Die Entsorgung ist nach den Festtagen gefordert
15.01.2025 Wirtschaft, GesellschaftWeihnachten ist die Zeit der schön verpackten Geschenke; man feiert und trinkt auch eine gute Flasche Wein oder an Silvester einen Champagner. Die Kehrseite sind Abfälle, welche bei den Firmen der Entsorgung und des Recyclings zu Mehrarbeiten führen.
FRANZ LUSTENBERGER
Mittwoch der letzten Woche, ein regnerischer Tag. Seit dem frühen Morgen sind Hans Müller (Chauffeur) und Silvio Andermatt (Lader) mit ihrem Lastwagen in den Baarer Quartieren unterwegs. Praktisch bei jedem Hauseingang leuchtet ein blauer Abfallsack, die Container bei grösseren Überbauungen sind gut gefüllt. «Nach den Festtagen hat es schon etwas mehr Abfall aus Privathaushalten, den wir entsorgen», sagt Andermatt. Und packt den nächsten Sack und schwingt ihn in den grossen Lastwagen mit Elektroantrieb. Die Kehrichtwagen der Firma R. Hürlimann AG Transporte fassen 22 Kubikmeter Kehricht. Philipp Schlegel, verantwortlich für den Bereich Recycling, erläutert, dass jeder Kehrichtwagen ein- oder zweimal pro Tag zur Verbrennung nach Perlen fährt.
Die Firma R. Hürlimann AG Transporte hatte bis zum letzten Jahr in Baar den Auftrag für die Unterflurcontainer und die Grünabfuhr; seit Anfang 25 ist sie für die gesamte Entsorgung, also auch für den Kehricht in den blauen Säcken zuständig. Sie hat die entsprechende öffentliche Ausschreibung des Zweckverbandes der Zuger Einwohnergemeinden für die Bewirtschaftung von Abfällen (Zeba) gewonnen. Verändert haben sich für Baar die Tourentage: Kehricht ist neu am Mittwoch, Grüngut am Donnerstag. Für Grüngut sind in der Regel in Baar zwei Fahrzeuge mit sechs Männern unterwegs. Beim Kehricht sind es ebenfalls zwei Fahrzeuge mit fünf Männern.
Grossandrang im Ökihof
Ortswechsel zum Ökihof. Beim Augenschein am Dreikönigstag ist der Andrang nicht mehr so gross, konstatiert Roger Schmid, Disponent der Franz Twerenbold AG. Doch es sind immer noch viele Frauen und Männer, die ihre Sachen mit dem Auto, dem Fahrrad oder zu Fuss zum Entsorgen bringen. Aber an den vier Werktagen vom 27. und 28. Dezember sowie vom 3. und 4. Januar hatte der Ökihof – so Schmid – «full house».
Konkret: «Es wurden die bis zu dreifachen Mengen an Glas und Karton zu uns gebracht.» Statt der üblichen zwei Mitarbeitenden an der Front im Ökihof waren es bis zu fünf Mitarbeitende, welche die Kunden beim Verteilen der Ware auf die verschiedenen Behältnisse unterstützten und für Fragen zur Verfügung standen. Ein Mitarbeiter war auch im Verkehrsdienst eingeteilt.
90 Tonnen Karton sind bereit
Der Blick in den Hintergrund belegt die Folgen des Runs. Die Kartonpresse stösst in regelmässigen Abständen Ballen von 500 Kilogramm aus. Im Lager stapeln sich gegen 200 Ballen, also rund 90 Tonnen Karton. «Die gehen diese Woche alle mit vier Lastwagenfahrten noch raus.» Ziel ist die einzige noch verbliebene Fabrik in der Schweiz, die Karton herstellt, das Kartonwerk der Model Group in Weinfelden. Schmid spricht im Zusammenhang mit dem massiv zunehmenden Anfall von Karton von einem anhaltenden «Zalando-Effekt».
Viel Altglas geht ins Ausland
Ebenso voll sind die Behälter für Altglas. In der Schweiz besteht seit Juni 2024 keine Fabrik mehr, die aus Altglas neues Verpackungsglas herstellt. Nach Angaben der Zeba geht das im Verbandsgebiet gesammelte Glas zur Weiterverarbeitung überwiegend nach Norditalien, ein kleinerer Teil nach Osteuropa. Dieser Export dürfte laut VetroSwiss in den nächsten Jahren noch zunehmen. Rund zehn Prozent des gesammelten Altglases gehen in ökologische Produkte im Baugewerbe. Es könnte also sein, dass die Champagnerflasche von Silvester als Wärmedämmung im eigenen Haus eine neue Verwendung findet.
Aus Weihnachtsbäumen wird Kompost
In der ersten Woche des neuen Jahres sind an den Strassenrändern die Weihnachtsbäume nicht zu übersehen. «In diesen Tagen bringt die Grüngutabfuhr viele Weihnachtsbäume zu uns», sagt Vinzenz Sägesser, Anlagewart der Allmig. Die Christbäume werden geschreddert und zu hochwertiger Komposterde verarbeitet. Die allermeisten Christbäume werden ohne Fremdkörper angeliefert. Es sei aber schon einmal vorgekommen, dass noch eine ganze Lichterkette am Baum gehangen habe, meint Sägesser eher schmunzelnd.
Was geschieht mit den nicht verkauften Weihnachtsbäumen? Beni Langenegger überlässt seine Christbäume einem Pferdebetrieb. Isabel Knaus, Ernährungstherapeutin für Pferde, hält fest, dass manche Pferde Weihnachtsbäume gerne fressen, «ja sie geradezu verschlingen».
Noch ein letzter Aspekt: In früheren Jahren gehörte das neue Pyjama oder ein seidenes Nachthemd zu den üblichen Weihnachtsgeschenken. Ganz faktenorientiert stellt Disponent Schmid nach den Festtagen eine deutliche Zunahme bei der Altkleidersammlung fest. Um es etwas poetischer zu interpretieren – man räumt am Jahresende in vielerlei Hinsicht auf, auch im eigenen Kleiderschrank.