Der neue Landammann sucht die Nähe zum Volk
15.01.2025 PolitikDer Empfang des in Baar wohnhaften Zuger Regierungsrats Andreas Hostettler auf dem Platz neben dem Gemeindesaal am 20. Dezember 2024 war nüchtern. Möglicherweise war die Stimmung bei der nachfolgenden Landammann-Feier hinter verschlossenen Türen lockerer.
MARCO MOROSOLI
Auf dem Platz hinter dem Baarer Gemeindesaal versammelten sich am Freitag vor dem vierten Adventsonntag des Jahres 2024 vielleicht zweihundert Menschen. Darunter befanden sich viele, die von Amtes wegen den Weg nach Baar gefunden hatten.
Der Auslöser für den letzten offiziellen Baarer Apéro im Jahre 2024 war ein feierlicher. Der neue Zuger Landammann Andreas Hostettler (FDP) liess sich am Tage nach seiner Wahl im Kantonsratssaal des Zuger Regierungsgebäudes von den Seinen samt ihm zugewandten Menschen feiern.
Das Heimspiel hat der neue Landammann des Standes Zug sicher genossen. Der FDP-Regierungsrat musste im Verlaufe des Jahres wiederholt Kritik der Staatswirtschaftskommission des Zuger Kantonsrats einstecken. Hostettler kassierte unter anderem wegen seiner Amtsführung seiner Direktion des Innern einen Rüffel. Ebenso zog er Unmut auf sich, da unter dem Dach seiner Direktion möglicherweise ein Grundstückgeschäft nicht gesetzeskonform abgewickelt wurde.
Der neue Landammann schaffte seine Wahl zwar locker. Aber bei 45 Stimmen von 74 im Kantonsratssaal anwesenden Parlamentarierinnen und Parlamentariern kann nicht von einem Glanzresultat die Rede sein. Solche sind bei der Wahl zum Landammann und Statthalter normal.
Aber all diese Misstöne spielten beim Baarer Empfang keine Rolle. Standesgemäss durfte der neu gewählte Landammann Andreas Hostettler hinter den Jung-Tambouren und der Frau Standesweibel auf dem Baarer Festplatz beim Schwesternhaus laufen.
Dort begrüsste ihn standesgemäss der Baarer Gemeindepräsident Walter Lipp. Alle auf dem Festplatz Versammelten begrüsste er mit dem Satz: «Baar ruft, und ihr kommt.» Vor etwas mehr als zwei Jahren hatte Lipp diese Ehre schon einmal gehabt. Damals (25. Mai 2022) dürfte es ein wenig wärmer gewesen sein, als Martin Pfister (Die Mitte) im dritten Anlauf – coronabedingt – seine Landammann-Feier abhalten konnte.
Hostettler sucht die Nähe zu seinem Volk
Der Baarer Gemeindepräsident strich auch die Vorzüge Baars heraus. Er erwähnte die «Gemeinschaft» und den «Zusammenhalt» von Alt-Fry-Baar. Die Feier dieser Institution im Jahre 2026 fällt noch in die Zeit, in welcher Hostettler den Ehrentitel Landammann trägt.
Der neue Landammann sprach – wie Lipp – nur kurz. Auf dem Rednerpult zu stehen, bezeichnete er als einen «besonderen Moment». Mit Stolz erfüllt es den Regierungsrat, dass er im doppelten Sinn ein Baarer ist. Er erzählte, dass er seit Beginn der 1990er-Jahre in Baar wohnt. Mittlerweile besitzt er auch das Baarer Bürgerrecht. Im Gespräch offenbart er, dass die Gemeinde Wahlern (Kanton Bern) seine Heimatgemeinde gewesen sei. Als selbständiges Gemeinwesen gibt es diese Körperschaft nach einer Fusion im Jahre 2011 nicht mehr. Da fiel es dem Baarer wohl leicht, nur noch Baar als Heimatgemeinde zu bezeichnen. In dieser Körperschaft hat Hostettler 2012 seine politische Karriere begonnen. Zwölf Jahre später erfolgte der nächste Karrierehöhepunkt für Hostettler. Er ist der 88. Zuger Regierungsrat, welcher nach der Gründung der modernen Schweiz im Jahre 1848 das Amt des Landammanns bekleidet.
Dann sagte er, dass er als Landammann sich gegenüber dem Volk öffnen wolle. Dieser Bürgerdialog soll einmal im Monat stattfinden: «Ich will den Zugang zu den Menschen finden.»
Dem Winterwetter war es geschuldet, dass die Besuchenden der Baarer Landammann-Feier schnell in alle Richtungen zerstoben. Eine Spezial-Edition Baarer Bier mit einem Bild vom neuen Landamann schmeckte.
Grosse Feier für geladene Gäste
Für den gewählten Landammann gab es hinterher im Baarer Gemeindesaal eine offizielle Feier. Darüber ist bekannt, dass sich 183 Menschen zu diesem Fest angemeldet haben. Der Ausschluss der Öffentlichkeit – oder besser der Medien – ist Ereignissen geschuldet, die zehn Jahre zurückliegen.
Das Gesicht Zugs in der Schweiz
Das Historische Lexikon der Schweiz schreibt zum Thema: «Landammann heisst der Vorsteher der Regierung in den Landsgemeindeorten Glarus und Appenzell Innerrhoden, den früheren Landsgemeindeorten Schwyz, Ob- und Nidwalden, Uri, Zug und Appenzell Ausserrhoden sowie in Solothurn und Aargau.
In Zug gelang die Wahl eines Landammanns oder Ammanns erst im Jahre 1411. Drei Jahre später wählten die Zuger Peter Kolin in dieses Amt. Dieses Ereignis ist historisch wichtig, da sich Zug mit dieser Wahl gegenüber den Miteidgenossen emanzipierte. Kolin war gleichzeitig auch noch Pannerherr des Standes Zug. In dieser Doppelfunktion nahm er an der Schlacht von Arbedo (TI) am 30. Juli 1422 teil. Er starb bei diesem Waffengang verschiedener eidgenössischen Stände gegen die Mailänder wie sein Bruder Rudolf. Immerhin konnten die Zuger ihr Panner retten und verehren Peter Kolin immer noch als Held.
Solche Taten verlangt von den Zuger Landammännern heute keiner mehr. Doch Andreas Hostettler ist nun für zwei Jahre das Zuger Aushängeschild bei offiziellen Anlässen in der ganzen Schweiz.