicht nur, weil es niemandem in den Sinn kommen würde, in der Musik die Noten abzuschaffen, sondern auch, weil das Üben in der Musik einen besonders hohen Stellenwert hat.»

Lachend konnte die Festgesellschaft nun zum Hauptteil des Gala-Abends übergehen: einem feinen Nachtessen, gefolgt von einem ansprechenden Musikprogramm. Die Swiss Armed Forces Big Band spielte rassig auf, anschliessend gab das Julian von Flüe Trio um den Zuger Akkordeonisten Julian von Flüe traditionelle und neue Schweizer Volksmusik zum Besten.

Wettbewerbsbeiträge auf hohem Niveau
Musik-Feinschmecker, insbesondere die Freunde von Brass und Harmonie, kamen am Samstagmorgen in der Sternmatthalle in den Genuss hervorragender Darbietungen der Stärkeklasse 1. Nebst dem Pflichtstück «Black Iris», komponiert vom Schweizer Komponisten Fabian Künzli, fanden auch die Selbstwahlstücke der Formationen gebührenden Applaus. Selbstwahl- und Pflichtstücke wurden von zwei unabhängigen, offenen Jurys im gleichen Konzertlokal beurteilt. Jede Jury setzte sich aus jeweils drei Expertinnen und Experten zusammen.

Zuhörer Hans Blattmann aus Walchwil, selbst ein erfahrener Musiker, der 18 Jahre lang Bassposaunist bei den Dorfspatzen Oberägeri war und acht Jahre Dirigent der Oberwiler Dorfmusik, zeigte sich beeindruckt von der hohen Qualität der Vorträge und vom überdurchschnittlichen musikalischen Niveau der Spielerinnen und Spieler.

Sattel präsentiert sich regenfest
Der anhaltende Regen am Samstag zwang die Organisatoren, die Parademusik auf der Dorfstrasse ersatzlos zu streichen. So verlagerte sich das bunte Treiben zügig in das Festzelt Dorfmatt. Dort wurde die Stimmung umso besser, je mehr «flüssige Sonne» in Form des bekannten Baarer Hopfensaftes durch die Kehlen floss. Es war berstend voll, das Servicepersonal – alles Ehrenämtler – flitzte durch die Reihen und brachte die bestellten Speisen und Getränke mit erstaunlicher Schnelligkeit an den Mann oder die Frau.

«BBB» war das Geheimnis, also «bestellt, bezahlt, beliefert»: Menschen mit grünen Hosenträgern meldeten die Bestellung via App an die Küche, und kaum waren sie beim nächsten Gast, brachte ein Kollege ohne Hosenträger auch schon die gewünschten Gaumenfreuden an den Platz. Auf der Bühne ging es an den Instrumenten genauso flink zu und her. Den Abschluss des Nachmittags bildete die Blaskapelle Baar (D), die eigens aus dem bayerischen Baar angereist war. Da standen Teile des Publikums längst auf den Bänken und schunkelten, was das Zeug hält. Erfreulicherweise hatte die Sanität trotz der «Bombenstimmung» während des gesamten Wochenendes so gut wie nichts zu tun.

Allein der Musikverein Sattel (Evolutionen) mochte sich mit dem Regenwetter einfach nicht abfinden und kündigte an, seinen Beitrag zur Parade gleichwohl zu zeigen. Und so fanden sich einige Zuschauer an der Schulstrasse ein und bewunderten die Anmut der Ehrendamen unter durchsichtigen Regenschirmen genauso wie die Trittfestigkeit der Musiker und Musikerinnen in durchsichtigen Regenmänteln. Genussvoll defilierten sie hin und her, als wäre das Wetter nicht nass und kühl, sondern trocken und warm.

Am Sonntag setzt sich die Sonne durch
Am Sonntag präsentierte unter anderem die Jugendmusik Baar ihren Wettbewerbsbeitrag in der 3. Klasse Harmonie. Etwa 40 Schülerinnen und Schüler unter der Leitung von Sandro Blank zeigten im bis auf den letzten Platz besetzten Gemeindesaal ihr Können. Im Festzelt spielten die Nachwuchsmusiker aus der Stadt Zug und aus Walchwil-Risch-Rotkreuz auf, ebenso die Musikgesellschaften BB Eich und Walchwil sowie der zweite Gast aus dem Ausland: die irische St. Patrick’s Brass Band aus der Stadt Galway. Unter ihnen: der Trompeter Michael Heinzer, der als Exil-Walchwiler dort lebt und die Musikreise in seine alte Heimat organisiert hat.

Die Parademusik konnte am Sonntag bei angenehm trockenem, aber nicht zu warmem Wetter stattfinden. Dicht an dicht standen die Zuschauer auf der gesamten Strecke von der Kirche bis zum Rathaus. Allerdings nutzten nicht alle Musiken diesen schönen Laufsteg wirklich aus, weil ihre Parade schon weit vor Erreichen des Rathauses ausgespielt war. Trotzdem war es ein herrliches Spektakel, das vom Publikum goutiert wurde.

Das Schlusswort am Sonntagabend gehörte dem Gemeindepräsidenten Walter Lipp. In seiner dynamischhumorvollen Art, «drohte» er den Zuhörern im Festzelt zuallererst mit einer Rede, die mindestens eine halbe Stunde dauern werde. In der Folge zeigte er sich begeistert über den überaus erfreulichen Abschluss und dankte dem Organisationskomitee, das unter der Leitung von Markus Maurer Hervorragendes organisiert und durchgeführt hatte. Alles hätte wie am Schnürchen geklappt und vor allem sei es zu keinen nennenswerten Vorkommnissen gekommen. «Meine versprochene Redezeit ist schon bald abgelaufen», betonte der Gemeindepräsident nach genau sieben Minuten und übergab das Mikrofon wieder an Ok-Chef Markus Maurer.


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