Cybersicherheitsinitiative

  10.09.2025 Leserbriefe

Der Inhalt des Leserbriefes muss nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.

Cybersicherheitsinitiative

Wie wir in der letzten Baarer Zytig lesen konnten, will die Zuger Regierung den Kanton zum Schweizer Zentrum für Cyber-Sicherheit machen und ein entsprechendes Kompetenzzentrum aufbauen. Eine erstaunlich gute Idee, dachte ich im ersten Moment, um dann stutzig zu werden. Hat diese Regierung tatsächlich im Sinn, die Bevölkerung vor Raubzügen rafinierter Internet-Betrüger zu schützen? Oder geht es ihr nicht wieder einmal höchst einseitig um die Interessen der Wirtschaft? Ich bin viel mehr der Überzeugung, dass der geplante Schritt in erster Linie zum Schutz der Krypto-Firmen (Fintech, Blockchain-Schattenbanken, Bitcoin-System, Spionage- und Überwachungssoftware, Künstliche Intelligenz usw.) gedacht ist. Viele haben sich in den vergangenen Jahren im Zuger »Crypto Valley« angesiedelt und eine ziemlich undurchsichtige, klammheimliche, aber äusserst gewinnbringende Ökonomie aufgebaut. Da profitieren selbstverständlich auch die kantonalen Steuereinnahmen, obschon die Kryptowährungen unter anderem auch zur Steuervermeidung gedacht sind. Die angesiedelten Blockchain-Firmen spielen eine wichtige Rolle in der globalen Schattenwirtschaft, wo Milliardensummen aus dem Handel mit Drogen, Waffen, Menschen, Bestechungs- und Lösegeldern unkontrolliert hin- und hergeschoben werden. Das Ziel des Geldwaschens ist es, illegal erwirtschaftetes Geld in legale Investitionen umzuwandeln. Für diese Krypto-Firmen ist Zug als hochfinanziertes und wohlhabendes Zentrum ein ideales Pflaster mit guten Investitionsmöglichkeiten in Immobilien, Firmenkonstruktionen und Luxusgütern.

Aber auch zwielichtige Geschäftsleute sind nicht davor gefeit, selbst Opfer von Cyberkriminellen zu werden. Die Kryptobörse »Lykke« mit Sitz in Zug – um nur ein Beispiel zu nennen – musste im vergangenen Dezember Konkurs anmelden, weil im Juni 2024 unbekannte Hacker Kryptobestände in der Höhe von 22 Millionen Franken abgezügelt hatten. Über 400 Investoren bangen nun um ihr Geld. Damit war auch für die Regierung klar, dass solche Raubzüge der Standortattraktiviät des »Crypto Valley Zug« abträglich sind. Jetzt muss also schleunigst – koste es, was es wolle – ein kantonales Kompetenzzentrum für Cybersicherheit her. Muss der bürgerlich regierte Kanton Zug unbedingt ein Zentrum der globalen Schattenwirtschaft bleiben?

Hans Peter Roth, Baar


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