Charly Werder – ein Visionär und Traumtänzer
23.04.2025 Musik/KulturEs gibt nur wenige Originale in der Schweiz, welche Eigenschaften in sich vereinigen, wie sie Charly Werder besitzt. Als Selfmademan und Weltenbummler, wurde der Zuger weit über die Schweizer Grenzen wahrgenommen.
HANS-PETER SCHWEIZER
Man nannte sie exzentrisch, wild und bunt, die Modezaren, Filmgrössen und Musiklegenden aus vergangenen Zeiten. Einer, der all diese Attribute in einem verkörperte, ist der Weltenbummler Charly Werder, welcher heute in Sihlbrugg bei Baar ein Pop-Art-Museum unterhält. Er, der Urchamer war als Filmemacher und Photograph aktiv, führte Regie und schrieb Drehbücher. Als Musiklehrer, Künstleragent, Geschäftsführer und Inhaber einer Modelagentur, entdeckte er mehrere Kandidatinnen, welche als spätere «Miss Schweiz» ihre Model-Karriere starteten. Auch einige Money-Girls aus der TV-Sendung «Deal or No Deal» entstammten aus seiner Agentur. Er ist und war ein Tausendsassa der Extraklasse eben. Exklusive Autos, eigener Kleiderstil, und vor allem immer umgeben von einer Schar schöner Frauen, so erinnert man sich an das Zuger Original Werder. Seine Tätigkeiten gingen weit über den Raum Baar/Cham/Zug hinaus. Die weltbekannten «Charly Werder Models of Switzerland» waren viele Jahre in der Schweiz und in Europa unterwegs. Für längere Jahre und unzählige Male waren die Charly-Werder-Models auch in den USA zwischen New York und Los Angeles auf internationalen Modeplattformen präsent.
Erinnerungen eines Bandleaders und Politikers
Der langjährige Freund und Wegbegleiter Pepe Lienhard meinte anlässlich einer Kurzvisite im Pop-Art-Museum in Sihlbrugg: «Ich kenne Charly nun seit bald 60 Jahren, als ich mit Udo Jürgends meine Tourneen begann. Wenn man ihn oft als bunten Hund bezeichnete, kann ich dem nur beipflichten, und das meine ich durchaus positiv.» Lienhard weiter: «Es ist ein Segen, gibt es Menschen wie Charly, welche mit Visionen vor Augen, stets optimistisch vorwärts streben. Nie hat er sein positives Denken abgelegt und immer wieder junge Talente aus der Modebranche, ‹Sini Meitli› wie er jeweils zu sagen pflegte, erfolgreich gefördert.» Lienhard erinnert sich auch gerne daran, wie er nach dem Einkaufen an der Chamer Knonauerstrasse in Charly Werders Musikschule vorbeischaute, um zusammen einen Kaffee zu trinken. Der heute 78-Jährige Charly Werder ist und bleibt ein Original, wie wir nur wenige haben in der Schweiz. Auch der Hotelier und langjährige Zuger Politiker Philip C. Brunner, Laudator anlässlich der Präsentation seiner Chronik «Wer? der Charly», zeigt grösste Bewunderung für die langjährige, unermüdliche Schaffenskraft des initiativen Zugers. Charly Werder gehört seit 30 Jahren zu Brunners persönlichen Freunden.
Es begann mit Hazy Osterwald
Die Plakate kündigten damals 1958, den Auftritt des damals weltbekannten Hazy Osterwald Sextetts in der Zentralschweiz an. An einem kalten Novemberabend, Charly war gerade einmal 11 Jahre alt. Ohne das Einverständnis seiner Eltern fuhr er mit Vaters Militärvelo nach Zug. Es war der feste Wille, diese Musiker des Hazy Osterwald Sextetts, live zu erleben. Verfroren und durchnässt kam der Junge zirka 16.30 Uhr vor dem Casino in Zug an. Infolge der Bewachung durch die Securitas hatte Charly als Jugendlicher keine Chance, in den Konzertsaal zu gelangen. Dass um 17 Uhr eine Probe angeordnet war, wusste Charly. Auf der Treppe des Bühneneingangs sitzend beobachtete er, wie sein Idol Hazy Osterwald in seinem Wagen beim Casino vorfuhr. Osterwald schritt in einem dunklen Wintermantel direkt auf die Treppe zu und sprach den frierenden Charly mit fragendem Gesicht an: «Was machst denn du da in dieser Kälte auf der Treppe?» «Ich möchte Ihre Musik kennen lernen, doch die da draussen lassen mich nicht rein», erwiderte der kleine Werder. Osterwald nahm ihn an der Hand und meinte: «Jetzt gehörst du zu mir, du bleibst bei uns hinter der Bühne, da wirft dich keiner raus.» Mit Stolz half er dem damals zu den weltbesten Schlagzeugern gehörenden John Ward, sein Schlagzeug aufzubauen. Das war die Initialzündung für die phantastische Karriere von Charly Werder. In drei Werken mit den Titeln «Wer? Der Charly» sowie «Tiefenschärfe, Band-1 und 2» ist sein Schaffen im Musik-, Film- und Modebusiness ausführlich beschrieben und dokumentiert.
Charly blickt in die Zukunft
Mit seinen drei Büchern hat Werder ein beeindruckendes Archiv geschaffen, welches zehntausende von Fotos, unzählige Videos, ausführliche Dokumentationen und Kurzgeschichten aus dem Showbusiness umfassen. Sein Archiv zeigt auch auf, dass es ihm ein Bedürfnis war, sein kulturelles Erbe für die Allgemeinheit zu sichern. Zur Zeit bereitet sich Charly Werder auf die Weiterentwicklung seines Museums in Sihlbrugg vor. Die in Auw, Kanton Aargau aufgewachsene Marilena Pepaj und ihr Freund Adrian Prenkaj sind bestrebt, sein einmaliges Werk und seine Sammlung in seinem Sinne weiterzuführen.
Obwohl nicht immer von allen Menschen ganz verstanden, weiss Charly: Es war und ist ein herrliches Leben! Dies war auch der Titel des Buches von Teddy Stauffer (1909-91), einer der zahlreichen Freunde Charly Werders. Der legendäre Schweizer Jazzmusiker und Bandleader der «Original Teddies» und spätere «Mister Acapulco», beschrieb 1968 Höhen und Tiefen im Showbusiness. Es sind dies Parallelen, die auch für den immer und überall initiativen wie positiven Menschen Charly Werder seine Gültigkeit hatten – und zweifesohne auch behalten werden.