Die «Lebende Krippe» vereint Weihnachten mit Satire

  18.12.2024 Musik/Kultur

Pünktlich zum Feiertag Maria Empfängnis führte der Kunstkiosk ein Krippenspiel auf. In diesem Jahr zum siebten und letzten Mal.

FRANZ LUSTENBERGER

«D Zäller Wiehnacht» von Paul Burkard ist schweizweit das bekannteste Krippenspiel, das in diesen Tagen in Kirchen an verschiedenen Orten zur Aufführung gelangt. Ein geistliches Singspiel, das auf das Mittelalter zurückgeht. Deutlich jünger und keineswegs nur weihnächtlich ist dagegen «Die Lebende Krippe» in Baar. Die Geschichte von Maria und Josef und ihrem unehelichen Kind wurde mit aktuellen politischen und gesellschaftlichen Bezügen satirisch verknüpft. Oder, wie es der blaue Ochs gleich zu Beginn sagte: «Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative und eine komische.» Maria Greco, Severin Hofer, Babs Stehli und Patrick Hofer, welche die unterschiedlichsten Rollen in diesem Krippenspiel verkörperten, führten den Dialog mit aktuellem Wortwitz. So betonte Erzengel Gabriela, in der Bibel Gabriel, seine Geschlechterneutralität: «Wir Engel sind ja schliesslich genderneutral», zwar von den Sternen herunterkommend, aber ohne Stern. Übrigens koche sie im Himmel für die ganze Belegschaft samt dem Chef «Rüeblisuppe», nicht nur mit den geraden und normierten Rüebli aus der Packung im Supermarkt, sondern mit allen Formen des Gemüses. Das Thema Foodwaste ist eben auch in der himmlischen Küche angekommen.

Leihmutterschaft vom Chef im Himmel
Maria kauerte in der ganzen ersten Hälfte des Spiels in ihrem Gefängnis, durch schmale Ritzen blickte sie zwischen schwarzen Latten hindurch ins Publikum. Josef befreite sie dann daraus, hochschwanger und nicht nur in freudiger Erwartung. Denn schliesslich musste sie ihrem Mann noch das Geheimnis der Empfängnis anvertrauen. Josef vermutete gleich eine moderne Leihmutterschaft, was letztlich auch stimmte; Maria präzisierte. «Es kommt von oben.» Nun ging es daran, ganz praktisch vorzugehen. Das baldige Elternpaar brauchte eine Unterkunft, also eine Wohnung. Josef ungläubig: «Da in Zug?» Vielleicht in einer unterirdischen Asylunterkunft. Aber der Wirt zum «Blauen Ochsen» hatte eine Alternative: eine Abstellkammer, also eine Art Krippenplatz. Josef, nochmals praktisch veranlagt: einen Krippenplatz, bevor das Kind da ist, da müsse man zugreifen.

Halleluja, das Kind ist geboren
Musikalisch begleitet von Friedrich Schillers Gedicht «Ode an die Freude» aus der 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven kam dann das Kind zur Welt, quasi als Symbol für ein vereintes Europa. Denn nun werden alle Völker Brüder, so die nie realisierte Botschaft von Weihnachten. Ein Halleluja erklang im vollbesetzten kleinen Kunstkiosk im Robert-Fellmann-Park; die Sehnsucht nach Frieden war wohl der Kerngedanke des neugeborenen Kindes.

Zur Weihnachtsgeschichte gehörten auch die drei Könige mit ihren Geschenken. Im Baarer Krippenspiel war es dann allerdings nur ein König namens Tännler, «der König von Zug». In Zug reiche ein einzelner König völlig aus: «Tännler ist ein schöner Name.» Er brachte für das Neugeborene eine kleine blaue Schaufel mit, nach der Ablehnung der Umfahrungstunnels werde sie nicht mehr benötigt. Mit seinem Waldgewand passe er auch zu Weihnachten. So stimmten alle miteinander zu seinen Ehren ins Lied «Oh Tannenbaum, oh Tännlerbaum» ein.

Nach sieben Aufführungen seit dem Jahr 2018 ist nun Schluss mit der «Lebenden Krippe» im Kunstkiosk. In Erinnerung bleiben sieben Spiele – immer mit viel Improvi - sation angereichert, deshalb auch teilweise chaotisch, zuweilen absurd und satirisch. Und immer mit einem Bezug zu Themen der Gegenwart. Die bisherige Leitung des Kunstkiosk gibt Ende Jahr ihr Amt ab (Baarer Zytig vom 4. Dezember). Maria Greco dazu: «Die neue Leitung mit Laura Hürlimann Rafael Casaulta und Julian Wasem soll über das Programm frei entscheiden können.» Also ohne Zwang, die Lebende Krippe als Event weiterführen zu müssen. Man kann auf das nächste Jahr und auch die Weihnachtszeit 2025 gespannt sein.


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