Bürgerliche Ortsparteien fordern Aufklärung

  09.10.2024 Politik

Die bürgerlichen Ortsparteien wollen von der Gemeinde als Arbeitgeberin Antworten. Es gebe viele offene Stellen, die nicht besetzt werden können. Sie fragen sich: Gibt es neben dem Fachkräftemangel noch andere Gründe dafür?

RAHEL HEGGLIN

Um diese Frage zu klären, trafen sich bereits im Frühling Vertreter der Ortsparteien SVP, FDP und der Mitte mit den drei Herren aus dem Gemeinderat, Zari Dzaferi, Walter Lipp und Pirmin Andermatt (selig). «Das Problem ist, dass es sehr viel Fluktuation bei der Gemeinde gibt und es vermehrt zu langen Wartezeiten, beispielsweise bei Baubewilligungen oder Bauabnahmen, kommt», sagt Michael Riboni, Kantonsrat und Vizepräsident der SVP Baar. «Das ist irritierend. Eigentlich sind Gemeinden attraktive Arbeitgeber», ergänzt er. Die Gemeinde habe im Frühling 2023 einzelne Bauherren darüber informiert, dass sich die Bearbeitung einzelner Bauanfragen aufgrund personeller Engpässe um mehrere Monate verzögere. «Das hat zu grosser Aufruhr bei Betroffenen geführt. Im Bereich Bauen ist man auf die Gemeinde angewiesen», so der SVP-Parlamentarier.

Ressourcen fehlen
Dass dieses Schreiben verfasst wurde, bestätigt Dzaferi, Bauvorsteher bei der Gemeinde Baar. Er präzisiert: «Das Schreiben war auf die Dienstleistungen der Siedlungs- und Verkehrsplanung ausgelegt. Zu dieser Zeit bearbeiteten wir neben der aufwändigen Ortsplanungsrevision vier ordentliche und rund ein Dutzend einfache Bebauungspläne. Deshalb informierten wir, dass temporär keine weiteren Projekte aufgenommen werden konnten.» Nach einem kurzen Engpass seien jedoch wieder Bebauungspläne zur Verarbeitung angenommen worden. Aktuell laufe es in der Dienststelle Siedlungs- und Verkehrsplanung sehr gut. Auch wenn immer noch 140 von 320 Stellenprozenten fehlen. «In einer Zeit, in der viele Gemeinden ihre Ortsplanung revidieren, ist es schwer, Raumplanerinnen oder Raumplaner zu finden, die sich idealerweise auch noch mit der Zuger Gesetzgebung auskennen», so Dzaferi. Ähnlich sei es in der Dienststelle Bauberatung/ Baupolizei, wo 100 von 280 Stellenprozenten nicht besetzt seien. Ansonsten sei die Abteilung Planung/ Bau mit sieben Dienststellen und 1’970 Stellenprozenten gut aufgestellt.

Gibt es Diskrepanzen?
Das Argument des Fachkräftemangels zieht bei den Bürgerlichen nur bedingt. «Wir wurden mehrfach darauf angesprochen, dass es innerhalb von Abteilungen zu Unstimmigkeiten gekommen ist, vor allem in der Bauabteilung», sagt Mirjam Arnold, Kantonsrätin und Präsidentin der Mitte Baar. Dass das Problem eher bei einer Personalie, und nicht beim Fachkräftemangel liegt, sieht auch Riboni so: «Wenn sich drei Parteien zusammenschliessen und das Gespräch mit dem Gemeinderat suchen, kann man davon ausgehen, dass konkrete Anhaltspunkte für Probleme vorliegen.» Dass es innerhalb der Bauabteilung Differenzen gibt, davon will Dzaferi nichts wissen: «Die Stimmung unter den Mitarbeitenden der Abteilung Planung/ Bau ist trotz hoher Arbeitslast sehr gut.»

Befragung gefordert
Beim Gespräch im Frühling wurde von den Bürgerlichen auch eine Mitarbeiterbefragung gefordert. Diese soll von einer externen Stelle durchgeführt werden und von den Mitarbeitenden der Gemeinde anonym ausgefüllt werden dürfen. «In Unternehmen und Organisationen von der Grösse der Gemeindeverwaltung Baar finden regelmässig Mitarbeiterbefragungen statt. Nur so kann man den Puls der Belegschaft spüren und sich verbessern», ergänzt Karl Bürgler, Kantonsrat und Vorstandsmitglied der FDP Baar. Die Befragung soll nicht nur abteilungsintern, sondern über die ganze Verwaltung, inklusive Kommissionsmitglieder und Stakeholder, ausgeweitet werden. Die Mitte-Präsidentin bedauert, dass es bei der Gemeinde seit Jahren zu keiner Mitarbeiterbefragung mehr gekommen ist. «Meines Wissens hat während den letzten zehn Jahre keine Mitarbeiterbefragung stattgefunden. Das ist ein schlechtes Zeichen gegenüber den Mitarbeitenden.»

Befragung im nächsten Jahr
Eine Mitarbeiterbefragung wird innerhalb des Gemeinderates Baar, namentlich von Dzaferi und Lipp, begrüsst. Die Gemeindeschreiberin Andrea Bertolosi erklärt, dass eine solche, unabhängig von der Forderung der Bürgerlichen, geplant war, aber in diesem Jahr noch nicht zielführend gewesen wäre. «Wir haben Anfang Jahr das neue Personalreglement eingeführt und werden per Januar 2025 die neue Arbeitszeitverordnung einführen. Danach werden wir eine umfassende Mitarbeiterbefragung machen. Das wird zirka im zweiten Quartal sein.» Hätte man in diesem Jahr eine Befragung gemacht, wären vielleicht Sachen beanstandet worden, die mit der neuen Arbeitszeitverordnung umgesetzt werden. Für sie, Lipp und Dzaferi ist klar, dass die Befragung von einer externen Firma durchgeführt wird und eine Gesamtbeurteilung über alle Abteilungen liefern soll.

Betrag budgetiert
Die Bürgerlichen bedauern, dass sie seit ihrem Gespräch im Frühling nichts mehr von den Gemeindevertretern gehört haben. «Wir hatten gehofft, dass man uns eine Rückmeldung gibt. Leider ist bis heute nichts dazu gekommen», sagt Riboni. Diesen Vorwurf kann Lipp nicht stehenlassen: «Wir haben mündlich immer kommuniziert, dass wir eine Mitarbeiterbefragung planen. Am 3. September erfolgte dazu die 1. Lesung. Die Unterlagen wurden dem Gemeinderat im Vorfeld zugestellt.» Zudem habe man den Betrag dafür anlässlich der Budgetbesprechung vom 11. Juli eingestellt. «Dieser ist mit 20’000 Franken veranschlagt und muss an der Gemeindeversammlung vom Souverän noch genehmigt werden.»

Bei den Bürgerlichen hofft man, dass man vonseiten der Gemeinde noch direkt etwas hört. Ansonsten könnten sie sich vorstellen, einen politischen Vorstoss innerhalb der nächsten Monate einzureichen.


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